Dienstag 17 Juli 2012, 08:24

Frauenfussball ein Jahr nach Deutschland 2011

800.000 Fans in den Stadien (26.000 im Durchschnitt), über 17 Millionen – fast ein Viertel der deutschen Bevölkerung - vor dem Bildschirm beim Viertelfinalspiel zwischen Deutschland und Japan und knapp 3.000 Medienvertreter. Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011™ war ein Fest. Ein Fest, dessen Anziehungskraft weit über die Arenen Deutschlands hinaus wirkte. Denn ein Jahr nach dem begeisternden Eröffnungsspiel im ausverkauften Berliner Olympiastadion ist die Frauenfussball-Begeisterung noch zu spüren.

"Durch die FIFA Frauen-WM 2011™ ist es uns gelungen, einen konkreten Beitrag zur Weiterentwicklung des Frauenfussballs zu leisten und gleichzeitig eine starke Botschaft zu platzieren: Frauenfussball steht für Begeisterung, Emotionen und sportliche Topleistungen", sagt die ehemalige OK-Präsidentin sowie aktuelle FIFA-Botschafterin und DFB-Direktorin Frauenfussball Steffi Jones.

Die Zahlen belegen den nachhaltigen Effekt der Frauen-WM 2011: 734.903 Frauen und 342.312 Mädchen bis 16 Jahren sind nach Angaben des DFB in den deutschen Vereinen angemeldet, was eine Steigerung um zwei beziehungsweise ein Prozent gegenüber dem Vorjahresbericht entspricht.

Ebenfalls positive Zahlen vermeldete die deutsche Frauen-Bundesliga, die in der Saison 2011/2012 einen Zuschauerzuwachs von 35 Prozent aufwies - die Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FFC Frankfurt stellte mit 8.689 Besuchern einen neuen Bundesliga-Rekord dar. Zum Abschluss der Saison sorgte das Endspiel der UEFA Frauen Champions eague für eine neue Bestmarke im europäischen Frauen-Vereinsfussball: über 50.000 Zuschauer wohnten dem 2-0-Sieg von Olympique Lyon gegen den 1. FFC Frankfurt im Münchener Olympiastadion bei.

Eine perfekte Steilvorlage Doch der Funke der Frauenfussball-Begeisterung wurde auch außerhalb Deutschlands getragen. So lag beispielsweise der Zuschauerschnitt bei den Heimspielen der französischen Frauennationalmannschaft (les Bleues) bei knapp 7.000 Besuchern pro Partie. Zudem wurden alle Top-Spiele der heimischen Frauenliga live im TV übertragen.

Die FIFA Frauen-WM 2011 hat auch in Schweden perfekte Steilvorlagen für die wachsende Euphorie rund um den Frauenfussball geliefert. Neben einer steigenden Berichterstattung der  Damallsvenskan (1. Frauenfussball-Liga) sorgte der im Juni ausgetragene "Winners Cup" mit Beteiligung von Weltmeister Japan, Olympia-Meister USA und Gastgeber Schweden für volle Stadien.

"Sowohl die FIFA U-17-Frauen-WM in Aserbaidschan als auch die FIFA U-20-Frauen-WM in Japan bieten eine fantastische Möglichkeit, um die Weiterentwicklung des Frauenfussballs auf internationaler Ebene voranzutreiben. Der Frauenfussball ist auf dem richtigen Weg, doch man sollte nicht vergessen, dass es je nach Region und Land noch viele unterschiedliche Optimierungsbereiche gibt", erklärt die FIFA-Leiterin- Frauenwettbewerbe Tatjana Haenni.

Zwei Nachwuchsturniere im Mittelpunkt 2012 Im Mittelpunkt des ersten FIFA-Turniers in der Geschichte Aserbaidschans stehen nicht nur sechs moderne Stadien sondern auch  ein umfangreiches Nachhaltigkeitsprogramm zur Durchführung von Lehrgängen und Weiterbildungsseminaren für Ausbilder und Schiedsrichter. Dass die FIFA U-17-Frauen-WM, welche vom 22. September bis 13. Oktober in Baku und Lankaran stattfinden wird, eine große Bedeutung für das Gastgeberland hat, lässt sich auch durch das spektakuläre Rahmenprogramm erkennen. Schließlich können sich die Fans auf die Auftritte der Weltstars Jennifer Lopes, Rihanna und Shakira freuen. Aserbaidschan hat eine ganz junge Geschichte im Frauenfussball und erst mit der Vergabe des Turniers eine Frauen- und Mädchenfussball-Struktur aufgebaut. Das Resultat des U-17-Nationalteams wird während der WM nicht im Zentrum stehen, sondern der Start und die Weiterführung überhaupt von Frauenfussball im ganzen Land.

Nicht minder bedeutsam wird die FIFA U-20-Frauen-WM  in Japan (19. August – 8. September in Hiroshima, Kobe, Miyagi, Saitama und Tokio). Das Land der aufgehenden Sonne, das bei der FIFA Ballon d’Or-Gala 2012 mit den Preisen in den Kategorien FIFA-Weltfussballerin des Jahres (Homare Sawa), FIFA-Frauenfussballtrainer des Jahres (Norio Sasaki) und Fair-Play ausgezeichnet wurde, ist nach dem Sieg bei der FIFA-WM 2011 im Frauenfussball-Fieber versunken.

Das Interesse der Japaner am Frauenfussball kletterte einer repräsentativen Studie zufolge im vergangenen Jahr um etwa 20 Prozent im Vergleich zur 2011. Eindrucksvoller Beweis dafür ist die Tatsache, dass zahlreiche Spiele der deutschen Frauen-Bundesliga live im japanischen TV ausgestrahlt werden. Zudem wurde mit 24.546 Fans beim Spiel zwischen Albirex Niigata Ladies v INAC Kobe Leonessa ein neuer Zuschauer-Rekord in der japanischen Frauenliga erzielt.

Frauenfussball-Fieber ist nicht zu stoppen "Die Frauenfussball-Euphorie in Aserbaidschan und Japan ist der beste Beleg für die zunehmende Bedeutung dieser Sportart. Es ist der Anspruch der FIFA, durch Wettbewerbe neue Nationen für den Frauenfussball zu gewinnen. Davon können die FIFA und der gesamte Frauenfussball nur profitieren", ergänzt Tatjana Haenni.

Knapp einem Jahr nach der FIFA Frauen-WM 2011 spielen aktuell mit über 29 Millionen weltweit mehr Frauen und Mädchen als je zuvor. Laut FIFA-Umfragen liegen die Akzeptanzwerte des Frauenfussballs weltweit bei über 70 Prozent – ein klarer Beweis für dessen wachsende gesellschaftliche Bedeutung.

Um den nachhaltigen Effekt der kommenden Frauen-Turniere zu sichern und dabei Synergien zur Förderung des Frauenfussballs zu schaffen, präsentierte die FIFA anlässlich des Eröffnungsspiels der FIFA Frauen-WM 2011 die Kampagne "Live Your Goals". Die Initiative soll im Vorfeld der FIFA-Wettbewerbe mehr Frauen und Mädchen für den Sport begeistern und gleichzeitig die soziale Komponente des Frauenfussballs stärker hervorheben.

Tausende Mädchen nahmen bereits an den Live-Your-Goals-Festivals in Japan, Aserbaidschan und Costa Rica – Austragungsland der FIFA U-17-Frauen-WM 2014 – teil. Das Frauenfussball-Fieber ist nicht zu stoppen.