Donnerstag 05 März 2020, 20:50

Neue Horizonte für den Frauenfussball in Libanon

  • Libanon gewann die westasiatischen U-15- und U-18-Mädchen-Meisterschaften

  • Top-Torjägerin Layla Iskandar will Profifussballerin werden

  • Der Frauenfussball befindet sich in dem Land am Mittelmeer im Aufwind

Als sich die politische Krise in Libanon Ende des vergangenen Jahres verschärfte, hätte wohl kaum jemand damit gerechnet, dass sich ausgerechnet der Frauenfussball zu einem Ventil entwickeln würde, das den Menschen im Land Freude und das Gefühl von Einheit bringen würde.

Wenige Tage nach Jahresbeginn gewann die U-18-Auswahl Libanons die WAFF U-18-Mädchenmeisterschaft 2019 und trat damit in die Fußstapfen des U-15-Teams, das den gleichen Wettbewerb in der Altersklasse U-15 ebenfalls gewonnen hatte.

Die beiden Titelgewinne bei den westasiatischen Regionalmeisterschaften bedeuten eine enorme Stärkung des Frauenfussballs, und das trotz der großen Schwierigkeiten, die durch die Unruhen seit Oktober des vergangenen Jahres verursacht werden.

Die U-18-Auswahl absolvierte das Turnier in Bahrain mit Bravour: Nach drei Siegen in den drei Gruppenspielen setzten sich die jungen Libanesinnen auch im Halbfinale gegen Palästina und im Finale gegen Gastgeber Bahrain durch.

Zudem konnten sich die Libanesen darüber freuen, dass mit Layla Iskandar eine ihrer Spielerinnen Torschützenkönigin des Turniers wurde. Zum Sieg im Finale trug sie zwei Treffer bei.

"Während des Turniers war die Lage in der Heimat sehr verworren. Wir brauchten den Erfolg dringend, denn wir standen unter großem Druck. Wir haben hart gekämpft, um unserem geliebten Land diesen Titel schenken zu können", so Iskandar im Gespräch mit FIFA.com.

Doch der Titelgewinn und die sieben erzielten Tore bei der Regionalmeisterschaft sollen für Iskandar nur der Auftakt sein. Sie ist fest entschlossen, die Karriereleiter zu erklimmen und außerhalb Libanons Fussballprofi zu werden.

Die 17-jährige Stürmerin ist überzeugt, dass ihr enormer Einsatz beim Training bei ihrem Klub SAS Women und der Nationalmannschaft ihren persönlichen Erfolg ermöglicht hat.

"Dass ich dieses Turnier als Torschützenkönigin abgeschlossen habe, bedeutet mir sehr viel", so Iskandar. "Ich habe bei meinem Klub und in der Nationalmannschaft sehr hart gearbeitet und habe mir zudem einen Privattrainer geleistet, der mich sehr viel weiter bringt.

Ich habe große Ambitionen, doch wie viele andere schon erfahren mussten, ist es in Libanon sehr schwer, solche Ziele zu erreichen. Für mich sind alle Profifussballerinnen im Ausland Vorbilder, denn sie haben viel investiert, um ihren Traum wahr zu machen", so Iskandar, eine große Bewunderin von Alex Morgan, die sie als "echte Lady auf und Abseits des Platzes" beschreibt.

Fortschritte auf einem langen Weg

Der libanesische Fussballverband LFA hat in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit auf den Frauenfussball gelegt und verschiedene Turniere, Kurse und Workshops organisiert. Damit wurde die Popularität des schönsten aller Spiele bei den Frauen gesteigert.

Insbesondere die Nachwuchsligen wurden unterstützt. Genau dies hat sich nun mit den Titelgewinnen bei der U-15-und der U-17-WAFF-Meisterschaft ausgezahlt, so Bassem Mohamad, der Technische Leiter des Verbands, gegenüber FIFA.com.

"Es gibt mehrere Gründe für die Erfolge der beiden Nationalteams. Wir haben starke Talente, die regelmäßig in der Frauenliga spielen. Auf diese Weise sammeln sie wertvolle Erfahrungen", so Mohamad.

"Der libanesische Fussballverband hat gemeinsam mit der FIFA das Projekt umgesetzt, den Frauenfussball zu fördern, indem Mittel zur Verfügung gestellt werden und die Saison in den Ligen verlängert wurde. Das trägt zur Motivation von Spielerinnen und Trainern bei."

Mohamad ist sicher, dass der Frauenfussball in Libanon in Zukunft noch mehr Erfolge feiern kann. Die jüngsten Erfolge seien das Fundament, auf dem für internationale Erfolge aufgebaut werden könne.

"Der Verband will den Nationalteams beste Voraussetzungen verschaffen, damit sie sich für die Asienmeisterschaften in ihren jeweiligen Altersklassen qualifizieren können", sagte er. "Der Gewinn der WAFF-Meisterschaften wird dem Frauenfussball im Land einen weiteren Schub verleihen, insbesondere weil dies die ersten derartigen Erfolge für uns waren".