Montag 06 Mai 2019, 09:19

Seger und die besonderen Koordinaten

  • Die Spielführerin Schwedens gewann 2016 in Rio die Silbermedaille

  • Ihre schönsten Erinnerungen an das Turnier

  • Wird sie 2020 in Tokio dabei sein?

Als wir Caroline Seger, der erfahrenen Spielführerin der schwedischen Auswahl, zum Interview gegenübersitzen, sticht uns eine Tätowierung am rechten Bein ins Auge: einige Koordinaten. Wir werden neugierig. Wo würde uns das GPS bei Eingabe dieser Daten wohl hinführen?

Seger lacht auf unsere Nachfrage hin, und ihre Augen funkeln. "Das ist die Spielfeldmitte des Maracanã-Stadions."

Die 34-Jährige hat bereits drei FIFA Frauen-Weltmeisterschaften, drei Europameisterschaften und drei Olympische Fussballturniere bestritten. Doch für sie gibt es keinen Zweifel daran, welcher Erfolg ihr größter war.

"Die Olympischen Spiele in Rio waren wahrscheinlich der schönste Moment in meiner Karriere", betont sie. "In der Gruppenphase haben wir nicht gut gespielt, aber wir sind weitergekommen. Im Viertelfinale haben wir uns gegen die USA durchgesetzt. Dann haben wir gegen Brasilien gewonnen, den Gastgeber, und das auch noch im Elfmeterschießen. Das war der Wahnsinn", meint sie rückblickend.

Die Gastgeberinnen mit der herausragenden Marta aus dem Rennen zu werfen, war sicherlich eine Glanztat. Doch noch beeindruckender war vielleicht der Sieg gegen die USA. Die Schwedinnen, die als einer der besten Dritten der Gruppenphase ins Viertelfinale eingezogen waren, standen dort einem Land gegenüber, das bei allen fünf vorherigen Olympischen Fussballturnieren im Finale gestanden hatte.

Nach Ablauf der regulären Spielzeit und Verlängerung stand ein 1:1 auf der Anzeigetafel. Und dann setzte sich das Team von Pia Sundhage im ersten Elfmeterschießen in der Geschichte des Olympischen Fussballturniers der Frauen mit 4:3 gegen den amtierenden Turniersieger durch. In der nächsten Runde konnte man die Gastgeberinnen ebenfalls im Elfmeterschießen mit demselben Ergebnis schlagen.

szoarc1ta4d0ha7md9me.jpg

Am Ende mussten die Schwedinnen sich im Kampf um die Goldmedaille mit 1:2 gegen eine deutsche Mannschaft geschlagen geben, gegen die kein Kraut gewachsen war. "Wir haben das Finale verloren, aber im Großen und Ganzen war das ein toller Erfolg für Schweden. Für mich war es genial, all diese Partien zu gewinnen und die Olympischen Spiele mitzuerleben. Das sind Erinnerungen, die mir für immer bleiben werden", erklärt sie und streicht über die Tätowierung mit den für sie so besonderen Koordinaten.

Super-Seger #LegendsAssemble

  • Über welche Superkraft verfügen Sie auf dem Platz?

  • "Ich kann das Spiel sehr gut lesen, vielleicht aufgrund meiner großen Spielerfahrung. Ich kann schon reagieren, bevor etwas passiert."

  • Wenn Sie eine Superheldin wären, welche Superkraft hätten Sie dann gern?

  • "Ich wäre gern jemand, der schnell ist. Flash vielleicht? Ich bin auf dem Spielfeld nicht sehr schnell und wüsste gern, wie es sich anfühlt, schnell unterwegs zu sein. Ich kann das aber kompensieren!"

Auf die nächsten Olympischen Spiele 2020 in Tokio angesprochen, schnauft Seger nur. "Uff, die sind noch weit entfernt", meint sie. Im Augenblick konzentriert sie sich ganz und gar auf die nächste Herausforderung der Blågult, die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™, bei der sie vermutlich zum letzten Mal auf der großen Weltbühne vertreten sein wird. Und sie hat noch eine Rechnung offen.

Sollte sie ihr Ziel erreichen, haben wir hier schon einmal die Koordinaten für ihre nächste Tätowierung vorbereitet:

45°45'54.8"N

4°58'55.2"E