Freitag 25 Januar 2019, 14:06

Enganamouit: "Jeder wird uns besiegen wollen"

  • Gaëlle Enganamouit wusste 2015 in Kanada zu glänzen

  • Sie hofft, dass Kamerun 2019 noch besser abschneiden kann

  • Sie hat eine Fussballakademie in Yaoundé eröffnet

Im Juni tritt Kamerun zum zweiten Mal bei einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ an. Vor vier Jahren hatte das Team in Kanada einen beachtlichen Auftritt hingelegt – mit Gaëlle Enganamouit als Führungsspielerin.

"Ich war sehr stolz auf die Teilnahme an dieser Weltmeisterschaft, weil es eine Premiere war. Das ist der Traum jedes Fussballers. Die Teilnahme war positiv für Kamerun, für Afrika im Allgemeinen und besonders auch für mich persönlich", betont Enganamouit am Mikrofon von FIFA.com.

Beim Debüt im Elitewettbewerb gelang den Unzähmbaren Löwinnen gleich ein 6:0-Kantersieg gegen Ecuador, und die junge Ausnahmestürmerin mit der blonden Mähne trug am Vorabend ihres 23. Geburtstages drei Treffer dazu bei. "Dieses Turnierdebüt war natürlich ideal für uns. So sind wir mit viel Elan in die nächste Partie gegangen", meint Enganamouit rückblickend. Einige Monate später wurde sie zu Afrikas Fussballerin des Jahres gewählt.

Turnierverlauf der WM 2015

Gruppe C Kamerun – Ecuador 6:0 Japan – Kamerun 2:1 Schweiz – Kamerun 1:2

Achtelfinale VR China – Kamerun 1:0

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Fragen und Antworten

  • Ihr Vorbild: "Samuel Eto'o ist große Klasse. Er hat mich sehr inspiriert. Ich stehe derzeit oft mit ihm in Kontakt, und er gibt mir Ratschläge."

  • Eine Spielerin, die sie inspiriert: "Marta hat mich inspiriert, als ich jünger war. Ich hatte die Chance, für den gleichen Klub zu spielen wie sie (den FC Rosengård in Schweden)."

  • Ihre größte Stärke: "Das sind mein Glaube und meine Entschlossenheit. Sie sorgen dafür, dass ich niemals Angst habe und mir immer sage, dass es mir schon gelingen wird, eine Verteidigerin zu überwinden."

  • Ihre Lieblingsübung im Training: "Das ist natürlich die Arbeit vor dem gegnerischen Tor. Das Kopfballspiel, Torschüsse..."

  • Was sie am wenigsten mag: "Laufen ohne Ball [lacht]"

  • Liebste Freizeitbeschäftigung: "Ich mag Mode und höre gern Musik. Ich höre kamerunische und französische Gruppen."

Frankreich ist eine andere Geschichte

Den Kamerunerinnen ist bewusst, dass der Überraschungseffekt längst nicht mehr so gut funktionieren wird wie vor vier Jahren. "Wir werden erwartet, und jeder wird uns besiegen wollen. Wir müssen physisch und taktisch in Top-Form sein. Wir wollen unsere Sache besser oder mindestens genauso gut machen wie vor vier Jahren. Ich hoffe, dass wir so früh wie möglich in die Vorbereitung starten, denn der Leistungsanspruch ist auf jeden Fall da. Und wenn wir den Erwartungen nicht gerecht werden, werden die Fans urteilen, ohne nach dem 'Warum' zu fragen."

Sollten die Kamerunerinnen ihre Sache tatsächlich besser machen als in Kanada, dann würden sie mit Nigeria gleichziehen – der einzigen afrikanischen Mannschaft, die es bislang ins Viertelfinale des Turniers geschafft hat (1999). Mit einem solchen Erfolg könnten die Kamerunerinnen ihren Aufstieg bestätigen. Sie erheben immer ernstere Ansprüche auf den Thron in Afrika. Tatsächlich hätten sie die Afrikameisterinnen aus Nigeria im Halbfinale des Afrikanischen Nationen-Pokals der Frauen 2018 um ein Haar besiegt.

"Wir waren zufrieden, weil wir das gesamte Spiel dominiert haben. Aber aufgrund ihrer Erfahrung wussten die Nigerianerinnen gut mit schwierigen Situationen umzugehen und haben am Ende trotzdem gewonnen. Der Ball wollte einfach nicht ins Tor. Wir hätten auch zwei Wochen durchspielen können, am Ergebnis hätte das nichts geändert [lacht]. Wir müssen auf mentaler und psychologischer Ebene noch Fortschritte machen", so Enganamouit, auf die Kamerun bei der Jagd nach neuen Erfolgen noch viele Jahre lang zählen kann.

Schon gewusst?

Anfang Januar hat Gaëlle Enganamouit eine Akademie für Frauenfussball eröffnet: die Rails Football Academy in Yaoundé. "Ziel ist es, im gesamten Land junge Talente auszumachen und ihnen bei ihrer Ausbildung die Infrastrukturelemente und Materialien zukommen zu lassen, die sie für eine positive Entwicklung unter guten Bedingungen benötigen. Es wird eine Schule geben, damit sie vor Ort zum Unterricht gehen können", erklärt sie. "Mir stand all das nicht zur Verfügung, als ich jung war. Ich habe mit den Jungen Fussball spielen gelernt. Es ist wichtig, dass die Frauen ihren eigenen Raum haben und auch besser unter den Ausbildern und Funktionären repräsentiert sind."