Dienstag 03 März 2020, 10:26

Nchout kennt den Weg

  • Kamerun trifft in der Olympia-Quali auf Sambia

  • Ajara Nchout ist die Speerspitze der "unzähmbaren Löwinnen"

  • Nchout: "Ich habe immer davon geträumt, dort anzukommen, wo ich heute bin"

"Die Moral der Truppe ist sehr hoch. Wir haben hart gearbeitet, um so weit zu kommen, und nun ist die Qualifikation ganz nah", erklärt Ajara Nchout am Mikrofon von FIFA.com. Tatsächlich ist Kamerun nur noch einen Schritt vom großen Olympiatraum entfernt. Am Donnerstag, 5. März, empfangen die unzähmbaren Löwinnen Sambia zum Hinspiel der fünften und letzten Runde der Afrika-Qualifikation für Tokio 2020. (Das Rückspiel findet am 10. März in Sambia statt.)

Der Sieger dieser Paarung ist direkt für das Olympische Fussballturnier qualifiziert. Der Verlierer hat über die interkontinentale Playoff-Runde noch eine letzte Chance, dabei zu sein. Gegner ist Chile, der Zweitplatzierte der Copa América 2018. Auf dem Papier sind die Kamerunerinnen haushoch favorisiert. Das wird allein schon an der Platzierung in der FIFA-Weltrangliste deutlich, in der Kamerun auf Platz 49 und Sambia auf Platz 106 rangiert.

"Dass Sambia so weit gekommen ist, bedeutet, dass wir es mir einem guten Team zu tun haben, vor dem wir Respekt haben müssen. Wenn wir nicht mit voller Konzentration an die Sache herangehen, können die Sambierinnen für eine Überraschung sorgen", meint Nchout, die weiß, dass die Kamerunerinnen ihre Erfahrung bei großen Turnieren in die Waagschale werfen müssen.

Die unzähmbaren Löwinnen zogen zweimal in Folge ins Achtelfinale der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ ein und kennen auch den Weg zum Olymp. Bei der Auflage von 2012 in London waren sie zum ersten Mal dabei und schieden nach drei Niederlagen nach der Gruppenphase aus.

Erste Olympia-Erfahrung

Die Angreiferin war damals gerade einmal 19 Jahre alt. "Damals habe ich ein Großereignis kennengelernt, das man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Meine Teamkameradinnen und ich haben davon geträumt, an die Leistung der unzähmbaren Löwen anzuknüpfen, die in Sydney die Goldmedaille geholt haben. Aber wir waren noch zu jung und unerfahren. Mittlerweile haben wir viele Erfahrungen gesammelt."

Allen voran Nchout, die 2019 eine beachtliche Leistung hingelegt hat. Nachdem sie ihrem Klub Vålerenga zum zweiten Platz in der norwegischen Liga und einem Startplatz in der Champions League verholfen hatte, spielte sie auch bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ eine entscheidende Rolle. Beim 2:1-Sieg Kameruns gegen Neuseeland erzielte sie einen Doppelpack und machte damit den Einzug in die K.-o.-Runde perfekt. Mit ihrem zweiten Treffer kurz vor Schluss wurde sie für den Puskás-Preis 2019 nominiert.

Kindheitstraum

Die 27-jährige Stürmerin wusste auch in der Olympia-Qualifikation zu beeindrucken. Mit drei Treffern ist sie beste Torschützin ihres Teams. Dank ihrer Leistungen war sie bei den letzten CAF-Auszeichnungen eine der drei Finalistinnen für die Auszeichnung zu Afrikas Fussballerin des Jahres.

"Ich habe immer davon geträumt, dort anzukommen, wo ich heute bin", so Nchout lächelnd. "Ich genieße es sehr, Fussballprofi zu sein, besonders wenn ich an meine Anfangszeit zurückdenke, in der niemand an mich geglaubt hat. Was ich heute erlebe, ist wirklich unglaublich. Ich finde, dass man es Kindern ermöglichen soll, ihre Träume zu verwirklichen und an ihre Zukunft zu glauben. Manche Menschen glauben, dass ein Mädchen nicht Fussball spielen sollte. Diesen Menschen möchte ich eine Botschaft übermitteln, insbesondere den Eltern. Kinder müssen den Sport ausüben können, der ihnen gefällt, denn man weiß nie, wie weit sie damit kommen können. In meiner Familie hat niemand verstanden, was ich damit wollte, weil es bei uns keine Fussballerinnen gibt. Alle haben sich gefragt, warum ein Mädchen Fussball spielen will."

Diese Frage dürfte Nchout mittlerweile beantwortet haben. Falls Kamerun sich erneut für die Olympischen Spiele qualifiziert, dürfte die neue Generation kamerunischer Mädchen es leichter haben. Sicherlich wird ihnen diese Frage dann seltener gestellt, und im Falle einer Medaille vielleicht überhaupt nicht mehr.