Mittwoch 29 Juni 2011, 19:22

Giganten wanken, aber stürzen nicht

ZUSAMMENFASSUNG DES TAGES - An diesem Mittwoch griffen in Augsburg und Mönchengladbach die letzten vier Teams ins Geschehen der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ ein. In der südlichsten Ausrichterstadt des Turniers, ursprünglich eine römische Militärbasis, wurde allgemein eine norwegische Belagerung des guineischen Tores erwartet. Doch bei brütender Hitze verlief die Partie nicht ganz wie erwartet. Die afrikanischen Außenseiterinnen schienen sich wohl bereits auf die nächste Begegnung gegen Brasilien einzustellen, denn sie boten Samba-Fussball vom Feinsten. Beinschüsse hier, ein Heber dort, Torschüsse aus allen Lagen, Fallrückzieher - kurz: Spektakel pur. Allerdings schlug sich diese Leistung nicht im Ergebnis nieder, denn die Europäerinnen brachten den Sieg am Ende mit ihrer ganzen Routine unter Dach und Fach. Das Tor verdankte Norwegen indes jugendlichem Elan: den Siegtreffer erzielte die 19-jährige Emilie Haavi. Als Norwegen am 18. Juni 1995 Weltmeister wurde, hatte die Torschützin zwei Tage zuvor gerade ihren dritten Geburtstag gefeiert - wenn das kein gutes Omen ist.

In Mönchengladbach wiederum waren die Erwartungen groß, denn das Duell zwischen dem Endspielteilnehmer des vergangenen Turniers, Brasilien, und den zuletzt stark verbesserten Australierinnen versprach ebenfalls hohen Unterhaltungswert. In den acht bisherigen Aufeinandertreffen dieser beiden Länder hatte es noch nie ein Unentschieden gegeben. Und Australien kassierte in jedem seiner letzten 13 WM-Partien mindestens einen Gegentreffer. Und dies alles in der Heimstätte der Fohlen, die in den 70er Jahren die Fussballwelt mit ihrem formidablen Spiel begeisterten - das Torfestival schien unvermeidlich. Aber Pustekuchen. Trotz einer hochklassigen Partie behielten die Abwehrreihen die Oberhand über die Offensivkräfte - eine neue Tendenz im Frauenfussball? Nur ein einzelner "Samba"-Moment verhinderte ein torloses Unentschieden und bestätigte letztlich auch die Statistik.

Die Ergebnisse ** **Norwegen - Äquatorial-Guinea 1:0 Brasilien - Australien 1:0

Das Tor des Tages** **Brasilien - Australien, Rosana (54.) Ein Tor wie aus dem Lehrbuch der Seleçao: Cristiane lupfte das Spielgerät am Strafraumrand gleich über zwei Gegenspielerinnen und bediente per Kopf Rosana, die den Ball mit einer artistischen Einlage behauptete und mit dem linken Bein spektakulär per Dropkick versenkte. Unhaltbar.

Die Momente des Tages ** **Meine lieben Schwestern Drei Nonnen, in den schwarz-rot-goldenen Fanschal Deutschlands gehüllt, zeigten sich unter den Zuschauern in Augsburg besonders begeistert und verpassten bei der vorbeiwogenden La Ola nie ihren Einsatz. Ein überraschendes Bild in einem überraschenden Spiel in Augsburg. Wen sie wohl unterstützten? Das weiß Gott allein...

Im Rhythmus Es ist ein unveränderliches Ritual - die Brasilianerinnen stimmen sich stets mit Musik auf ihre Spiele ein. Bei der Ankunft im Stadion diesen Mittwoch spielte Marta Triangel, während Cristiane sang und Aline die beiden pantomimisch filmte - dies alles selbstverständlich zu heimischer Musik aus dem Radio. Die Methode funktioniert, denn die Canarinhas gewannen das Spiel. Die Guineerinnen boten in dieser Hinsicht keine ganz so ausgefeilte Choreographie, obwohl sie das Aufwärmen mit einem Lied beendeten, das Christelle angestimmt hatte. Sie dürfen sich bei ihren brasilianischen Kolleginnen sicher noch einiges abschauen.

Generation Zukunft Erfahrung ist nicht alles, dies haben die Partien an diesem 29. Juni bewiesen. Die 19-jährige Emilie Haavi zeichnete für den erlösenden Siegtreffer der Norwegerinnen gegen Äquatorial-Guinea verantwortlich. Und die australische Caitlin Foord, 16 Jahre und 218 Tage jung (die drittjüngste Spielerin des Turniers) schaffte das Kunststück, über die Dauer von 90 Minuten die fünffache FIFA Fussballerin des Jahres Marta in Schach zu halten.

Die Zahl des Tages 24 - Die bedauernswerte Lene Mykjaland, die in der Begegnung gegen Äquatorial-Guinea zur Halbzeit eingewechselt wurde, musste ihren Einsatz bereits nach 24 Minuten beenden. Nach einem Schlag auf den Oberschenkel konnte die Norwegerin nicht mehr weiterspielen. Dies ist die zweitkürzeste Einsatzzeit der WM-Geschichte. Nur die Japanerin Eriko Arakawa hatte 2007 größeres Pech und musste schon nach 17 Minuten wieder ausgewechselt werden.

Zitat des Tages "Ich bin sehr stolz auf meine Teamkolleginnen heute. Wir sind nicht auf das Feld gegangen, um Brasilien beim Spielen zuzuschauen. Das war eine großartige Leistung von uns, aber natürlich bin ich auch enttäuscht darüber, dass wir trotzdem dieses eine Gegentor kassiert haben. Melissa Barbieri (Torhüterin und Spielführerin, Australien)

So geht es weiter** **Donnerstag, 30. Juni 2011 Kanada - Frankreich, 18:00 Uhr (Ortszeit), Bochum Deutschland - Nigeria, 20:45 Uhr (Ortszeit), Frankfurt

Ihre Meinung zählt Wird es den Brasilianerinnen in diesem Jahr endlich gelingen, den WM-Titel zu erringen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung und diskutieren Sie mit Fans aus der ganzen Welt.