Donnerstag 03 September 2020, 01:53

Pazifikregion: Aufbruchstimmung im Vorfeld von 2023

  • Bedeutende Aktivitäten im Frauenfussball in den vergangenen Monaten

  • Die Vergabe der WM 2023 sorgt für einen Aufschwung des Frauenfussballs in der Region

  • "In Ozeanien gibt es ein riesiges, noch nicht erschlossenes Potenzial"

Die Bekanntgabe Australiens und Neuseelands als Ausrichter der nächsten Auflage der FIFA Frauen-WM™ hat in der Region für viel Wirbel gesorgt. Für den Frauenfussball erweist sich die Ankündigung als enormer Wachstums-Katalysator.

Während in Asien derzeit zahlreiche Nationen beginnen, höhere Ziele anzupeilen, bedeutet die Aussicht auf die erste Frauen-WM in der Pazifikregion auch hier einen enormen Schub für den Frauenfussball, der sich in zahlreichen Ländern durch enorme Aktivitäten in den vergangenen Monaten niederschlägt.

Das war nicht immer der Fall. Bislang war Papua-Neuguinea das klar dominierende Team in der Region. Doch schon vor der WM-Ankündigung im Juni 2023 gab es Anzeichen für Veränderungen.

Papua-Neuguinea war 2016 Gastgeber der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft, einem herausragenden Sportereignis für die Region. 2018 nahmen erstmals alle elf OFC-Nationen am OFC Nationen-Pokal der Frauen teil, der gleichzeitig als Qualifikation für Frankreich 2019 fungierte. Fidschi konnte damals Papua-Neuguinea vom zweiten Platz hinter den dominierenden Neuseeländerinnen verdrängen.

OFC-Generalsekretär Franck Castillo bekräftigte kürzlich, die Zeit sei gekommen, den Frauenfussball stärker in den Mittelpunkt zu rücken. "Wir haben die Gelegenheit, in den kommenden Jahren ein Vermächtnis für den Frauenfussball zu schaffen. Die OFC will die Investitionen und die Teilhabe am Frauenfussball im Pazifikraum weiter steigern", so der Funktionär.

2020 wurde die bislang eher moderate Entwicklung der Jahre zuvor deutlich beschleunigt. "Angesichts der zusätzlichen Motivation durch die Ausrichtung der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™ in Australien und Neuseeland erleben wir, wie die Mitgliedsverbände dem Frauenfussball größeres Gewicht einräumen", freut sich Emma Evans, die OFC-Beauftragte für den Frauenfussball, im Gespräch mit FIFA.com.

"Mittlerweile haben acht der elf Mitgliedsverbände eine Beauftragte für den Frauenfussball. Anfang des Jahres waren es erst vier." Evans war im Juli für die Einführung des OFC-Programms für die Kompetenzerweiterung im Frauenfussball zuständig, in dessen Rahmen den Entwicklungsbeauftragten mit Rat und Tat zur Seite gestanden wird.

Melanesien im westlichen Teil Ozeaniens war bislang die dominierende Region, doch nun sprießen auch in Polynesien überall neue Projekte aus dem Boden. In Tonga wurden durch das Projekt Heilala Manongi Tausende junge Mädchen an den Fussball herangeführt.

"Wir legen mit Unterstützung des Präsidenten und des Exekutivkomitees den Fokus auf den Frauenfussball, insbesondere weil die WM 2023 in unserer Region stattfindet und sich dadurch neue Möglichkeiten ergeben", so der Technische Leiter Tongas, Kilifi Uele, kürzlich in einem Interview mit FIFA.com. "Unser Entwicklungsprogramm für den Frauenfussball erreicht auch die entlegensten Inseln."

Im nahegelegenen Samoa ist für beide Inseln eine eigene Entwicklungsbeauftragte zuständig. Es wurden Festivals organisiert und Fussballzentren auf beiden Inseln eingerichtet. Mehr als 300 Mädchen nahmen jeweils an den Veranstaltungen teil. Zusätzlich gibt es wöchentliche Kurse für Trainerinnen und freiwillige Helferinnen.

Im Osten Polynesiens unternimmt auch Tahiti enorme Anstrengungen auf und abseits des Spielfelds unter Führung von Stephanie Spielmann, Teilnehmerin am FIFA Trainerinnen-Mentorenprogramm. Tahiti ist zudem die einzige Nation in Ozeanien, in der es einen Beach-Soccer-Wettbewerb für Frauen gibt.

Auf den Salomon-Inseln, wo die Pazifikspiele 2023 stattfinden werden, wurde unterdessen eine lokale Frauen-Liga etabliert. Das Potenzial des melanesischen Inselstaates gilt als riesig. Schließlich ist der lokale Erfolgshunger groß und das benachbarte Papua-Neuguinea hat bereits gezeigt, welche Fortschritte möglich sind.

"In den vergangenen rund fünf Jahren haben wir nicht allzu viele Bemühungen in den Frauenfussball gesteckt. Doch nun bietet sich die perfekte Gelegenheit. Daher wollen wir uns nun auf den Frauenfussball konzentrieren und ihn durch Förderung und Entwicklung auf ein höheres Niveau bringen", so Antoinette Miniti, amtierende Beauftragte für den Frauenfussball auf den Salomon-Inseln.

Die Leidenschaft für den Fussball ist in der Region enorm und begründet bedeutende Entwicklungsmöglichkeiten. Bei der OFC hofft man, dass die neue nationale Liga der Frauen auf den Salomon-Inseln möglichst bald Nachahmer in den anderen Mitgliedsverbänden findet.

"Wir tun zwar viel zur Förderung und Entwicklung des Frauenfussballs, doch in Ozeanien gibt es noch enormes, nicht genutztes Potenzial auf und abseits der Spielfelder", so Evans. "Die Ausrichtung der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™ in unserer Region bedeutet für uns alle eine zusätzliche Motivation. Die OFC will daher eine Strategie für den Frauenfussball umsetzen, die die Kraft des Fussballs nutzt, um soziale Verbesserungen und Gleichberechtigung voranzutreiben und im gesamten Pazifikraum für Mädchen und Frauen mehr Möglichkeiten im Fussball schafft.

"Ich freue mich auf weitere Fortschritte des Fussballs in Ozeanien und bin sicher, dass wir angesichts von so viel Leidenschaft, Einsatz und Antrieb in den Führungsetagen des Frauenfussballs genau das erleben werden."