Montag 30 Mai 2016, 03:55

Takakura: Japan muss sein Selbstvertrauen wiederfinden

Knapp ein Jahr nach der herben 2:5-Schlappe im Finale der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ kann sich Japan bei zwei bevorstehenden Freundschaftsspielen gegen den amtierenden Weltmeister zumindest ein bisschen rehabilitieren. Die beiden Rivalen sind bereits 35 Mal aufeinander getroffen. Dieses Mal allerdings stehen die Partien gegen die Stars and Stripes für die Japanerinnen unter anderen Vorzeichen.

Beim letzten Aufeinandertreffen in Vancouver war Japan noch amtierender Weltmeister. Trainer war damals Norio Sasaki, der die Japanerinnen vier Jahre zuvor bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ zum Titelgewinn geführt hatte. Im Elfmeterschießen setzten sich seine Schützlinge damals eben gegen die USA durch. Elf Monate nach dem Finale von Vancouver finden sich die Japanerinnen nun in einer wenig beneidenswerten Situation: Das Team scheiterte in der Qualifikation für das Olympische Fussballturnier der Frauen von Rio de Janeiro 2016. Sasaki trat nach diesem Misserfolg zurück. Asako Takakura übernahm das Traineramt, eine ehemalige Mittelfeldspielerin, die schon 1996 in Atlanta für Japan spielte.

In den zwei Partien gegen die USA wollen die Japanerinnen nun wieder etwas für ihr Selbstvertrauen tun. Doch für die neue Trainerin Takakura bedeuten die Spiele gegen den amtierenden Weltmeister weitaus mehr als nur eine Gelegenheit zur Rehabilitation, wie sie gegenüber FIFA.com sagte: "Natürlich wollen wir die Spiele in erster Linie gewinnen", so die 48-Jährige vor den Partien in Commerce City am Donnerstag und in Cleveland am Sonntag. "Aber wir erwarten mehr als nur die reinen Ergebnisse. Ich will sehen, was mein Team kann und was nicht. Es ist mein erstes Spiel als Trainerin und wir treten gleich gegen die beste Mannschaft der Welt an. Ich freue mich schon sehr darauf."

Wertvolle Erfahrung Für diejenigen, die den japanischen Fussball intensiv verfolgen, war Takakuras Ernennung keine Überraschung. Als Spielerin war sie wegen ihrer Kreativität und ihres Talents geschätzt, sowohl bei ihrem Klub Yomiuri-Seiyu Beleza als auch in der Nationalmannschaft. Doch noch bekannter ist Takakura wegen ihrer Erfolge als Trainerin der Nachwuchs-Nationalmannschaften nach dem Ende ihrer aktiven Karriere. So gewannen die Japanerinnen mit ihr den Titel bei der FIFA U-17 Frauen-Weltmeisterschaft Costa Rica 2014. Für diesen bahnbrechenden Erfolg wurde Takakura damals als AFC-Trainerin des Jahres im Frauenfussball ausgezeichnet.

"Der Titelgewinn bei der FIFA U-17-Weltmeisterschaft war für mich eine Art Sprungbrett für die nächste Stufe", sagt sie. "Ich hoffe, dass meine bisherigen Erfahrungen in den verschiedenen Altersklassen mir nun beim Neuaufbau der Nadeshiko zugute kommen. Ich empfinde das Amt der Cheftrainerin als große Ehre und mir ist gleichzeitig klar, dass es alles andere als eine leichte Aufgabe ist. Ich bin mir der großen Verantwortung sehr genau bewusst. Aber ich gehe davon aus, dass die Mannschaft während meiner Amtszeit gute Fortschritte macht."

Die eigenen Stärken fördern Nachdem Japan in der Zwischenzeit auf Platz sieben der FIFA/Coca-Cola-Frauen-Weltrangliste abgerutscht ist, muss sich das Team in der Tat steigern, um wieder weiter nach vorn zu kommen. Doch Takakura ist optimistisch und kündigt an, Japan werde aufgrund seiner typischen Spielweise wiedererstarken. "Ich will, dass mein Team einen für japanische Spielerinnen maßgeschneiderten Fussball spielt", sagt sie. "Das beinhaltet starke Technik, mannschaftliche Geschlossenheit und perfektes Kombinationsspiel. Diese drei Aspekte bilden unsere wichtigsten Stärken. Schon als ich noch spielte, wurde auf diese Tugenden geachtet. Ich bin sicher, mit dieser Spielweise kann sich unser Team gegenüber anderen behaupten und wieder an die Spitze gelangen."

Angesichts der Erfolge, die die Japanerinnen in den letzten Jahren mit eben diesen Stärken erreicht haben, scheint Takakuras Optimismus durchaus begründet. Die körperlich eher kleinen Nadeshiko-Spielerinnen haben sich erfolgreich gegen die kraftvolleren europäischen und nordamerikanischen Rivalen behauptet. Daher sollte sich das Team Takakura zufolge auch weiterhin auf seine Stärken verlassen.

"Unser Teamwork und unser Zusammenspiel können die körperlichen Nachteile ausgleichen", so die neue Trainerin. "Japanische Spielerinnen erfassen die Situation sehr schnell. Schon im Zweikampf oder beim Erlaufen eines Balles denken sie daran, was sie als nächstes machen werden."

Nach den Endspielteilnahmen 2011 in Deutschland und 2015 in Kanada sowie bei den Olympischen Spielen von London 2012 war das Scheitern in der Qualifikation für Rio 2016 natürlich eine enorme Enttäuschung. Für Takakura liegt daher der Fokus zunächst einmal darauf, das Selbstvertrauen im Team wieder herzustellen. "Die Spielerinnen müssen ihr Selbstbewusstsein wiedererlangen", sagt sie. "Sie müssen an sich selbst glauben. Die Nadeshiko haben zwar die Olympiaqualifikation verpasst, doch als Team müssen wir uns nun weiter entwickeln.

Die Arbeit mit der A-Nationalmannschaft dürfte ganz anders sein, als bei Nachwuchsteams . Die Spielerinnen brauchen mehr Kommunikation. Ich stelle ziemlich hohe Anforderungen an die einzelnen Aspekte wie Technik, Taktik, Schnelligkeit, Fitness und Spielübersicht. Ich will neue Talente für mein Team entdecken und hoffe, unsere Spielweise weiter entwickeln zu können. Doch ich werde mich stets nur auf eine Aufgabe konzentrieren."