Donnerstag 16 Januar 2020, 08:27

Kumagai: "Wir wollen Gold in Tokio"

  • Kumagai ist amtierende AFC-Fussballerin des Jahres

  • Sie verwandelte den Elfmeter zum Titelgewinn bei der FIFA Frauen-WM 2011™

  • Japans Spielführerin nimmt die erste Olympische Goldmedaille für ihr Team ins Visier

Saki Kumagai ist bestens mit dem Gefühl vertraut, Trophäen zu gewinnen.

Schon als 20-Jährige trug sie zum Titelgewinn Japans bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ bei. Vier Jahre später wurde sie bei der WM 2015 in Kanada Vizeweltmeisterin. 2017 übernahm sie die Kapitänsbinde im Nationalteam und führte die Nadeshiko im folgenden Jahr zum Titelgewinn beim AFC Asien-Pokal der Frauen 2018.

Mit ihrem damaligen Klub Urawa Reds gewann sie 2009 die japanische Meisterschaft. Dann wechselte sie nach Frankfurt und weiter zum französischen Spitzenklub Olympique Lyon, mit dem sie sechs Mal in Folge die Meisterschaft gewann und zudem bei den letzten vier Auflagen der UEFA Champions League der Frauen den Titel holte. 2019 wurde sie als Asiens Fussballerin des Jahres ausgezeichnet.

Einer der wenigen Titel, die ihr in ihrer beeindruckenden Sammlung noch fehlen, ist eine Olympische Goldmedaille. Bei den Spielen von London 2012 war sie eine wichtige Schlüsselspielerin und stieß mit dem Team bis ins Finale vor, das allerdings gegen die USA verloren ging. Für die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro 2016 konnten sich die Japanerinnen überraschend nicht qualifizieren, was indes den Erfolgshunger der Spielerin umso mehr angestachelt hat.

FIFA.com führte kürzlich ein Interview mit der 29-Jährigen, die mit dem festen Willen in das Turnier von Tokio 2020 geht, vor eigenem Publikum die Goldmedaille zu holen.

Wie sehen Sie Ihre bisherige fussballerische Karriere im Rückblick? Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie erreicht haben?

Ich denke, dass meine Fussballkarriere bisher wirklich gesegnet war. Natürlich hätte ich es ohne die Unterstützung sehr vieler Menschen niemals so weit bringen können. Ehrlich gesagt bin ich mehr als zufrieden mit dem, was ich erreicht habe. Ich bin stolz auf all diese Erfolge, die ich gemeinsam mit meinen großartigen Teamkameradinnen gefeiert habe.

Der Titelgewinn bei der FIFA Frauen-WM Deutschland 2011™ war eines der frühen Highlights. Sie waren eine wichtige Spielerin im Team und haben im Finale den entscheidenden Elfmeter verwandelt. Woran erinnern Sie sich bei diesem Turnier noch und wie viel bedeutet es Ihnen?

Ich war bei der WM 2011 erst 20 Jahre alt. Ich kann mich noch erinnern, dass wir einen unglaublichen Kampfgeist hatten. Ich sehe darin nicht den absoluten Höhepunkt meiner Karriere, doch natürlich ist der Gewinn der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ und das Erlebnis dieses Sieges eine wunderschöne, tolle Erinnerung.

Im Finale der UEFA Champions League 2016 haben Sie ebenfalls den entscheidenden Elfmeter verwandelt und wurden für Ihre Leistung als beste Spielerin der Partie ausgezeichnet. Sehen Sie sich selbst als Elfmeter-Spezialistin? Was macht Sie dabei so erfolgreich?

Eigentlich bin ich weder besonders gut bei Elfmetern, noch versessen darauf! Aber ich hatte nach dem Finale der WM 2011 genug Gelegenheiten, Elfmeter zu übernehmen. Ich habe dabei viel Erfahrung gesammelt und bin ziemlich zuverlässig geworden. Mittlerweile machen mir diese Duelle mit Torhüterinnen sogar Spaß. Ich konzentriere mich dabei voll und ganz auf den Ball und denke, dass ich wohl deswegen so oft erfolgreich bin und die Kugel ins Netz jage.

2011 mauserte sich Japan von einer vielversprechenden asiatischen Mannschaft zu einem der besten Teams der Welt. Wie ist es dazu gekommen?

Der Erfolg bei der WM 2011 ist in erster Linie unseren Veteraninnen zu verdanken. Sie haben sehr hart gearbeitet und unzählige Hürden überwunden, um dieses Niveau zu erreichen und das Team zum Weltmeistertitel zu führen. Unser Kampfgeist und der Wille, niemals aufzugeben, waren die wichtigsten Erfolgsfaktoren, die uns die großen Fortschritte beschert und uns durch diese WM gebracht haben.

Nach der WM 2011 wechselten Sie nach Europa. Nach zwei Jahren in Frankfurt gingen Sie dann zu Olympique Lyon, wo Sie bis heute spielen. Welche Erfahrungen haben Sie bei diesen europäischen Spitzenklubs gesammelt?

Ich habe mein Können weiter verbessert und mein Durchsetzungsvermögen in Spielen gegen starke Gegner gestärkt. Das sind wertvolle Erfahrungen für japanische Spielerinnen, die es mit den besten Teams der Welt aufnehmen wollen.

ve4csbl9kewomivqhdye.jpg

Nachdem die vorherige Generation sich aus der Nationalmannschaft zurückgezogen hat, wurde eine neue Gruppe junger Spielerinnen ins Team integriert. Was sagen Sie zum aktuellen Team unter Trainerin Asako Takakura?

Wir haben eine ganze Reihe sehr vielversprechender Spielerinnen im Team, die über hervorragende Technik verfügen. Sie haben großes Potenzial.

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Spielführerin?

Der Grundgedanke besteht darin, dass wir im Team eine gute, geradlinige Kommunikation haben. Ich möchte, dass die Spielerinnen alles sagen können, was sie wollen. Meine Aufgabe besteht darin, die richtige Atmosphäre und Chemie zu schaffen, damit dies im Team möglich ist.

Der Generationswechsel lief bei Japan offenbar sehr gut, schließlich haben Sie den AFC Asien-Pokal 2018 und kürzlich auch die Ostasienmeisterschaft gewonnen. Welche Ziele haben Sie sich als Gastgeber für das Olympische Fussballturnier 2020 gesetzt?

Unser Ziel ist der Gewinn der Goldmedaille auf eigenem Boden! Nicht mehr und nicht weniger.

Welche Ziele haben Sie persönlich für das neue Jahr 2020?

Ich will jeden einzelnen Tag schätzen und genießen, und dabei gleichzeitig weitere Erfolge anstreben. Die Erfolge der Nadeshiko haben enorme Auswirkungen auf den Frauenfussball in Japan. Als Spielerin will ich tun, was ich kann, um dem Team zu helfen und den Frauenfussball noch weiter voranzubringen.