Freitag 27 Dezember 2019, 07:50

2019: Ein bahnbrechendes Jahr für den Frauenfussball

  • Die überaus erfolgreiche FIFA Frauen-WM in Frankreich war nur einer von vielen wichtigen Meilensteinen

  • Zuschauerrekorde in den Stadien und im TV rund um die Welt

  • Megan Rapinoe & Co mit neuen Rekorden

Das Jahr 2019 war für den Frauenfussball ein überaus erfolgreiches Jahr. Die mit viel Spannung erwartete FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ war ein unvergessliches Turnier, doch letztlich nur die Spitze eines wahren Eisbergs.

Auf und abseits der Spielfelder rund um die Welt wurde die Messlatte von den Spielerinnen immer wieder höher gelegt und sorgten die leidenschaftlichen Fans für immer neue Rekorde. Nun beginnt ein neues Jahr, in dem sich der Frauenfussball aus einer Position nie gekannter Stärke entwickeln und weiter wachsen kann. Sarai Bareman, die leitende FIFA-Beauftragte für den Frauenfussball, will alle Möglichkeiten nutzen, auf diesen Erfolgen aufzubauen und weitere Fortschritte zu fördern.

"2019 war ein unglaubliches Jahr für den Frauenfussball, auf und abseits der Spielfelder", so ihre Einschätzung. "Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ in Frankreich war natürlich der absolute Höhepunkt! Ich erinnere mich noch gut an das Finale in Lyon. Ich stand im Stadion und mir liefen Freudentränen übers Gesicht. Ich war sehr ergriffen von den Fortschritten, die wir im Frauenfussball erreicht haben und den positiven Auswirkungen, die das auf Jahre hinaus für unzählige Mädchen und Frauen rund um die Welt haben wird.

Natürlich sprechen die Zahlen für sich, doch auch alle anderen Fortschritte sind unglaublich. Noch heute erzählen mir tagtäglich Menschen, dass sie zum ersten Mal Frauenfussball geschaut haben, der einfach überall zu sehen war, und dass sie nun echte Fans sind. Wichtig ist nun für die FIFA, auf all diesen Erfolgen von 2019 aufzubauen, das Wachstum des Frauenfussballs weiter voranzutreiben und auf allen Ebenen zu investieren."

Doch für den Moment wollen wir nicht an die Zukunft denken, sondern zum Jahresende noch einmal die beeindruckenden Fortschritte im Frauenfussball ins Gedächtnis rufen.

Rekord-Zuschauerzahlen

Sowohl in den Stadien wie auch an den Fernsehgeräten erreichten die Zuschauerzahlen beim Frauenfussball ungeahnte Höhen.

Nach der FIFA Frauen-WM wurde bekannt, dass die offiziellen Übertragungen aus Frankreich im TV und auf den digitalen Plattformen von mehr als 1,12 Milliarden Menschen gesehen wurden. Wie schnell die Entwicklung voranschreitet, wird beispielsweise durch die Zahl von durchschnittlich 17,27 Millionen Zuschauern bei den Live-Übertragungen deutlich, also mehr als doppelt so viele wie die 8,39 Millionen, die bei Kanada 2015 zusahen.

Das Finale zwischen den USA und den Niederlanden war das Frauenfussballspiel mit der höchsten Zuschauerzahl aller Zeiten: Im Schnitt verfolgten 82,18 Millionen Zuschauer die Partie, von der insgesamt 263,62 Millionen Zuschauer mindestens einen Teil sahen.

"Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ war nicht nur ein sportliches Großereignis sondern ebenso sehr ein kulturelles Phänomen", so FIFA-Präsident Gianni Infantino. "Dass wir die Marke von einer Milliarde Zuschauern geknackt haben, beweist eindrucksvoll die Zugkraft des Frauenfussballs. Wenn wir Weltklassefussball entsprechend fördern und übertragen, egal ob bei den Männern oder bei den Frauen, wollen die Fans das auch sehen."

Gebrochene Rekorde

Der von Infantino angesprochene Wunsch nach gutem Fussball wurde von den Fans in den Stadien ebenso wie von denjenigen an den TV-Geräten rund um die Welt eindrucksvoll demonstriert. Die WM selbst wurde zu der spektakulären Erfolgsgeschichte, die man sich erhofft hatte. Doch auch weit über diese Endrunde hinaus waren 2019 überaus ermutigende Entwicklungen zu beobachten.

Die Zuschauerzahlen waren durchweg beeindruckend. Alle neuen Zuschauerrekorde in den Stadien aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Besonders beeindruckend waren die Rekordkulissen bei Länderspielen in England (77.768 Zuschauer gegen Deutschland), in den USA (49.504 gegen Portugal), den Niederlanden (30.640 gegen Australien), Schweden (25.582 gegen Deutschland), Australien (20.029 gegen Chile) und Schottland (18.555 gegen Jamaika).

