Freitag 06 November 2020, 09:19

Voňková: "Ich liebe Trainer, die aus den Spielerinnen das Beste herausholen"

  • Lucie Voňková gehört zu den erfahrensten Spielerinnen der Tschechischen Republik

  • In der Qualifikation für die EURO 2022 ist Platz zwei noch in Reichweite

  • "Wir sind nicht das beste, aber auf dem Weg ein sehr gutes Team zu werden"

Ausgerechnet in der Qualifikation für die UEFA Women’s Euro musste Lucie Voňková zuletzt verletzt pausieren und fehlte der Tschechischen Republik im Kampf um die erstmalige Teilnahme an einem großen Turnier. Ein herber Verlust, schließlich zählt die 28-Jährige zu den erfahrensten Spielerinnen im Kader und trägt nicht umsonst die Kapitänsbinde. Derzeit rangieren die Tschechinnen auf Platz drei in der Gruppe hinter Polen und Spanien. Ein Sieg gegen Moldawien zum Abschluss ist Pflicht, wenn man den zweiten Platz noch erreichen möchte. Ob Voňková dann dabei sein kann? Das steht noch in den Sternen.

"Es ist noch offen, aber ich hoffe, dass ich dann wieder fit genug bin. Ich habe schon länger Probleme mit meinem Rücken und einen Bandscheibenvorfall. Ich muss also wieder bei Null anfangen. Ich wünsche mir sehr, dass ich dabei sein kann", erzählt sie im Interview mit FIFA.com.

"Ich bin sehr stolz auf das Team. Ich bin auch sehr stolz, dass viele Mädels ins Ausland gegangen sind, und ich sehe die Kraft bei uns im Team. Die Erfahrung, die die Spielerinnen im Ausland sammeln macht sich bemerkbar. Wir sind auf einem guten Weg. Wir sind nicht das beste, aber auf dem Weg ein sehr gutes Team zu werden. Wir haben es mit in der Hand, müssen gegen Moldawien gewinnen. Ich hoffe, dass Spanien gegen Polen wieder Vollgas gibt, seine Stärke zeigt und gewinnt und wir den zweiten Platz erreichen. Ich wäre sehr stolz, wenn wir uns zum ersten Mal in unserer Geschichte für ein großes Turnier qualifizieren könnten."

Mit ihrer Aussage unterstreicht die Stürmerin, dass immer mehr Spielerinnen ihrem Beispiel folgen. Voňková startete 2006 ihre Karriere in ihrer Heimat bei Slavia Prag, gewann dort 2013 Meisterschaft und Pokal. Anschließend wechselte die tschechische Nationalspielerin in die Bundesliga, wo sie zuerst zwei Jahre für den MSV Duisburg, ab 2015 für USV Jena (2015 - 2017) und von 2017 bis 2019 für den FC Bayern München auflief. Seit der Saison 2019/2020 geht sie im Land des Vize-Weltmeisters für Ajax Amsterdam auf Torejagd.

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"Am Anfang habe ich in Tschechien gespielt und immer sehr viele Tore geschossen. Wir haben fast jedes Spiel hoch gewonnen. Dann bin ich nach Duisburg gegangen. Dort haben wir fast immer verloren und ich als Stürmerin lange kein Tor gemacht. Das war etwas total Neues für mich und schwierig", beschreibt Voňková ihren Werdegang.

"Dann kam Jena und es war eine sehr gute Zeit. Wir hatten ein tolles Team, einen guten Trainer. Ich liebe Trainer, die aus den Spielerinnen das Beste herausholen. So war das in Jena, ich hatte wirklich eine gute Beziehung mit Daniel Kraus (jetzt SC Freiburg). Er hat aus mir wieder die Stürmerin machen können, die Tore schießt und Selbstvertrauen hat. Beim FC Bayern München war die Konkurrenz eine ganz andere. In Jena hatte ich meinen Stammplatz, in München war das anders."

In Tschechien hat man mich immer ausgelacht und gesagt: Du wirst mit dem Fussball nie Geld verdienen. Du wirst nie eine Profifussballerin. Jetzt lache ich über die Menschen, die gesagt haben, dass ich es nicht schaffe. Ich verdiene mein Geld mit dem ...
Lucie Voňková

Insgesamt sechs Stürmerin konkurrierten um einen Stammplatz in der Offensive. Keine leichte Zeit für die sympathische Tschechin, aus der sie jedoch mental stärker hervorgekommen ist. Eine Stärke, die sie mit in die Nationalmannschaft nimmt.

"Ich muss nicht die Kapitänsbinde tragen, ich kann auch ohne die Binde Verantwortung übernehmen. Ich bin Führungsspielerin und pushe mein Team, damit es besser wird. Ich bin einfach so ein Mensch. Ich habe bei Bayern München gespielt, bin aber immer mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben. Es war nie so nach dem Motto: 'Hey, ich spiele bei Bayern und ihr nur hier.' So bin ich nicht. Meine Mitspielerinnen können von mir lernen. Ich war aufgrund einer Verletzung bei den letzten Spielen der Nationalmannschaft nicht dabei und es ist schön zu hören, dass das Team mich auf dem Platz und in der Kabine vermisst."

Besonders in diesen schwierigen Zeiten, in denen es im Fussball nicht ganz so rund läuft und der Körper nicht mitspielen will, ist es wichtig auf einen Menschen bauen zu können, der einen unterstützt. Voňková hat mit Ehefrau Claudia van den Heiligenberg (jetzt Voňková) genau so jemanden an ihrer Seite.

"Natürlich ist es ein bisschen einfacher, dass meine Frau Fussballerin ist. Sie hat sehr viel erreicht und sehr viel Erfahrung. Sie hat 97 Länderspiele für Holland bestritten und bei Ajax gespielt – ebenso mit mir bei Bayern. Sie hat mich immer unterstützt und das hat es für mich immer etwas einfacher gemacht. Ich war jetzt des Öfteren verletzt. Man macht etwas, das man liebt und dann kommen diese Verletzungen. Ich bin sehr froh, dass ich so eine Frau zu Hause habe."

Mit ihrer Hilfe wird Voňková sicher wieder zu alter Stärke zurückfinden, und dann werden die Karten im Kampf um ein EM-Ticket neu gemischt.