Freitag 07 Mai 2021, 18:56

Kgatlana: Finale verloren, Moral ungebrochen

  • Am 10. Mai findet die Auslosung der Qualifikation für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal der Frauen statt

  • Der Wettbewerb ist zugleich das Qualifikationsturnier für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft

  • Vor drei Jahren schlug Nigeria im Endspiel Südafrika mit Thembi Kgatlana

Am Ende des letzten CAF Afrikanischen Nationen-Pokals der Frauen vor drei Jahren herrschte im südafrikanischen Lager eine Mischung aus Zufriedenheit und Enttäuschung. Denn mit dem Erreichen des Endspiels hatte sich die Mannschaft zwar erstmals überhaupt für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft qualifiziert – aber eben auch zum fünften Mal in der Geschichte die letzte Hürde gerissen, dieses Mal gegen Nigeria (0:0, 3:4 n. E.).

"Wer zuletzt lacht, lacht am besten", findet Thembi Kgatlana dennoch. Am Mikrofon von FIFA.com räumt die beste Spielerin und beste Torschützin der Afrikameisterschaft 2018 (5 Tore) zwar ein: "Nigeria ist lange Zeit tonangebend gewesen." (die Westafrikanerinnen gewannen 11 der 13 Titel, Red.). Sie sagt aber auch: "Aber ich habe das Gefühl, dass sich die Dinge zu ändern beginnen. Denn natürlich hat uns Nigeria damals im Finale im Elfmeterschießen geschlagen, aber genauso wahr ist, dass wir sie zum Auftakt mit 1:0 besiegt haben. Und es gibt ja nicht nur uns. Die Konkurrenz wird immer stärker in Afrika!"

Hätten Sie's gewusst?

Weil sie vom selben Kontinent kommen, weil beider Talent immens ist und weil beide in Spanien spielen (die eine bei Eibar, die andere beim FC Barcelona), werden Thembi Kgatlana und die Nigerianerin Asisat Oshoala oft miteinander verglichen. "Sie ist eine gute Spielerin mit viel Erfahrung, die ich aber nicht als Rivalin betrachte", sagt Kgatlana dazu. "Wir sind unterschiedliche Spielerinnen. Das ist, als würde man Lionel Messi und Cristiano Ronaldo vergleichen. Beide sind fantastische Spieler mit ganz eigenen Qualitäten. Warum sollte man sich da zwischen beiden entscheiden müssen?"

Gegenüber dem CAF Afrikanischen Nationen-Pokal 2018 gehen sage und schreibe 20 Mannschaften mehr in der Qualifikation an den Start. Dabei geht es auch um vier direkte Startplätze bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft. Hinzu kommen zwei Tickets für die interkontinentalen Playoffs. Gelegenheit für Neulinge also, es den Banyana Banyana gleichzutun, die vor Frankreich 2019 ebenfalls noch an keiner Weltmeisterschaft teilgenommen hatten.

Premierentor bei der ersten WM

"In Sachen Atmosphäre, Niveau und Leidenschaft ist nichts mit der WM vergleichbar. Das ist für jede Spielerin der Gipfel", sagt Kgatlana. "Für alle ist es ein Traum, das eigene Land auf höchstem Niveau vertreten zu dürfen. Es ist außergewöhnlich, sich mit den besten Spielerinnen der Welt messen zu können und zu ihnen zu gehören. Was mich betrifft, so kann ich davon gar nicht genug bekommen!"

Mit Blick auf die Moral haben die drei Vorrundenniederlagen 2019 in Frankreich (1:3 gegen Spanien, 0:1 gegen die VR China und 0:4 gegen Deutschland) also offensichtlich keine Spuren bei Kgatlana hinterlassen. Sie persönlich kann sich allerdings auch damit trösten, durch ihr Tor gegen Spanien in die Geschichte eingegangen zu sein: als erste Südafrikanerin, der ein Tor bei einer Weltmeisterschaft gelang.

"Wir haben so viele Jahre darauf gewartet, das WM-Ticket zu lösen. So viele Jahre der Vorbereitung, der Hoffnung, der Enttäuschung. Und dann schaffen wir es endlich und ich schieße bei unserem Debüt gleich ein Tor, das war das Tüpfelchen auf dem i", findet Kgatlana. "An dieses Tor werde ich mich den Rest meines Lebens erinnern. Ich kann noch in allen Einzelheiten schildern, wie es zustande gekommen ist. Es war auch wirklich wichtig, dass wir getroffen haben, denn das milderte ein wenig den Schmerz, dass wir nicht über die Gruppenphase hinausgekommen sind. Kurz, dieses Tor ist etwas ganz Besonderes für mich!"

Ein Titel zu verteidigen, einer zu gewinnen

Und Tore hat Thembi Kgatlana nun wahrlich schon reichlich geschossen, immer und überall. Das gilt nicht nur für ihre 59 Länderspiele (19 Tore), die sie größtenteils in Afrika bestritten hat. Kgatlana war auch in Nordamerika aktiv (in den USA bei Houston Dash), in Asien (in der VR China bei Beijing BG Phoenix) sowie in Europa (in Portugal bei Benfica Lissabon und in Spanien bei Eibar). Die vielen Stationen verwundern eigentlich nicht, wenn man weiß, dass die 25-Jährige einen Abschluss in Touristik hat.

"Ich spiele gern in Spanien, aber es stimmt schon: Mir ist es nicht so wichtig, wohin es mich verschlägt, so lange ich dort nur Fussball spielen kann", sagt Kgatlana, die in 21 Partien für Eibar auf zehn Tore kommt. "Überall, wo ich hinkomme, will ich die Beste sein, im Training wie im Spiel. Das gelingt leichter, wenn ich in eine Mannschaft komme, die meine Spielweise versteht. Und in so einer bin ich aktuell. Nach der letzten, wegen COVID-19 verkürzten Saison bei Benfica bin ich froh, wieder auf dem Platz stehen zu können."

Was sich gut trifft, denn ab jetzt geht es Schlag auf Schlag für Kgatlana. Die Saison in der spanischen Liga biegt auf die Zielgerade ein und darüber hinaus stehen Herausforderungen mit Südafrika an. In der COSAFA-Meisterschaft der Frauen gilt es, einen Titel möglichst zu verteidigen – und bei der Afrikameisterschaft einen zu gewinnen!

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