All diese Rekorde wurden bei Freundschaftsspielen aufgestellt, was sie nur noch beeindruckender macht. Doch nicht nur bei Länderspielen gab es Rekordkulissen. Auch in den nationalen Ligen wurden überwältigende neue Rekorde aufgestellt.

So kamen beispielsweise im März in Italien exakt 39.027 Menschen zum Spiel zwischen Juventus Turin und AS Florenz. Der vorherige italienische Rekord hatte bei rund 14.000 Zuschauern gelegen. In England hatte der Rekord in der Women's Super League (WSL) zu Saisonbeginn noch bei 5.265 Zuschauern gelegen. Im September kamen dann 31.213 Zuschauer zum Manchester-Derby. Doch auch dieser Rekord ist schon wieder Geschichte, nachdem im November nicht weniger als 38.262 Fans die Partie zwischen Tottenham Hotspur und Arsenal sahen.

In Portugal kamen mehr als 15.000 Zuschauer zum Lissabonner Stadtderby, während in Frankreich 25.907 und dann sogar 30.661 Fans zu den Duellen zwischen den Erzrivalen Olympique Lyon und Paris Saint-Germain kamen. All dies wurde indes noch übertroffen von der absoluten europäischen Rekordkulisse von 60.739 Zuschauern, die im März das Wanda Metropolitano in Madrid füllten, um die Partie zwischen Atlético Madrid und dem FC Barcelona zu sehen.

Und nicht nur in Europa gab es ausverkaufte Stadien. Auch in Nord- und Südamerika gab es Rekordkulissen, so erst kürzlich 41.615 Zuschauer bei Tigres gegen Monterrey in Mexiko, 25.218 Fans bei Portland Thorns gegen North Carolina Courage in den USA und 28.609 bei Corinthians gegen den FC São Paulo in Brasilien.

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Strahlende Zukunft für brillante Spielerinnen

Natürlich sind diese beispiellosen Zuschauerzahlen in den Stadien und an den TV-Bildschirmen in erster Linie den starken Leistungen der Spielerinnen zu verdanken.

Wir haben im Jahr 2019 auch herausragende Leistungen einzelner Spielerinnen gesehen, so beispielsweise von der Australierin Sam Kerr, die ihren eigenen Rekord der meisten Tore in einer NWSL-Saison noch weiter nach oben schraubte und zum zweiten Mal in Folge zur wertvollsten Spielerin der Saison gewählt wurde. Auch die Norwegerin Ada Hegerberg hat ein herausragendes Jahr hinter sich. Sie erzielte im Finale der UEFA Champions League einen Hattrick und ist nun die erfolgreichste Torjägerin in der Geschichte des Wettbewerbs.

Die unverwüstliche Kanadierin Christine Sinclair hat mittlerweile 183 Länderspieltore erzielt und benötigt nur noch ein weiteres, um mit Weltrekordhalterin Abby Wambach gleichzuziehen.

In erster Linie allerdings war 2019 das Jahr von Megan Rapinoe. Die Amerikanerin spielte bei der FIFA Frauen-WM Frankreich 2019™ eine herausragende und überaus einflussreiche Rolle und räumte sowohl die Auszeichnung als The Best – FIFA-Weltfussballerin wie auch den Ballon d'Or Féminin ab. Dank ihrer Persönlichkeit und ihres Talents wurde Rapinoe zudem als erste Fussballerin zur Sportperson des Jahres von Sports Illustrated gewählt.

Angesichts all dieser Erfolge war es keine Überraschung, dass Rapinoe auch einen Platz in der erstmals benannten Frauen-Weltauswahl des Jahres, der FIFA FIFPro Women's World11 sicher hatte.

Neben all diesen Leistungen und Titeln des Jahres 2019 gab es indes noch weitere Meilensteine, die den Weg in die Zukunft weisen. Ein Beispiel dafür ist das von FIFA und AFC gemeinsam ausgerichtete Pilotprojekt einer Frauen-Klub-WM mit den Meisterteams aus Japan, Australien, der Republik Korea und der VR China. Auch durch neue Initiativen wie die FIFA Task Force Frauenfussball und das Trainerinnen-Mentorenprogramm der FIFA wird der Fortschritt weiter vorangetrieben.

Zudem verursachte die Begeisterung rund um die diesjährige FIFA Frauen-WM™ bereits ein enormes Interesse an der nächsten Auflage des Turniers, für deren Ausrichtung sich mehr Nationen als je zuvor als beworben haben.

Und dieses Turnier im Jahr 2023 wird zudem erstmals mit 32 Teams ausgespielt. Durch diese Erweiterung und die damit verbundene Aufwertung spiegelt dann auch die WM-Endrunde die enorme Entwicklung des Frauenfussballs insgesamt wider.

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