Mittwoch 14 April 2021, 10:07

Wang: "Wir haben täglich 10 Kilometer zurückgelegt, um uns zu qualifizieren"

  • China VR qualifizierte sich nach Sieg gegen Korea Republik für Olympia

  • Wang Shuang avancierte in der Verlängerung zur Heldin

  • Die 26-Jährige sprach mit uns über ihre Ziele für Tokio 2020

Gestern waren in Suzhou ergreifende Szenen zu sehen. Unter Tränen der Freude fiel Wang Shuang ihren Teamkameradinnen nach 120 Minuten um den Hals. Schon vor einem Jahr hätte es zum entscheidenden Duell zwischen der VR China und der Republik Korea um einen Platz beim Olympischen Fussballturnier der Frauen von Tokio 2020 kommen sollen. Doch wegen der COVID-19-Pandemie konnten die beiden Teams erst jetzt gegeneinander antreten.

Die Schützlinge von Nationaltrainer Jia Xiuquan schafften sich mit einem 2:1-Auswärtssieg in der Republik Korea eine sehr gute Ausgangslage. Doch im Rückspiel präsentierten sich die Taegeuk Ladies erheblich stärker und lagen zur Pause mit 2:0 in Führung. Als noch gut 20 Minuten zu spielen waren, zirkelte Wang einen Freistoß auf dem Kopf der hoch aufragenden Yang Man, die für den Ausgleich im Gesamtstand sorgte. In der Verlängerung sorgte sie dann für die Entscheidung zugunsten der Chinesinnen.

"Jetzt steht endlich fest, dass wir bei den Olympischen Spielen dabei sind", so Wang gegenüber FIFA.com. "Das ist den gemeinsamen Anstrengungen des ganzen Teams zu verdanken. Ich könnte keine einzelne Spielerin herausheben. Ich würde sagen, dass jede einzelne von uns eine entscheidende Rolle gespielt hat und jede einzelne von uns alles gegeben hat, um dem Team zum Erfolg zu verhelfen.

Wir sind im Angriff jedem Ball nachgejagt und haben in der Verteidigung sehr solide gestanden. Das gesamte Team hat in Hin- und Rückspiel alles gegeben, um den Erwartungen gerecht zu werden. Der Dank gebührt also meinen Teamkameradinnen, aber natürlich auch dem gesamten Trainerstab, und auch den Fans für ihre andauernde Unterstützung."

Die Olympia-Qualifikation begann für die VR China im Februar 2020, als auch die COVID-19-Pandemie ausbrach. Wang verpasste die Gruppenphase in Australien, da sie aus der Stadt Wuhan stammt, die hermetisch abgeriegelt wurde.

Allerdings saß sie trotz der verhängten Ausgangsbeschränkungen nicht einfach untätig zu Hause herum. Vielmehr entwickelte sie einen eigenen Trainingsplan und veröffentlichte Videoclips ihres Trainings, die sich zu echten Online-Hits mauserten, wie sie im Gespräch mit FIFA.com erzählt.

Im vergangenen Mai wurde Wang dann ins Trainingslager des Nationalteams einberufen, als die Lage in China bereits wieder weitgehend unter Kontrolle war. Nach der Zwangspause war sie ganz besonders motiviert und trainierte härter als je zuvor, um ihre Fitness und Form wiederzuerlangen. Als die Playoff-Spiele dann endgültig terminiert wurden, steigerten Wang und Co. ihren Einsatz im Training nochmals.

"Wir haben ein wirklich hartes Trainingslager gemacht, volle 130 Tage", so Wang. "Jeden Tag haben wir im Training mindestens 10.000 Meter zurückgelegt. Wir waren mehr als bereit für das Playoff, als es dann endlich losging. Und wir haben es geschafft, uns durchzusetzen."

Olympia-Bilanz der VR China

Atlanta 1996: Zweiter Platz

Sydney 2000: Gruppenphase

Athen 2004: Gruppenphase

Peking 2008: Viertelfinale

Rio 2016: Viertelfinale

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Hoffnungen für Tokio

Wang war eine wichtige Spielerin im Team, das sich für Rio 2016 qualifizierte. Sie glänzte im Verlauf der Qualifikation und verwandelte im entscheidenden Duell gegen die DVR Korea in der Nachspielzeit einen Elfmeter zum 1:1-Ausgleich.

Das Team ließ auch Gastgeber Japan und die Republik Korea hinter sich und buchte damit die Teilnahme am Olympischen Fussballturnier der Frauen. Auch bei ihrem Olympiadebüt konnte Wang glänzen. Sie stand in allen vier Partien auf dem Feld und erreichte mit dem Team das Viertelfinale, das mit einer knappen 0:1-Niederlage gegen den späteren Goldmedaillengewinner Deutschland endete.

Danach feierte Wang weitere Erfolge mit ihrem Klub und dem Nationalteam. Mit Dalian gewann sie zwei Mal die chinesische Meisterschaft und verhalf China zum Gewinn der Silbermedaille bei den Asienspielen 2018. Im gleichen Jahr wechselte sie zum französischen Spitzenklub Paris Saint-Germain und wurde als AFC-Spielerin des Jahres ausgezeichnet.

"Ich bin sehr gereift, wenn ich ehrlich bin - insbesondere mental", so die 26-Jährige. "Dank der Teilnahme an den letzten Olympischen Spielen und den letzten beiden WM-Turnieren bin ich psychologisch stärker geworden.

Wir hoffen, in Tokio unter Trainer Jia wieder einen wahren Durchbruch zu feiern. Unser Team wird nichts unversucht lassen und um ein gutes Abschneiden kämpfen. Damit wollen wir unseren Fans für ihre Unterstützung danken."