Dienstag 22 Dezember 2020, 13:36

Muzdalifah hat große Träume mit Indonesien

  • Zahra Muzdalifah gehört zu den vielversprechendsten Youngstern Indonesiens

  • Die Stürmerin will als erste Indonesierin einen Wechsel nach Europa schaffen

  • "Ich hoffe, für unsere Spielerinnen Türen zu öffnen"

Nur wenige Fussballer können von sich behaupten, ihr erstes Länderspieltor bereits mit 17 Jahren erzielt zu haben. Der indonesischen Nachwuchsstürmerin Zahra Muzdalifah gelang jedoch genau das. Mit einem Kopfballtreffer trug sie sich erstmals in einem Länderspiel in die Liste der Torschützinnen ein und drehte damit auch den Lauf der Partie.

Es geschah im letzten Gruppenspiel bei der AFF Frauen-Meisterschaft 2018 gegen die Philippinen. Indonesien war als Gastgeber des Turniers im Auftaktspiel nicht über ein torloses Unentschieden hinaus gekommen. Es folgten zwei klare Niederlagen, so dass die Partie gegen die Philippinen die letzte Möglichkeit war, vor den eigenen Fans noch die Ehre zu retten.

Doch die Partie lief anders als erhofft: Schon nach einer Viertelstunde lag Indonesien mit zwei Toren in Rückstand. Der Wendepunkt kam jedoch, als Muzdalifah plötzlich kurz nach der Pause zur Stelle war und per Kopfball den Anschlusstreffer markierte. Durch das Tor motiviert erhöhten die Gastgeberinnen den Druck und kamen durch Mayang Mayang zum Ausgleich, bevor Syenida Meryfandina sogar für die Führung sorgte.

Das Spiel endete mit einem 3:3-Remis, nachdem die Philippinen quasi mit dem Schlusspfiff noch den Ausgleich geschafft hatten. Muzdalifah und ihre Teamkameradinnen bekamen jedoch für ihren beherzten Auftritt viel Lob und Applaus.

"Das war mein erstes Länderspieltor und ich habe es per Kopfball erzielt", so die heute 19-Jährige Indonesierin gegenüber FIFA.com. "Ich glaube, bis heute waren alle meine Treffer für die Nationalmannschaft Kopfballtore. Wir haben ganz sicher nicht schlecht gespielt, aber einen Sieg haben wir trotzdem nicht geholt.

Es war ein fantastisches Gefühl, als der Ball den Weg ins Netz fand. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als mir klar wurde, dass dies ein Tor wird. Mit Worten kann ich dieses Gefühl nicht beschreiben. Ich war immens stolz und glücklich."

Muzdalifah konnte auch einen Monat später bei den Asienspielen 2018 beeindrucken, die ebenfalls in Indonesien stattfanden. Hier schnitt das Team besser ab und feierte gegen die Malediven einen 6:0-Sieg, zu dem Muzdalifah zwei Treffer beisteuerte.

"Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an diese Momente zurückdenke", sagt sie mit einem Lächeln. "Diese Tore habe ich für mein Land erzielt. Natürlich haben unsere Fans uns mit ihren Gesängen und Sprechchören unterstützt und nach vorn getrieben."

Kometenhafter Aufstieg

Die Entwicklung des Frauenfussballs hat in Indonesien in den vergangenen Jahren enorm an Fahrt aufgenommen. Die Leidenschaft für das schönste aller Spiele wurde durch die erfolgreiche Ausrichtung der regionalen Meisterschaften und der Asienspiele enorm befeuert. Ein Jahr danach wurde erstmals auch eine Frauenliga eingeführt, die Liga 1 Putri. Muzdalifah wurde als aufstrebender Star vom Klub Persija Putri unter Vertrag genommen, wo sie die Rückennummer 9 trägt.

Die junge Stürmerin sorgte in der Liga von Beginn an für Furore. Gegen Schwergewicht Persija steuerte sie beide Treffer zum 2:1-Sieg bei. Dann allerdings zog sie sich eine Verletzung zu und verpasste den Rest der Saison. Doch dank ihrer starken Leistungen für Klub und Nationalmannschaft hat sie sich als eine der vielversprechendsten jungen Spielerinnen etabliert.

"Ich habe in den Jahren 2018 und 2019 enorme Fortschritte gemacht", sagt sie auch selbst. "Ich habe sehr hart trainiert. Ich wollte jeden Tag etwas Neues erlernen, das ich für meinen Klub und mein Nationalteam einsetzen konnte. Die AFF Frauen-Meisterschaft, die Asienspiele und die Liga 1 Putri haben dem Frauenfussball einen enormen Schub verliehen. Damit haben wir jetzt viel mehr Möglichkeiten, zu spielen. Doch in diesem Jahr wurde wegen COVID-19 alles unterbrochen. Ich hoffe, dass die Pandemie bald vorbei ist und wir wieder aufs Spielfeld zurückkehren können."

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Der Traum von Europa

Muzdalifah hegt einen großen Traum: Sie will eine Pionierin werden und als erste Indonesierin den Sprung nach Europa schaffen. Ihr bevorzugter Klub wäre der FC Rosengard in Schweden, bei dem Brasiliens Megastar Marta viele Jahre spielte.

"Ich mag diesen Klub wegen Marta. Sie ist die größte Fussballerin aller Zeiten. Natürlich lautet mein realistisches Ziel, einen Klub in Europa zu finden, der mich mit meinem Können unter Vertrag nimmt. Ich hoffe, für unsere Spielerinnen Türen zu öffnen."

Neben Marta bewundert Muzdalifah noch einige weiter Stars wie Neymar und Alex Morgan, von denen sie sich inspirieren lässt. "Ich bewundere Neymar wegen seiner unglaublichen Technik und Morgan wegen ihrer schnörkellosen Spielweise. Ich will eine ähnlich gefährliche Stürmerin werden und auch so viele Treffer erzielen."

Indonesien ist insbesondere in der beliebtesten Sportart Badminton ein Schwergewicht. Von hier stammen Weltklassespielerinnen wie Susi Susanti. Muzdalifah ist überzeugt, dass Indonesien im Frauenfussball ähnliche Höhen erreichen kann, wenn die derzeitige Entwicklung unvermindert fortgesetzt wird.

"Wenn wir den Frauenfussball weiterhin fördern und ihm Möglichkeiten eröffnen, wir er sich auch schnell weiterentwickeln. Schon jetzt sind die Frauen im Fussball im Aufwind und ich bin sicher, dass wir in Zukunft noch viel mehr erreichen können. Wir werden Fussballerinnen von der Klasse einer Susi Susanti hervorbringen."