Donnerstag 26 März 2020, 22:22

Vier Jahrzehnte voller Rekorde mit Kristine Lilly

  • Kristine Lilly schrieb heute vor genau zehn Jahren Fussballgeschichte

  • Als erster Mensch überhaupt trat sie in vier Jahrzehnten für ihr Land an

  • Lilly erinnert sich in einem Gespräch mit FIFA.com an ihre schönsten Momente in den einzelnen Jahrzehnten

Kristine Lilly ist eine lebende Legende. Sie hat mehr Länderspiele als jeder andere Mensch absolviert, nämlich genau 354, und ist seit 2010 zudem der erste Mensch, der in vier Jahrzehnten in der Nationalmannschaft zum Einsatz kam.

FIFA.com sprach mit Lilly, die einen Blick zurück auf diese vier Jahrzehnte warf und ihre herausragenden Erinnerungen nannte.

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1980 bis 1989

"Hier war das Jahr 1987 für mich das wichtigste. Es war mein erstes Jahr in der Nationalmannschaft und ich kam zum ersten Mal zum Einsatz. Das war auf einer Reise durch China. Ich habe sogar ein Tor erzielt. Das machte es noch spezieller. Natürlich war ich am Anfang nervös, schließlich war ich noch sehr jung. Ich fragte mich, ob ich überhaupt dorthin gehörte. Doch als ich das Tor schoss, dachte ich, dass ich wohl tatsächlich dorthin gehöre. Das war für mich natürlich unvergesslich. Wir waren für eine ganze Reihe von Spielen nach China gereist. Wir haben gegen das Nationalteam und auch gegen Vereinsteams gespielt. An so etwas wie eine Weltmeisterschaft war noch nicht zu denken. Es war einfach nur eine Reise für ein paar Spiele. Das war die erste Tour für mich im Nationalteam."

1990 bis 1999

"Aus diesem Jahrzehnt kann ich unmöglich nur eine Erinnerung nennen. Es gab zahlreiche Premieren für das U.S.-Nationalteam. Es gab die erste Weltmeisterschaft und auch bei den Olympischen Spielen wurde erstmals Frauenfussball gespielt. Das waren zwei riesige Erfolge und enorme Fortschritte für den Frauenfussball. Dabei zu sein, war eine wirklich unglaubliche Erfahrung. Ich erinnere mich noch: 1991 wusste eigentlich so ziemlich niemand, dass überhaupt eine Frauen-WM stattfand. 1996 bei den Olympischen Spielen war das schon anders. Zwar wurde immer noch nicht sehr intensiv darüber berichtet, aber die Welt begann allmählich, den Frauenfussball wahrzunehmen.

"Das alles diente als Sprungbrett für 1999 – und 1999 kann ich natürlich niemals vergessen! Wow, '91, '96 und '99 – das waren wirklich großartige Jahre! Die anderen Jahrzehnte kann man dagegen echt vergessen! 1995 gab es einen Misserfolg, aber so ist das eben. 1999 haben wir die WM in den USA ausgerichtet. Die 1990er Jahre waren einfach fantastisch, da kann ich mich wirklich nicht beklagen. Der Frauenfussball war auf der Weltbühne angekommen. Die USA waren zweimaliger Weltmeister und Goldmedaillengewinner. Die Entwicklung nahm Fahrt auf. Und ich war am Ende des Jahrzehnts gerade mal 28 Jahre alt!"

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2000 bis 2009

"Für uns begann dieses Jahrzehnt mit der Niederlage im Spiel um die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Sydney. Das war eine der schwersten Niederlagen meiner Karriere, wir waren sehr enttäuscht. Die Erinnerung schmerzt noch heute. Wir haben in der Verlängerung gegen Norwegen verloren. Dann kam die WM 2003, die eigentlich in China stattfinden sollte, aber dann wegen der SARS-Epidemie in die USA verlegt wurde. Auch bei diesem Turnier haben wir nicht den Titel geholt. 2007 war die WM dann wieder in China, und auch dort haben wir verloren. Gegenüber den 1990er Jahren war das alles also ziemlicher Mist.

Aber es gab auch weitere Fortschritte und natürlich die WM-Turniere und Olympia. In diesem Jahrzehnt habe ich mein 200. Länderspiel und auch noch das 300. absolviert. Alle wollten, dass ich es noch auf 400 bringe, aber ich war ganz sicher, dass ich das nicht schaffen würde. Die besten Erinnerungen an dieses Jahrzehnt waren also meine persönlichen Meilensteine. Das 300. Länderspiel war ein ziemliches "Wow"-Erlebnis. Mir wurde so richtig klar, wie lange ich schon dabei war und welch große Fortschritte ich miterlebt hatte – und auch, dass ich selbst eine ganze Menge zum Erfolg unseres Teams beigetragen hatte."

2010 bis 2019

"Es gab ein Jahr, in dem ich nur sporadisch dabei war. Ich hatte gerade mein erstes Kind bekommen und bin dann in die U.S.-Profiliga zurückgekehrt. Ich bin aber nicht sofort wieder ins Nationalteam berufen worden und hatte mich eigentlich schon damit abgefunden, dass es vielleicht vorbei war. Und dann kam doch noch der Anruf von Pia Sundhage, die mich zum Trainingslager einlud. Ich dachte mir: 'Oh, prima!' Egal, wie alt man ist und wie viele Jahre man schon für das Team gespielt hat – wenn man einen solchen Anruf bekommt, dann empfindet man großen Stolz und ein 'Nein' kommt einfach nicht in Frage."