Freitag 08 März 2019, 07:00

Signeul: "Wir müssen den Mädchen die gleichen Chancen geben"

  • Finnlands Trainerin Anna Signeul ist Teil des Trainerinnen-Mentorenprogramms

  • Die 57-Jährige nimmt den Weltfrauen-Tag zum Anlass, um über Gleichberechtigung zu sprechen

  • "Übernimm die Verantwortung für deine eigene Zukunft"

Am 8. März wird der 108. internationale Frauentag zelebriert. #BalanceforBetter lautet das Motto des Jahres 2019. Der perfekte Anlass, um sich an diesem Tag der weiblichen Seite des Sports zu widmen.

"Die meisten würden sagen, dass jeder Tag ein Frauentag oder Tag für die Gleichberechtigung sein sollte“, so Anna Signeul, Trainerin der finnischen Frauen-Nationalmannschaft, im Gespräch mit FIFA.com. "Aber ich denke, dass es manchmal gut ist, eine Erinnerung zu haben. In einigen Ländern halten wir einige Dinge für selbstverständlich. Wir müssen immer daran arbeiten, die Gesellschaft gleichberechtigter zu machen."

Ihre Liebe zum Fussball entdeckte sie bereits in ihrer Kindheit. Und wie so viele vor ihr musste sie zunächst mit den Jungs spielen, da es keine Mannschaften für Mädchen gab. "Ich war schon elf Jahre alt, als ich in einer Frauenmannschaft spielte. Ich glaube ich war ziemlich gut. Als ich gespielt habe, habe ich schon viel Respekt bekommen. Ich habe nicht wirklich verstanden, dass es einen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen oder Männern und Frauen gibt. Als ich aufgewachsen bin und Fussball gespielt habe, habe ich dies nicht gespürt", erzählt sie.

"Dies wurde mir erst bewusst, als ich älter wurde. Vor allem, als ich als Trainerin für junge Spielerinnen und die Jugendnationalmannschaften anfing. Ich merkte, dass es für Frauen nicht so einfach war, Ressourcen und Werbung zu bekommen.“

Die gebürtige Schwedin hatte auf ihrem Weg zur Nationaltrainerin das Glück, dass sie sowohl auf Vereinsebene als auch im Verband immer wieder auf große Unterstützung zählen konnte. Trotzdem weiß sie, dass auch in ihrem Heimatland noch viel daran gearbeitet werden muss, die Einstellung der Menschen zu ändern. Und wo fängt man damit am besten an? Bereits bei den Kindern.

Head coach Anna Signeul

Die Zukunft selbst in die Hand nehmen

"Wir müssen den Mädchen die gleichen Chancen geben wie den Jungen, damit sie ihre Träume leben können und in der Lage sind, die beste Fussballerin der Welt zu werden, wenn sie wollen. Wir müssen ihnen Ressourcen und Möglichkeiten geben", erklärt Signeul was getan werden muss, um etwas zu bewirken. "Es wäre eine Traumgesellschaft für mich, wenn alle Jungen und Mädchen ihre Träume leben könnten. Es sollte für Mädchen selbstverständlich sein, Fussball zu spielen und für Jungen, zu tanzen. Es ist wichtig, dass wir die Kinder dahin erziehen, dass die Gesellschaft gleich ist und dass wir alle gleich behandeln. Es gibt kein Geschlecht, das einem anderem überlegen ist. Ich möchte Frauen unterstützen. Ich feuere Frauen an, großartige Dinge in anderen Ländern zu tun, und ich möchte ihnen helfen, das tägliche Leben besser zu machen."

Einer von vielen Gründen, warum die sympathische Schwedin als Mentorin am FIFA Trainerinnen-Mentorenprogramm teilnimmt, bei dem Trainerinnen und erfahrene Trainermentoren jeweils ein Paar bilden. Doch nicht nur ihrem Schützling steht sie mit Rat und Tat zur Seite.

"Was ich jungen Menschen immer sage, ist Folgendes: Wenn du deine Zukunft in die Hände eines anderen legst, liegt es ganz an der Person, wie diese aussehen wird. Du musst dein Leben selbst in die Hand nehmen. Und wenn du etwas willst, dann musst du es dir nehmen. Übernimm die Verantwortung für deine eigene Zukunft und sage den Leuten, was Du im Leben willst. Wenn du das nicht tust, können sie dir nicht helfen. Wir Frauen tun das viel zu wenig. Wir legen keine Ziele fest und trauen uns nicht, mutige Ziele zu setzen. Das sollten wir Frauen mehr tun."

Wissenswertes über Anna Signeul

  • Cheftrainerin der schwedischen U-16- und U-18-Frauen-Nationalmannschaft (1996 bis 2005)

  • Cheftrainerin der schottischen Frauen-Nationalmannschaft (2005 bis 2017)

  • Cheftrainerin der finnischen Frauen-Nationalmannschaft (seit 2017)