Dienstag 18 Juni 2019, 12:20

Erkenntnisse und offene Fragen nach der Gruppenphase

  • Deutschland schließt die Gruppenphase als Erster ab

  • Eine neue Mannschaft ist am Wachsen

  • Es gibt aber auch noch offene Fragen

Von Steffen Potter, Teamreporter Deutschland

Erkenntnis: Ein Team wächst heran

  • Fakt: Von 23 deutschen Spielerinnen hatten bei Turnierstart 17 noch kein WM-Spiel bestritten

Es sind viele junge Akteurinnen, auf die Martina Voss-Tecklenburg setzt: Giulia Gwinn (19), Klara Bühl (18), Lena Oberdorf (17) und Lea Schüller (21) haben alle schon nennenswerte Spielzeiten erhalten und auch Mittelfeldspielerinnen wie Melanie Leupolz, Sara Däbritz oder Lina Magull sind gerade erst Mitte 20. "Das WM-Debüt von Anfang an, das vergisst man nicht, das war ein super Moment", sagte Bühl nach dem 4:0 gegen Südafrika zu FIFA.com.

Nach dem schwierigen Jahr 2017 mit dem frühen Ausscheiden bei der EM und der ungewohnten Niederlage in der WM-Qualifikation gegen Island (2:3) war klar, dass sich eine neue Mannschaft würde bilden müssen, zumal – auch das darf man nicht vergessen – die Südafrika-Partie erst das siebte Spiel unter der neuen Bundestrainerin war.

Zum Turnierstart verlor diese Mannschaft dann mit Dzsenifer Marozsan noch ihre wohl wichtigste Spielerin. Dass man sich in einer schwierigen Gruppe dann trotzdem behaupten konnte und Platz eins ohne Gegentor sicherte, spricht für die DFB-Frauen. Man hat das Gefühl, dass hier eine tolle Mannschaft am Wachsen ist.

Frage: Sehen wir Flexibilität oder das Fehlen einer Stammelf?

  • Fakt: Nur Schult, Doorsoun, Hegering, Popp und Huth standen in allen drei Spielen in der Startelf auf derselben Position

Klar ist: die deutschen Spielerinnen sind flexibel ausgebildet, können oft mehrere Positionen bekleiden, was sie für Gegner (und auch die Journalisten) schwer ausrechenbar macht. In den ersten WM-Spielen hat man so einiges ausprobiert – wobei nicht ganz deutlich wurde, ob es sich dabei um Variabilität oder das Suchen nach einer funktionierenden Formation handelte. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte.

Es scheint, als ob man das Fehlen von Spielmacherin Dzsenifer Maroszan so kompensieren will, dass man im 4-4-2 aufläuft, in dem viele der jungen Spielerinnen ihr Tempo gut entfalten können, und einfach auf eine designierte Spielmacherin verzichtet. "Das kommt auch ein bisschen auf die Gegnerinnen an, es kann gut sein, dass die letzten zwei Spiele das 4-4-2 einfach gepasst hat. Mal schauen, was die nächsten Spiele bringen", so Bühl.

Erkenntnis: Wichtiger Treffer für Popp

  • Fakt: Popp gelang gegen Südafrika ihr zweites WM-Tor und das erste in diesem Turnier

Ganz wichtig für das deutsche Team war auch, dass Stoßstürmerin Alexandra Popp gegen die Afrikanerinnen mit einem herrlichen Kopfballtreffer erfolgreich war. "Gar keine Frage, mir fiel ein kleines Steinchen vom Herzen", räumte die 28-Jährige gegenüber FIFA.com ein. "Ich habe mich mittlerweile so entwickelt, dass es mir relativ egal ist, wer die Tore schießt, solange wir gewinnen. Aber für das Selbstbewusstsein war es ganz wichtig."

Nach dem Tor lief Popp zur Bank und jubelte mit allen Ersatzspielerinnen. "Sie sind alle unheimlich wichtig für das Team, ich wollte zeigen, dass wir jeden Einzelnen brauchen."

Frage: Wie stark ist Deutschland wirklich?

  • Fakt: Sieben Spiele bestritt Deutschland bisher unter Voss-Tecklenburg, dabei gab es sechs Siege, ein Unentschieden und 13:3 Tore.

Nach zwei schwierigen Partien gegen China VR (1:0) und Spanien (1:0) folgte eine überzeugende Leistung gegen Südafrika. Doch wie stabil ist Deutschland wirklich, wie stark ist dieses Team schon? Diese Antworten kann und wird nur die K.-o.-Phase bringen. Wir freuen uns darauf!

Matches Voss Tecklenburg