Mittwoch 27 April 2016, 01:21

Goeßling: "Wir sind heiß auf den Titel"

Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben, sagte einst Eleanor Roosevelt, U.S.-amerikanische Menschenrechtsaktivistin und Ehefrau des U.S.-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, die neben Hillary Clinton als eine der einflussreichsten Frauen in der U.S.-amerikanischen Politik des 20. Jahrhunderts gilt.

Wenn es danach geht, dann gehört der deutschen Nationalspielerin Lena Goeßling die Zukunft. Denn mit der Teilnahme an dem Olympischen Fussballturnier der Frauen 2016 hat sie einen ihrer Träume bereits wahr werden lassen.

"Mein Traum war immer bei Olympia mitzuspielen. Das ist für jeden Sportler etwas ganz Besonderes", gesteht Goeßling im exklusiven Interview mit FIFA.com. "Das kann man, glaube ich, gar nicht mit einer Welt- oder Europameisterschaft vergleichen. Da sind ganz viele Sportler. Der Fokus liegt nicht nur auf dem Fussball, sondern auf allen Sportarten und Ereignissen."

Dreimal hintereinander konnten die DFB-Damen Bronze holen (2000, 2004 & 2008), eine Goldmedaille blieb ihnen bisher allerdings verwehrt. Das soll sich in diesem Sommer ändern. "Wir haben einen großen Kader mit sehr viel Qualität. Wir sind heiß auf den Titel und wollen den unbedingt nach Deutschland holen", lautet die deutliche Ansage von Goeßling.

Nicht weit weg von den USA Ein Selbstbewusstsein, das nicht von ungefähr kommt. Beim stark besetzten SheBelieves Cup in den USA setze sich die von Silvia Neid trainierte Elf gegen England und Frankreich durch und musste sich im Finale gegen den Gastgeber und Weltmeister nur knapp geschlagen geben. Ein derartiges Aufgebot an Spitzenteams hatte es im Frauenfussball abgesehen von Weltmeisterschaften noch nie gegeben.

"Wir haben dort viel ausprobiert", erklärt die Mittelfeldspielerin in Diensten des VfL Wolfsburg. "Es war ein Turnier, bei dem wir neue Erfahrungen sammeln und auch mal ein anderes System spielen konnten. Viele Spielerinnen wurden getestet. Man hat gesehen, dass wir nicht ganz weit weg sind von den USA."

Selbstbewusst gehen auch die U.S.-Amerikanerinnen in das Turnier, die die vierte Goldmedaille in Folge wollen. Aussagen von Hope Solo ("Wir streben nach der Goldmedaille") und FIFA Weltfussballerin Carli Lloyd ("Wir wollen die Goldmedaille!") geben die Marschroute der Stars & Stripes deutlich vor. "Die sind immer sehr selbstbewusst. Wir wissen einzuschätzen, wie die USA sind", zeigt sich die sympathische 30-Jährige wenig beeindruckt. "Natürlich gehen sie als Favoriten in das Turnier, schließlich sind sie amtierender Weltmeister. Vielleicht kann man dann so selbstbewusst reden."

Die USA gehören auch für Goeßling zum Favoritenkreis, doch neben dem Ersten der FIFA/Coca-Cola-Frauenweltrangliste stehen noch andere Mannschaften in ihrem Fokus. "Frankreich zählt definitiv mit zu den Favoriten auf die Goldmedaille. Die spielen sehr guten Fussball. Die USA auch. Wir natürlich auch und bei Brasilien weiß man es nicht so richtig. Vielleicht überraschen sie uns. Sie spielen vor heimischem Publikum und haben vielleicht einen besonders hohen Druck. Wir wissen selbst, wie das ist. Entweder sie pushen sich, oder es ist zuviel Druck."

Erst Titel mit den Wölfinnen, dann volle Konzentration auf Olympia Die Nationalspielerin des Jahres 2015 spielt damit auf die Frauen-WM 2011 im eigenen Land an, wo man sich im Viertelfinale dem späteren Weltmeister Japan geschlagen geben musste und die Qualifikation für Olympia 2012 in London verpasste. Das ist jedoch längst Schnee von gestern, und das Augenmerk richtet sich auf die Gruppengegner für Rio 2016.

"Über Simbabwe wissen wir gar nichts. Das ist eine Überraschungsmannschaft. Afrikanische Mannschaften spielen immer sehr körperbetont und gehen relativ hart in die Zweikämpfe. Über Kanada und Australien wissen wir, dass es gute Gegner sind. Es wird auf jeden Fall kein Selbstläufer. Es ist eine anspruchsvolle Gruppe. Unser Ziel ist es, die Vorrunde zu überstehen."

Doch bevor sich Goeßling mit dem Turnier im August auseinandersetzt, gilt ihre volle Konzentration dem VfL Wolfsburg, mit dem sie sowohl in der Bundesliga als auch dem DFB-Pokal und der europäischen Königsklasse noch Chancen auf den Titel hat.

"Der Fokus liegt auf dem Verein. Uns stehen noch schwierige Aufgaben bevor. Unser Ziel ist es ins Finale der Champions League zu kommen. Das DFB Pokal-Finale haben wir erreicht, aber jetzt wollen wir natürlich auch noch Titel gewinnen. Wenn wir das geschafft haben, dann blicke ich auf die Nationalmannschaft. Erst voller Fokus auf den Verein, dann kommt Olympia."