Samstag 27 April 2019, 18:20

Lee Alexander: "Entwicklung mit Schneeballeffekt"

  • Die Torhüterin von Glasgow City spricht von "aufregenden Zeiten" für den schottischen Fussball

  • Sie hofft auf ihren ersten Einsatz bei einem großen Turnier

  • Die Rivalität mit England ist überaus intensiv, meint sie mit Blick auf das Auftaktduell in Nizza

Wenn das Edinburgh Castle als Veranstaltungsort für die Trophy Tour zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ in Schottland gebucht wird und sich die Erste Ministerin Nicola Sturgeon die Zeit nimmt, dort dabei zu sein, dann unterstreicht dies, dass im schottischen Frauenfussball eine bemerkenswerte Entwicklung im Gange ist.

Angesichts der Fortschritte der schottischen Frauen-Nationalmannschaft kann man einen regelrechten Schneeballeffekt beobachten, so Torhüterin Lee Alexander, die bestätigt, dass das Interesse seit der erfolgreichen Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ im Sommer nochmals enorm gestiegen ist.

"Ich denke, die wachsende Unterstützung zeigt, wie enorm wir uns in den letzten Jahren entwickelt haben", so ihre Überzeugung.

"Es ist fantastisch, dass sich die Menschen immer stärker hinter uns stellen und an uns glauben. Schottland war seit 1998 nicht mehr bei einer Weltmeisterschaft vertreten. Das ist eine lange Zeit. Es ist enorm aufregend für uns alle, dass wir nun als erstes Team wieder dabei sind."

Die Torhüterin von Glasgow City war bei der 21. Station der Trophy Tour zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ im Edinburgh Castle ebenso dabei wie ihre internationale Teamkameradin Joelle Murray, Cheftrainerin Shelley Kerr und Julie Fleeting aus dem Kader der FIFA-Legenden.

Schottland gehört zu den vier WM-Debütanten in Frankreich. Das Team hat sicher viele wertvolle Lektionen aus der erstmaligen Teilnahme an einem großen Turnier vor zwei Jahren gelernt. In den Niederlanden waren die Schottinnen bei der UEFA EURO 2017 dabei.

Allerdings sorgte großes Verletzungspech dafür, dass Schottland nicht in Bestbesetzung antreten konnte und beim Turnier hinter den eigentlichen Möglichkeiten zurückblieb. Alexander ist sicher, dass sich die gesammelten Erfahrungen bei der WM dennoch als enorm wertvoll erweisen werden.

"Die 2017 gemachten Erfahrungen sind für viele Spielerinnen sehr, sehr wichtig. Die meisten Spielerinnen im Kader waren schon dabei. Aber unser Kader war durch Verletzungen von Kim Little, Jen Beattie und Emma Mitchell geschwächt.

Jetzt verfügen wir über Turniererfahrung. Wir wissen, wie wir uns vorbereiten und wie wir die Erholung gestalten müssen. Die WM ist natürlich noch mal eine größere Sache. Trotzdem wird sich die Erfahrung von der EURO als enorm wertvoll erweisen."

Alexander hofft darauf, dieses Mal zum Einsatz zu kommen, nachdem sie bei den drei Spielen Schottlands bei der EURO mit einem Platz auf der Bank vorlieb nehmen musste. Im Tor stand in den Niederlanden noch Rekordnationalspielerin Gemma Fay, die nach 203 Länderspielen ihre Karriere beendete.

Die Torhüterin von Glasgow City will ihre Chance unbedingt nutzen und mit dem Team den Sprung aus der Gruppe schaffen.

"Mein Länderspieldebüt unter Trainerin Kerr liegt nun schon fast zwei Jahre zurück. Ich muss noch viel trainieren, um in Topform zu kommen und meine Chance auf eine Nominierung und einen Platz im Team zu nutzen.

Ich habe ja schon etwas Erfahrung in Qualifikationsspielen gesammelt. Manchmal ist man die Heldin und manchmal der Pechvogel, das ist im Fussball nun mal so. Für den schottischen Fussball sind es aufregende Zeiten. Ich will im Sommer auf jeden Fall meinen Teil dazu beitragen."

Noch größer wird die Motivation im Kampf um einen Platz im Team für Alexander und ihre Teamkameradinnen durch die Tatsache, dass im Auftaktspiel in Nizza ausgerechnet Erzrivale England der Gegner ist.

Schon bei der UEFA EURO 2017 trafen die beiden Teams aufeinander. Ersatzgeschwächt gingen die Schottinnen bei dieser Feuertaufe allerdings mit 0:6 unter.

Nicht selten wird die Bedeutung bestimmter Partien im Vergleich zu anderen übertrieben. Doch auch Alexander ist klar, dass das Nachbarschaftsduell gegen England dem Team die Möglichkeit gibt, das ganze Land stolz zu machen.

"Ich glaube, alle haben bei der Auslosung der Teams gelacht", meint sie. "Das erste Spiel bei der EURO 2017 lief für uns ja gar nicht gut. Aus dieser Erfahrung müssen wir lernen. Man kann sich vor einem solchen Spiel auch nicht verstecken. Es besteht nun einmal eine enorme Rivalität und das macht es für viele Spielerinnen noch viel aufregender. Wir wollen auf jeden Fall eine gute Leistung zeigen und die Menschen stolz machen."

Schottland verfügt über so starke Spielerinnen wie nie zuvor. Kerr sagte in Edinburgh, die Auswahl ihres Kaders dürfte die schwierigste Aufgabe in ihrer Karriere als Trainerin sein.

In England wurden in dieser Woche die beiden schottischen Nationalspielerinnen Kim Little und Erin Cuthbert mit individuellen Auszeichnungen geehrt. Entsprechend optimistisch ist Alexander, dass das Team im Sommer gute Leistungen zeigen kann.

"Erin ist als Junge Spielerin des Jahres und als Spielerin des Jahres in England nominiert. Das ist großartig. Es ist toll, dass viele unserer Spielerinnen starke Leistungen zeigen. Wir hoffen, dass das so bleibt."

"Wir haben einige technisch hochklassige Spielerinnen dabei. Kim Little ist ja schon fast überirdisch. Und der ganze Kader arbeitet hart. Wir glauben an uns. In den vergangenen Jahren haben wir schon eine ganze Menge starker Leistungen gezeigt. Aber wir müssen uns noch weiter steigern, denn unsere Gruppe ist schwer. Wir werden jedenfalls nicht die Bodenhaftung verlieren."