Dienstag 12 April 2016, 02:02

Bini: "Mit großen Hoffnungen nach Rio"

Bruno Bini, der Trainer der chinesischen Frauen-Nationalmannschaft, ist ein Mann vieler Talente. Einige sehen den 61-jährigen Franzosen als Philosophen, der seine Schützlinge gern mit Zitaten von Albert Camus oder Voltaire inspiriert. Andere hingegen halten ihn für einen Musiker, der mit seinem Team nach Siegen Gitarre spielt und singt. Und nicht zuletzt ist er auch noch ein Autor, der seine Ansichten gern in Form poetischer Formulierungen ausdrückt. Bini selbst sieht sich allerdings nicht unbedingt so.

"Ich bin Fussballtrainer und am besten geht es mir, wenn wir über Fussball sprechen", so der frühere Trainer der französischen Frauen-Nationalmannschaft im Gespräch mit FIFA.com. "Mich interessiert die Leistung meines Teams auf dem Feld. Die dafür eingesetzten Hilfsmittel (Musik, Gedichte, Zitate) dienen lediglich dazu, die Kommunikation mit den Spielerinnen zu verbessern."

Und wer könnte bestreiten, dass Bini mit seinen Methoden Erfolg hat? Schließlich führte er Frankreich sowohl bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ als auch beim Olympischen Fussballturnier der Frauen von London 2012 auf Platz vier. Seit seinem Amtsantritt als Trainer der chinesischen Frauen-Nationalmannschaft im vergangenen September feierte er mit dem Team eine Reihe aufbauender Siege in Freundschaftsspielen und führte die Mannschaft erfolgreich durch die Asien-Qualifikation für Rio 2016.

"Bei meinem Amtsantritt war das Team nicht im besten Zustand", so der Coach. "Die Mannschaft hatte sechs Niederlagen in Folge kassiert und die Spielerinnen waren nicht in Bestform. Aber der Druck war groß. Schließlich wurde erwartet, dass wir uns für die Olympischen Spiele qualifizieren. Allerdings hatten wir nur wenige Monate Zeit, uns auf die Qualifikationsspiele im März vorzubereiten – angesichts der Größe der Aufgabe eine sehr kurze Zeitspanne."

Erfolgreicher Auftakt Bini feierte einen gelungenen Einstand mit seinem neuen Team. Nur einen Monat nach seinem Amtsantritt präsentierten sich die Chinesinnen von Grund auf verändert und fuhren in den ersten vier Spielen unter Bini zwei Siege und zwei Unentschieden ein. Für den Trainer war der 2:1-Sieg gegen England der Ausgangspunkt für den Neuaufbau.

"Der Sieg gegen England hat uns zum richtigen Zeitpunkt viel Selbstbewusstsein geschenkt", so der Franzose. Erstmals seit langem war China wieder ein Sieg gegen eines der Top-Five-Teams der Welt gelungen. Ich war sehr zufrieden mit den Veränderungen in meinem Team."

Im Dezember trafen die Chinesinnen dann zwei Mal auf Weltmeister USA. Die erste Partie verloren sie mit 0:2, die zweite indes gewannen sie mit 1:0. Bini allerdings beobachtete bei der Niederlage den größten Fortschritt seiner Spielerinnen, die ihr neues Selbstvertrauen demonstrierten.

"Das Ergebnis war nicht das gewünschte, und auch unsere Leistung nicht. Wir hätten sogar noch höher verlieren können. Aber die Einstellung der Spielerinnen war richtig. Alle haben mir gesagt, dass wir es mit den Amerikanerinnen aufnehmen können. Ist es nicht ein gutes Zeichen, wenn man gegen die Nummer eins der Welt antritt und keine Angst hat?"

Nach weiteren Feinabstimmungen startete Binis Team im vergangenen Monat mit dem festen Vorsatz in die Olympia-Qualifikation in Japan, sich nach dem verpassten Turnier von London 2012 wieder zu qualifizieren. Als besonders knifflig erwies sich das zweite Spiel gegen die DVR Korea. In der hart umkämpften Partie gerieten die Chinesinnen in der ersten Halbzeit durch ein Tor von Ra Un-sim in Rückstand und schafften den Ausgleich zum 1:1-Endstand erst durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit, den Wang Shuang verwandelte.

"Dieses Ergebnis war sehr wichtig für uns", so Bini. "Hätten wir dieses Spiel verloren, wäre unsere Qualifikation in Gefahr gewesen. Für die Spielerinnen war das die entscheidende Partie. Nach dem Spiel fühlten sie sich enorm stark. Ich selbst fühlte mich während der Partie, als wäre ich um fünf Jahre gealtert. Erst als wir unmittelbar vor Schluss den Ausgleich schafften, fühlte ich mich wieder sechs Jahre jünger! Es war wirklich ein in jeder Hinsicht unvergessliches Spiel."

Mit den beiden ersten Spielen hatten die Chinesinnen den Grundstein für den Erfolg gelegt. Im weiteren Verlauf des Turniers besiegten sie Vizeweltmeister und Gastgeber Japan und sicherten sich anschließend mit einem 1:0-Erfolg gegen die Republik Korea einen der ersten beiden Plätze.

"Die Mannschaft hat demonstriert, welche Fortschritte sie insbesondere beim beim Teamwork und beim Kombinationsspiel gemacht hat. Als ich Trainer von Frankreich war, haben wir dort einen gut organisierten Kombinationsfussball gespielt. Diese Spielweise will ich auch hier in China fortführen. Wir werden einen Dreijahresplan aufstellen und ich hoffe, dass wir es dann auch zur nächsten Frauen-Weltmeisterschaft in meinem Heimatland schaffen. Das wäre doch eine prima Schlagzeile, wenn China bei der WM 2019 in Frankreich unter einem französischen Trainer dabei ist", lächelt er.

Olympische Ambitionen Bini hält nicht mit seinen Ambitionen hinter dem Berg, bei seinem ersten globalen Turnier als Trainer der Chinesinnen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

"Alle Teams fahren mit großen Hoffnungen nach Rio", ist er überzeugt. "Jeder Trainer will eine Medaille. Doch wir wollen nicht nur gute Resultate sondern auch Steigerungen und Verbesserungen sehen. In der Qualifikation haben wir nicht allzu viele Tore erzielt. Ich will daher, dass sich mein Team bei der Chancenverwertung steigert."