Montag 17 Juni 2019, 08:27

Marta bastelt noch an ihrem Vermächtnis

In den 45 Minuten, in denen Marta gegen Australien im Spiel war, wurde deutlich, warum ihre Anwesenheit auf dem Spielfeld mit so hohen Erwartungen verknüpft ist. Die als The Best – FIFA-Weltfussballerin ausgezeichnete Brasilianerin laborierte zu Beginn der WM in Frankreich noch an einer Muskelverletzung. Die Entscheidung über ihren Einsatz fiel erst am Spieltag selbst.

Sie verhalf der Seleção in einer hervorragenden ersten Halbzeit zu einem ausdrucksstarken Spiel und verwandelte abgebrüht einen Elfmeter. So gingen die Brasilianerinnen mit einer 2:0-Führung in die Pause. Darüber hinaus stellte Marta den Torrekord von Miroslav Klose bei Weltmeisterschaften ein. Beide haben jetzt 16 Treffer auf dem Konto.

Allerdings drehten die Australierinnen das Spiel in der zweiten Halbzeit, sodass die gute Leistung am Ende nicht gebührend gefeiert werden konnte. Das war frustrierend für die Brasilianerinnen, doch der Star des Teams macht deutlich, dass diese Geschichte bereits abgehakt ist. Jetzt geht es darum, den Einzug ins Achtelfinale gegen Italien perfekt zu machen. "Wir werden es schaffen", so Marta.

Sie bastelt noch an ihrem Vermächtnis bei diesem Turnier, das ein Meilenstein zu sein scheint. Die "Fussballkönigin" möchte mit der Seleção weit kommen und das WM-Umfeld noch eine Weile genießen.

Das war eine bittere Niederlage. Was hat Brasilien aus dem Spiel gegen Australien gelernt? Ich glaube, die wichtigste Lektion ist wirklich, dass wir aktiv ein gutes Ergebnis herbeiführen, und nicht einen Vorsprung verwalten müssen. Dem Team ist es nicht gelungen, so aufzutreten, dass ein positives Ergebnis dabei herauskam. An diesem Aspekt müssen wir arbeiten. Alle müssen an einem Strang ziehen.

Welche Erwartungen haben Sie an das Spiel gegen Italien? Für uns geht es um alles oder nichts. Wir wollen gewinnen, um weiterzukommen. Wir haben ein starkes Team. Wenn es uns gelingt, Chancen herauszuspielen, müssen wir sie nutzen und in Tore ummünzen.

Was tun Sie an Tagen, an denen Spiele wie dieses anstehen? Haben Sie eine bestimmte Routine? Und gibt es Dinge, die Sie vermeiden? Ich bin sehr nervös, das ist wirklich absurd. Ich renne ständig auf die Toilette. Gott im Himmel [lacht]! Aber nicht etwa, weil ich Probleme habe. Ich muss einfach etwas tun [lacht]. Ich kann nicht anständig essen. Und dann muss ich immer einen Augenblick ganz für mich sein, in dem ich den Kontakt zu Gott suche. In den Mannschaftsbus steige ich grundsätzlich durch die Vordertür ein und auch wieder aus. Hört sich verrückt an, aber das ist eine Marotte von mir. Wenn der Ball rollt, fällt die Nervosität von mir ab und ich bin voll und ganz auf meine Aufgabe konzentriert.

Das Brechen von Rekorden ist schon zur Routine geworden. Doch jetzt haben Sie Ihr 16. Tor bei Weltmeisterschaften erzielt und damit den Rekord von Miroslav Klose eingestellt. Noch gibt es die Chance, an ihm vorbeizuziehen. Wie fühlt sich das an? Das ist eine große Freude und das Ergebnis von guter Teamarbeit. Auch einer Marta wäre es ohne die Hilfe ihrer Teamkameradinnen und aller Mitarbeiter niemals gelungen, mit dem ewigen Rekordtorschützen der Weltmeisterschaft gleichzuziehen. Es ist schön und auch ein Ansporn. Auf jeden Fall ist es eine Motivation, wenn ich auf dem Platz stehe.

Dies scheint selbst bei all Ihrer WM-Erfahrung ein besonderes Turnier zu sein. Ist das für Sie und Ihre Teamkolleginnen ein Erfolg und eine Anerkennung? Ja. Das ist ein Erfolg für den Frauenfussball. Wir haben immer auf mehr Unterstützung und Förderung gedrängt. Das ist die Anerkennung für unsere langjährige Arbeit. Es ist wichtig, und wir fordern, dass es keine vorübergehende Angelegenheit ist. Unsere Generation wird nicht ewig da sein. Das gilt nicht nur für Brasilien, sondern auch für andere Länder. Und wir hoffen, dass auch die nächsten Generationen profitieren können.

Noch eine Frage zum Schluss: Sie haben noch eine lange Karriere vor sich. Amen [lacht].

Aber irgendwann wird sie zu Ende gehen. Wie möchten Sie im Fussball in Erinnerung bleiben? Als Erstes kommen mir die Spiele, die ich bestritten habe, und meine Tore in den Sinn – die Erfolge. Aber wichtiger ist es, glaube ich, dafür in Erinnerung zu bleiben, dass ich gemeinsam mit vielen anderen Sportlerinnen für Verbesserungen in dieser Sportart gekämpft und ein Vermächtnis für zukünftige Spielerinnengenerationen hinterlassen habe.