Donnerstag 07 März 2019, 22:31

Endler: Starker Rückhalt für Chile

  • Christiane Endler wird bei Chiles erstem WM-Auftritt der Rückhalt sein

  • Torfrau von PSG befindet sich bei der WM in Frankreich auf vertrautem Terrain

  • "Wir öffnen die Tür für neue Generationen von Frauen"

Als Chiles Torfrau Christiane Endler ihrem Team bei der Copa América im letzten Jahr vor heimischem Publikum zu einem 4:0-Sieg gegen Argentinien verhalf, gab es keine wilden Siegesfeiern, sondern nur enorme Anspannung und Nervosität.

Schließlich stand das Team kurz vor der ersten Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™. Allerdings mussten die Spielerinnen den Ausgang der späteren Partie zwischen Brasilien und Kolumbien abwarten. Die Chileninnen hofften inständig auf einen Sieg Brasiliens, da sie sich in diesem Fall als Zweitplatzierte für das Weltereignis qualifizieren würden. Ihre Gebete wurden erhört, denn die Brasilianerinnen setzten sich mit 3:0 durch und damit war die erste Teilnahme der Roja Femenina an einer Frauen-WM besiegelt.

"Wir hatten schon so lange versucht, uns für die WM zu qualifizieren – das Team hat fast zehn Jahre lang dafür gekämpft", so Endler. "Es war eine sehr emotionale Angelegenheit zu erfahren, dass wir bei der WM dabei sein würden. Ich kann mich noch an jede Einzelheit dieses Abends erinnern."

Endlers Erfahrung spielte zweifellos eine entscheidende Rolle auf dem Weg nach Frankreich, dem Land, in dem die 27-Jährige auf Vereinsebene aktiv ist. Sie hütet nämlich das Tor von Paris Saint-Germain.

In Frankreich findet Endler eine Kultur vor, in der der Frauenfussball fester etabliert ist als in ihrem Heimatland. Ihr Klub hat gemeinsam mit Olympique Lyon durch regelmäßige Teilnahmen an der UEFA Women's Champions League und gute Auftritte bei diesem Turnier einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die Frauenfussballprogramme im Land auf dem Vormarsch sind.

Nun zeichnet sich dank der Fortschritte der chilenischen Nationalmannschaft und der Qualifikation für Frankreich 2019 auch in ihrem Heimatland langsam ein Wandel ab. Sowohl das Team als auch der Frauenfussball generell erfahren mehr Unterstützung. Endler dazu:

"Lange Zeit galt Fussball als eine für Frauen ungeeignete Sportart. Das versuchen wir zu ändern. Jetzt spüren wir, dass wir Unterstützung erfahren und dass die Leute uns gern zuschauen."

"In den letzten beiden Jahren hat sich viel verändert, das stimmt mich wirklich zufrieden. Es bedeutet, dass die Arbeit, die wir leisten, zu den gewünschten Ergebnissen führt. Vielleicht öffnen wir ja Türen für neue Generationen von Frauen, die es im Sport dann möglicherweise etwas leichter haben als wir."

liwdno0kbuphaso8mq6c.jpg

Endler und ihre Teamkameradinnen mussten viele Hürden überwinden, doch in der eigenen Familie hat sie immer viel Unterstützung erfahren, insbesondere von ihrem Vater.

Dieser stammt aus Deutschland, einem Land, in dem der Frauenfussball gut etabliert ist, und hatte daher laut Endler eine andere Einstellung dazu, dass seine Tochter diese Sportart betreiben wollte.

"Für mich war es nicht so schwierig, weil meine Eltern beide Sportfans sind. Also habe ich mit meinem Vater und meinem Bruder Fussball gespielt und auch mit den Freunden meines Bruders."

"Mein Vater fand es wirklich gut, dass ich Fussball spielte, daher hat er mir mein erstes Paar Fussballschuhe gekauft, als ich etwa fünf Jahre alt war. Er war sehr stolz auf mich, wenn ich auf dem Platz stand, und seine Freunde sagten dann immer: 'Wow, so gut spielt sie!'. Dann sagten sie ihm, er solle mich einladen, mit ihnen zu spielen, wenn ich etwas älter wäre."

Chile macht nach der erfolgreichen WM-Qualifikation Fortschritte im Frauenfussball und hat seine Fähigkeiten in den letzten Monaten gegen einige ganz große Teams des Weltfussballs auf den Prüfstand gestellt. Dabei trafen die Chileninnen unter anderem auf Titelverteidiger USA sowie auf die Australierinnen, die sie im ersten von zwei Spielen in Down Under mit 3:2 schlagen konnten.

Nun hoffen Endler und ihre Teamkameradinnen darauf, mit Unterstützung des chilenischen Verbands noch weiter zu kommen. Die Verantwortlichen haben am Donnerstag im Nationalstadion des Landes in Santiago eine eigene Kabine für die Frauenmannschaft eingeweiht.

Die Kabine wurde eingerichtet, um das Team zukünftig bei der Vorbereitung auf Länderspiele und auf die WM in Frankreich zu unterstützen. Nun hofft Endler, dass ihr Team in Gruppe F beeindrucken kann, in der außerdem noch die USA, Schweden und Thailand antreten.

"Ich freue mich schon, weil ich einige der [französischen] Stadien kenne, da ich mit meinem Klub bereits dort gespielt habe", meint sie. "Wir wissen, dass wir eine knifflige Gruppe erwischt haben, aber die Copa América hat gezeigt, dass wir über gute Spielerinnen verfügen."

"Wenn du gut abschneiden willst, musst du gegen die Besten spielen. Ich möchte gegen sie spielen, und ich möchte sie schlagen."