Montag 10 Juni 2019, 07:09

Brasilien zeigt die richtige Reaktion

  • Cristiane mit Hattrick gegen Jamaika

  • Negativserie von neun Niederlagen in Folge gestoppt

  • Ausfall von Superstar Marta kompensiert

Von Giancarlo Giampietro (BRA), Teamreporter Brasilien

Wenn eine Spielerin drei Tore in einem Spiel erzielt und damit den ersten Hattrick der Seleção bei einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft seit 1999 markiert, ist es schwierig, ein anderes Thema anzuschneiden.

Allerdings kann eine Mittelstürmerin wie Cristiane nur glänzen, wenn die richtigen Spielzüge gestrickt werden. Und das hat das Offensivquartett, das von Andressa Alves, Debinha und Bia Zaneratto komplettiert wird, zur Genüge getan. Das Ergebnis war ein hoch willkommener 3:0-Erfolg gegen Jamaika im Auftaktspiel der Gruppe C der WM in Frankreich.

"Ich bitte meine Teamkameradinnen immer darum, mit den Ball in den Strafraum zu spielen. Dort kann ich dann immer etwas damit anfangen. Heute war das mehrmals der Fall", meint die Stürmerin im Gespräch mit der FIFA.

Nach einer Negativserie von neun Niederlagen in Folge und dem Ausfall von Marta hat die Seleção erneut unter Beweis gestellt, über welch enorme Qualität sie im Angriff verfügt. Und diese Machtdemonstration kam genau zur richtigen Zeit – bei einer Weltmeisterschaft und vor einem großen Fernsehpublikum in Brasilien.

Die Spielerinnen hatten wiederholt in Interviews eingeräumt, dass ihnen das Misstrauen, das diesem Team entgegengebracht wurde, Ungehagen bereitet. Nun hoffen sie, dass diese unangenehme Situation überwunden ist. Der Auftritt der Angriffsabteilung ist ein hervorragendes Indiz dafür.

Cristiane und Beatriz machten den gegnerischen Abwehrreihen im Zentrum zu schaffen. Auf den Außenbahnen tauschten Andressa Alves und Debinha regelmäßig die Position. Es gab zahlreiche Kombinationen, an denen zwei oder mehr der genannten Spielerinnen beteiligt waren. Ein gutes Beispiel ist der schöne Spielzug, der zum zweiten Tor führte. Debinha spielte Andressa an, und diese bediente Cristiane, die den Ball im Netz unterbrachte.

"Das war wirklich ein schöner Spielzug", bestätigt Andressa, die der Torschützin des Tages zwei Vorlagen lieferte. "Nicht nur zwischen mir und Cris war die Abstimmung heute perfekt. Wir haben alle vier eine gute Partie gespielt. Wir freuen uns, wenn es klappt. Egal, wer das Tor erzielt."

Der Positionstausch der Außenbahnspielerinnen war auf jeden Fall sehr erfolgreich. Darüber hinaus haben sie sich nicht darauf beschränkt, vertikal auf die Grundlinie zuzusteuern. Sie waren auch in der Diagonale unterwegs und haben sich hervorragend mit den Mitspielerinnen abgestimmt.

"Debinha und ich sind daran gewöhnt, auf beiden Seiten zu spielen. Damit kann man die Gegenspielerinnen gut aus dem Konzept bringen", so die offensive Mittelfeldspielerin des FC Barcelona. "Die Verteidigerinnen gewöhnen sich daran, dass auf der linken Seite immer eine linksfüßige Spielerin spielt. Wenn sie dann auf eine rechtsfüßige treffen, wissen sie nicht, ob sie nach innen oder außen spielen wird."

Debinha ist Rechtsfuß, Andressa Linksfuß. Andressa hatte in der ersten Halbzeit noch einen Elfmeter vergeben, ließ den Ärger darüber jedoch schnell hinter sich und machte den Fehler wieder gut.

Das gute Positionsspiel des Quartetts wirkte sich natürlich auch positiv auf den Abwehr aus. Brasilien hatte 57 Prozent Ballbesitz und spielte fast doppelt so viele Pässe wie Jamaika (343 im Vergleich zu 172). Die Angreiferinnen brachten sich auch in der Rückwärtsbewegung gut ein und verstärkten das Mittelfeld. Die gefährlichen Konter der schnellen Jamaikanerinnen konnten auf diese Weise neutralisiert werden.

Marta sah sich das Ganze von der Bank aus an. Sie war nach einer Verletzung noch nicht einsatzfähig, macht aber gute Fortschritte. Ihre Teamkameradinnen warten natürlich auf ihre Rückkehr. "Sie bildet gemeinsam mit Cris und Formiga das Rückgrat unseres Teams.

Cristiane hat zweifellos unter Beweis gestellt, wie wichtig sie ist. Diesen Spieltag dürfte sie persönlich so schnell nicht vergessen. "Die Freude darüber wird noch lange anhalten. Das war eine Reaktion."

Noch zufriedener dürfen die Brasilianerinnen jedoch über ihre kollektive Leistung sein. "Das war auch ein Neuanfang für das gesamte Team", so Cristiane abschließend.