Mittwoch 29 Mai 2019, 06:40

Macdonald: "Inspiration für eine ganze Nation"

  • Singer-Songwriterin Amy Macdonald hat weltweit Millionen Alben verkauft

  • Als leidenschaftlicher Fussballfan unterstützt sie Schottlands Frauen-Nationalteam

  • Macdonald spricht über die Wirkung der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft

"Was verstehst du denn schon vom Fussball?"

Amy Macdonald hat schon viel gehört. Doch diese Antwort – gespickt mit Beleidigungen und Schimpfwörtern – auf einen ihrer Tweets zu Schottlands Frauen-Nationalteam konnte die Singer-Songwriterin nicht auf sich sitzen lassen. Später sagte sie: "Er kam wohl nicht damit klar, dass eine Frau eine Meinung zu Sport haben kann. Das hat sein kleines Hirn nicht verkraftet."

Hätte der Twitter-Troll seine Hausaufgaben gemacht, wüsste er, dass Amy Macdonald das schönste aller Spiele leidenschaftlich liebt und sich sehr gut damit auskennt. Die passionierte Anhängerin des schottischen Nationalteams sowie der Glasgow Rangers verschlang schon als Kind zusammen mit ihren Schulfreunden alle möglichen Fussball-Statistiken. Und sie ist dem Spiel bis heute hingebungsvoll treu geblieben.

Amy Macdonald performte bei der FIFA Ballon d'Or-Zeremonie 2013, was sie schmunzelnd als "eine unglaublich verrückte Erfahrung" beschreibt. Und sie ist mit einem Fussballprofi verheiratet – dem Außenverteidiger Richard Foster vom schottischen Klub St. Johnstone.

"Zuhause reden wir die ganze Zeit über Fussball", sagt Macdonald gegenüber FIFA.com. "Früher war ich einfach nur Fan. Doch wenn man einige Geschichten über die Dinge hinter den Kulissen gehört hat, kann die Romantik schon ein wenig leiden."

Glücklicherweise ist die Fussballromantik bei Amy Macdonald vor Kurzem wieder neu erwacht – dank Schottlands historischer Qualifikation für die anstehende FIFA Frauen-Weltmeisterschaft.

"Eine fantastische Sache", schwärmt die Musikerin noch immer vor Begeisterung. "Ich kann mich nicht erinnern, dass in Schottland jemals so viel über Frauenfussball gesprochen wurde. Dabei schwingen aufrichtiger Respekt und jede Menge Freude mit. Den Menschen wird klar, dass wir alle sehr stolz auf diese Frauen sein dürfen. Die Leute zählen schon jetzt die Tage bis zum ersten Spiel, das ist einfach grandios."

"Als ich zehn war, spielten Schottlands Männer zuletzt bei einer Weltmeisterschaft. Das war die WM 1998 in Frankreich. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ob es gestern war. Es gab seitdem nicht viele schottische Teams, die Anlass dazu gaben, die Sektkorken knallen zu lassen. Als Frau macht es mich besonders stolz, dass unsere Ladys jetzt die schottische Fahne hochhalten. Das Team ist so inspirierend! Immer, wenn ich sie spielen sehe, denke ich, welch großartige Vorbilder sie für die Frauen und Mädchen in unserem Land sind."

Nationalcoach Shelley Kerr hat ihrem Team einen ganz besonderen Geist eingeimpft, der gepaart mit echtem Können zum Erfolg geführt hat. Diese Leistung wird in Schottland honoriert und in der schottischen Fussballlandschaft vollzieht sich gerade ein Wandel. Auch die Einstellung der Menschen hat sich geändert. Mittlerweile ist die Akzeptanz für Frauenfussball deutlich gestiegen und immer mehr Mädchen werden ermutigt, sich dem Spiel hinzugeben.

Diese Entwicklung ist längst überfällig, wie Amy Macdonald aus eigener Erfahrung berichten kann: "Meine Schwester war eine richtig gute Fussballerin. Sie war viel besser als ich und schaffte es bis in die Schulmannschaft. Sie war jedoch das einzige Mädchen im Team und musste viel einstecken. Das war sehr hart für sie. Letztlich hat sie mit dem Fussballspielen aufgehört, da es das einfach nicht wert war. Seitdem haben sich die Dinge kontinuierlich verbessert. Ich glaube, diese Weltmeisterschaft wird viele junge Mädchen dazu inspirieren, selbst Fussball zu spielen. Das ist eine gute Sache."

Viele hoffen, dass Schottlands historische WM-Teilnahme noch eine viel größere Wirkung entfalten möge. Kann das Turnier vielleicht dazu beitragen, antiquierte Ansichten und haltlose Beleidigungen einzudämmen, denen weibliche Spieler, Journalisten und Fans – darunter Amy Macdonald selbst – schon viel zu lange ausgesetzt sind?

Die WM in Frankreich wird sich positiv auswirken, davon bin ich überzeugt. Diese tollen Athletinnen bei einer derart großen Veranstaltung spielen zu sehen, wird hoffentlich dazu beitragen, auch die letzten Vorurteile zu überwinden."

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"Er schien einfach sehr gut zu den Erfolgen des Frauen-Nationalteams zu passen", sagt die Singer-Songwriterin. "Als ich den Song geschrieben habe, dachte ich an meine eigene Geschichte und wie man sich als Frau manchmal behaupten muss. Das gilt für die Musikbranche, trifft aber definitiv auch auf den Fussball zu. Ich glaube, damit können sich Frauen in allen Lebensbereichen identifizieren."