Donnerstag 22 März 2012, 08:37

Sundhage: "Olympische Spiele sind etwas Besonderes"

"Ich bin glücklich darüber, dass die Menschen die weibliche Seite des Spiels wichtig nehmen.“ Dies sagte keine Geringere als U.S.-Nationaltrainerin Pia Sundhage anlässlich ihrer Nominierung in der Kategorie FIFA Trainer/Trainerin des Jahres 2011 im Frauenfussball. "Ich sehe dies als etwas Positives für das Team, das ich trainiere - und die Tatsache, dass wir im WM-Finale gestanden haben", fügte die schwedische Fussball-Legende, die zu den wichtigsten Figuren in der Geschichte des Frauenfussballs gehört, im Exklusiv-Interview mit FIFA.com hinzu. Dass sie am Ende leer ausging und dem japanischen Nationaltrainer Norio Sasaki den Vortritt lassen musste, nahm sie gelassen.

Mit derselben Gelassenheit blickt die Ausnahmetrainerin auch auf das vergangene Jahr zurück, das trotz des verlorenen WM-Finales gegen Japan für viele unvergessliche Momente sorgte. Einer hat sich ganz besonders in ihrem Gedächtnis eingebrannt: "Das Tor von Abby Wambach im Viertelfinale gegen Brasilien. Auf der linken Seite sehe ich Megan Rapinoe, sie schaut hoch und flankt den Ball in den Strafraum, und ich denke: Wo ist Abby, wo ist Abby? Da ist sie, im Strafraum, wo sie sein sollte. Der Ball fliegt - es schien ewig zu dauern - und dann sehe ich Abby, die höher steigt als jede andere und den Ball im Netz versenkt. Das war absolut fantastisch. Dieses Tor hat mein Leben verändert", beschreibt Sundhage diesen ganz besonderen Augenblick.

"Danach haben wir im Halbfinale nicht gut gespielt. Ich war fast traurig nach dem Spiel. Aber wir kamen ins Finale und haben unser Bestes gegeben. Darüber bin ich sehr glücklich", ergänzt sie.

Beeindruckende Bilanz Doch die Frauen-WM in Deutschland hat längst Einzug in die Geschichtsbücher gehalten und es ist an der Zeit, sich den Herausforderungen zu stellen, die das Jahr 2012 bereithält. Schließlich steht mit dem Olympischen Fusballturnier für Frauen in London im Sommer das nächste große Turnier auf der Agenda.

Dass sich die U.S.-Damen auf einem guten Weg befinden, erneut um die Goldmedaille mitzukämpfen, stellten sie in der Olympia-Qualifikation eindrucksvoll unter Beweis. Mit 31:0-Toren belegten die U.S.-Damen beim Qualifikationsturnier im kanadischen Vancouver in der Gruppe B unangefochten den ersten Platz. Und auch im Halbfinale gegen Mexiko und im Finale gegen Kanada blieb das Team von Sundhage ohne einen Gegentreffer.

"Es ist schön, keine Tore zu kassieren. Wir haben ein paar gute Chancen zugelassen, aber wir haben eine sehr gute Torhüterin und mit Christie Rampone eine große Kapitänin. Wir haben ziemlich viel mit der Verteidigung gearbeitet und werden dies auch weiterhin tun. Ich bin sehr glücklich und beeindruckt von unserer Abwehr. In einem Turnier keinen Gegentreffer zuzulassen, das ist riesig", so Sundhage nach der Leistung ihrer Mannschaft im Qualifikationsturnier auf der Homepage des U.S.-Verbandes.

Geheimnis des Erfolges Aber worin liegt das Geheimnis ihres Erfolges? Als Sundhage 2008 das U.S.-Team übernahm, hatte sie gerade einmal acht Monate Zeit, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren und auf das Turnier vorzubereiten. Dass diese Bemühungen am Ende mit der Goldmedaille belohnt wurden, ist allgemein bekannt. "Für mich ist Fussball so viel mehr als eine Goldmedaille", gibt sich die sympathische Schwedin gegenüber FIFA.com bescheiden.

Auf der einen Seite sind es diese Bescheidenheit, ihre große Erfahrung und die Leidenschaft für den Frauenfussball, die Sundhage als Nationaltrainerin so erfolgreich machen. Auf der anderen Seite ist es die gesunde Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen, die die U.S.-Damen auszeichnet.

"Es ist ein großer Vorteil, erfahrene Spielerinnen im Kader zu haben. Über viele Jahre hinweg haben sie sich eine gewisse Spielkultur angeeignet. Die jungen Spielerinnen erinnern sie allerdings daran, dass es für ein Problem unterschiedliche Lösungen geben und man eventuell anders reagieren kann. Ich mag diesen Mix. Wir haben einen guten Job gemacht. Die jungen Spielerinnen fügen sich gut in den Verbund aus älteren und Veteranen ein. Es ist ein Vergnügen, um dieses Spielerinnen herum zu sein und bisher sind wir sehr erfolgreich."

Für die jungen Spielerinnen hat sie dann auch noch einen besonderen Rat zu Hand: "Es ist sehr wichtig, neugierig zu sein. Man muss den nächsten Schritt im Auge behalten und gespannt auf die Dinge sein, die man lernen und erleben kann."

Das Ziel für 2012: Olympisches Gold In diesem Jahr wird Sundhage nun zum zweiten Mal bei Olympia an der Seitenlinie stehen, zwei Weltmeisterschaften durfte sie bereits als Trainerin bzw. Co-Trainerin erleben. "Beides sind für mich große Turniere. Der größte Unterschied ist: Bei der WM werden mehr Partien absolviert und ich kann mir Spiele verschiedenster Teams ansehen. Bei den Olympischen Spielen treten nur zwölf Mannschaften an. Bei der WM bieten sich mir also mehr Möglichkeiten. Aber ich fühle, dass es für die Amerikaner anders ist. Sie arbeiten sehr hart und überwinden viele Hindernisse, um eine Olympische Goldmedaille zu gewinnen. Also sind die Olympischen Spiele etwas Besonderes."

Dass sich Sundhage und ihre Spielerinnen beim diesjährigen Algarve Cup erneut Japan geschlagen geben mussten und damit den Einzug ins Endspiel und die Titelverteidigung verpassten, ändert jedoch nichts an den ehrgeizigen Zielen der Schwedin für 2012: "Im Finale den besten Fussball spielen und die Olympische Goldmedaille gewinnen.“ Der Weg dorthin ist auf jeden Fall geebnet.