Donnerstag 27 Februar 2020, 08:09

Wullaert will mit Belgien Revanche nehmen

  • Tessa Wullaert bereitet sich intensiv auf den Algarve Cup vor

  • Die belgische Spielführerin sieht das Team seit der verpassten WM 2019 in Frankreich deutlich gestärkt

  • Vor dem wichtigem EURO-Qualifikationsspiel will sich das Team von starken Gegnern lernen

Nachdem der Traum von der Teilnahme an der FIFA Frauen-WM Frankreich 2019™ vor 15 Monaten in der Schweiz zerplatzt war, war das belgische Frauen-Nationalteam am Boden zerstört. Um Haaresbreite hatte man die erstmalige WM-Teilnahme verpasst. Entsprechend groß war die Enttäuschung, zumal die Belgierinnen durchaus ihre Chancen hatten.

Doch was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker - das ist zumindest die Einstellung von Spielführerin Tessa Wullaert. Sie sieht bei ihrem Team seit dem damaligen Misserfolg eine enorme Entwicklung. Eine neuerliche Qualifikation für die UEFA Frauen-Europameisterschaft sei absolut realistisch, wobei erneut die Schweiz der wohl stärkste Konkurrent ist.

Dagegen lässt sich kaum etwas einwenden. Denn seit dem Scheitern in den Playoffs für Frankreich 2019 aufgrund der Auswärtstorregel haben die Belgierinnen nur ein einziges Spiel verloren (gegen den späteren Weltmeister USA) und in den restlichen zwölf Partien 31 Tore erzielt. Und trotz der verpassten WM-Endrunde rangiert das Team derzeit auf Platz 17 der FIFA/Coca-Cola-Frauen-Weltrangliste, so weit vorn wie nie zuvor.

"Das Scheitern war eine große Enttäuschung", gibt Wullaert gegenüber FIFA.com zu, "aber es hat uns ein ganzes Jahr verschafft, in dem es für uns um nichts ging, so dass wir genug Zeit hatten, Neuerungen auszuprobieren. Das war ein wirklich guter Aspekt."

Zahlen und Fakten zu Wullaert

  • Wullaert ist Rekord-Torschützin des belgischen Frauenteams mit 42 Länderspieltoren

  • Sie hat in den vergangenen vier Jahren drei Mal den belgischen Goldenen Schuh gewonnen

  • Wullaert gewann in den vergangenen sieben Spielzeiten stets mindestens einen Titel in Belgien

Das Team absolvierte Sitzungen mit Sportpsychologen, führte Aktionen zum Teambuilding durch und sprach offen über die weitere Entwicklung. Nun gehen die Belgierinnen optimistisch in die kommenden sechs Wochen mit den ersten Spielen des Jahres 2020. Dabei hätte das Team ohne die offene Kommunikation möglicherweise einen leichteren Weg eingeschlagen.

"Normalerweise nehmen wir im Zypern Cup teil, doch dort haben wir in den Spielen meist mehr Ballbesitz. Im April wird es in der Partie gegen die Schweiz wohl recht ausgeglichen zugehen. Daher nehmen wir am Algarve Cup teil, denn dort sind die Spiele schwerer.

"Das haben wir auch mit dem Trainer diskutiert. Als Spielführerin spreche ich viel mit unserem Trainer Ives Serneels. Er ist schon dabei, seit ich für das Team spiele. Wir haben also schon einige Höhen und Tiefen durchgemacht und manchmal hört er sogar auf mich!"

Starker Start

Serneels, der mittlerweile seit neun Jahren am Ruder steht, war noch nicht einmal sechs Monate im Amt, als er der damals 17-jährigen Wullaert zum Debüt im Nationalteam verhalf. Sie selbst fühlte sich schon früher bereit für ihre ungeduldig erwartete Chance und nutzte sie, indem sie den Siegtreffer gegen Russland erzielte.

Dabei war ihr Talent nicht einmal überraschend, jedenfalls nicht für diejenige, die den Teenager schon etwas länger beobachtet hatten. "Ich hatte eine Ebene unter der nationalen Ebene (auf Provinz-Ebene) mit den Jungs gespielt, das war sehr lustig [*lacht*]. Ich glaube, das hatte es zuvor noch nie gegeben. Ich habe einfach nur mit viel Spaß gespielt und mein Bestes gegeben. Es war eigentlich nie mein Traum, Profifussballerin zu werden, weil ich gar nicht wusste, dass es so etwas gab."

Schon sechs Jahre nach ihrem ersten Länderspieltreffer hatte sie mehr Tore als je eine belgische Nationalspielerin zuvor erzielt (und den Rekord kurioserweise erneut gegen Russland aufgestellt). Sie selbst war davon verblüfft: "Ich wusste zuvor nicht einmal von diesem Rekord. Und dann hieß es, ich hätte ihn gebrochen - Wow! Was haben denn die anderen Spielerinnen gemacht? Schließlich bin ich erst 23?! Für mich war das alles schon etwas merkwürdig, aber natürlich auch cool."

Mit Wullaert in einer kreativeren Rolle hinter den Sturmspitzen schießen die Belgierinnen in der Tat sehr viele Treffer, wie die Torquote des Teams zeigt. Gegen die wirklich starken Teams allerdings tun sie sich deutlich schwerer.

"Wir müssen auch gegen stärkere Gegnerinnen mit mehr Selbstbewusstsein spielen und so viel Ballbesitz wie möglich erkämpfen. Ich bin sicher, wenn wir gegen die Schweiz unser Spiel durchziehen und Selbstvertrauen zeigen, können wir sie schlagen."