Mittwoch 24 April 2013, 08:21

Mijovic: "Qualifikation ist wichtig für unsere Entwicklung"

Der Schlusspfiff im letzten Spiel Montenegros beim Vor-Qualifikationsturnier für die FIFA Frauen-WM 2015 war ein ganz besonderer Moment. Mit einem Sieg und zwei Unentschieden hatte das kleine Land im Südosten Europas nicht nur den Sprung in die Gruppenphase des UEFA-Qualifikationswettbewerbs geschafft, sondern auch gleichzeitig Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal überhaupt hatte eine Frauen-A-Nationalmannschaft Montenegros Pflichtspiele bestritten. Kein Wunder, dass die Freude der Spielerinnen auf dem Platz überschwänglich war. Und auch der Mann an der Seitenlinie, Zoran Mijovic, hätte nicht stolzer auf das sein können, was seine Mädchen in so kurzer Zeit erreicht hatten.

"Nach nur einem Jahr und knapp vier Monaten Arbeit auf diesem Level haben wir einen historischen Moment schaffen können, als wir in die Gruppenphase der WM-Qualifikation einzogen. Wenn man irgendjemanden vor eineinhalb Jahren danach gefragt hätte, dann wäre die Antwort gewesen: Vielleicht werden wir irgendwann dazu in der Lage sein", zeigt sich Montenegros Nationatrainer Mijovic begeistert im exklusiven Interview mit FIFA.com. "Mit der Vorbereitung haben wir im Januar dieses Jahres angefangen. Ein fünftägiges Trainingscamp war ebenso Bestandteil, wie fünf Freundschaftsspiele gegen verschieden Vereine aus dem Umfeld Montenegros. Diese Spiele waren ein sehr gute Vorbereitung auf das Turnier in Litauen", führt der 46-Jährige weiter aus.

Dieser Erfolg ist umso beeindruckender, wenn man sich vor Augen führt, dass der Fussballverband von Montenegro (FSCG) erst seit 2007 Mitglied der FIFA ist und mit seinen Bemühungen im Bereich des Frauenfussballs ganz von vorne anfangen musste. "Wir haben jetzt zwölf registrierte Frauenvereine, am Anfang war es nur einer. Zu Beginn hatten wir 70 angemeldete Spielerinnen, jetzt sind es mehr als 350 und jeden Tag kommen neue Mädchen hinzu. Das gibt uns die Möglichkeit, unsere Basis bei den Spielerinnen zwischen zehn und 14 Jahren weiter auszubauen. Schließlich brauchen wir sie für die Zukunft."

Von einem Club zu vier Nationalmannschaften Es ist bewundernswert, was Montenegro in derart kurzer Zeit erreicht hat und es zeigt, dass der Frauenfussball in Montenegro gerade eine aufregende Zeit erlebt. Neben einer Liga, die 2012 gegründet wurde, können die Mädchen und Frauen nun auch in vier Nationalmannschaften (U-16, U-17, U-19 und A-Team) ihr Können zum Besten geben.

Der Weg dorthin war jedoch nicht einfach und Mijovic musste viel Arbeit und Herzblut investieren, um den Frauenfussball auf den richtigen Weg zu bringen. "Ein Bereich unser Breitensport-Abteilung ist der Frauenfussball und als Leiter sah ich eine Möglichkeit, auch wenn ich gegen bestehende Traditionen ankämpfen musste. Viele Eltern denken, dass die Mädchen Volleyball oder Handball spielen sollten, da wir exzellente Teams in diesem Bereich haben. Ich habe mir gedacht, wenn sie diesen Sport ausübern können, warum dann nicht auch Fussball?", beschreibt Mijovic seine Anfänge in der Welt des Frauenfussballs, für die er sehr schnell seine Liebe entdeckte.

"Ich habe selbst 35 Jahre lang professionell Fussball gespielt und als Trainer der Männer sehr viel gelernt. Als wir damit angefangen haben, die erste Frauennationalmannschaft aufzubauen, hat mich mein Präsident gefragt, ob ich im Frauenfussball bleiben möchte. Ich befinde mich jetzt in meinem zweiten Jahr und kann sagen: Wir alle wollen Frauenfussball.“

Mit großem Engagement zum Erfolg Und sie alle opfern einen Großteil ihrer Freizeit, um den Frauenfussball weiter nach vorne zu bringen. Mijovic betreut gemeinsam mit einem Team, das unter anderem aus Assistent, Torwarttrainer, Physiotherapeuten und technischen Mitarbeitern besteht, sämtliche weibliche Nationalteams. "Wir sind alle Freiwillige, und das ist vielleicht das Wichtigste. Wenn man etwas liebt und die Mädchen lächeln sieht, weil sie gegen große Mannschaften spielen dürfen, dann gibt es einem die Kraft und den Ehrgeiz, weiter zu arbeiten."

Belohnt wurde Mijovic für seine Arbeit mit dem Einzug in die Gruppenphase der WM-Qualifikation, auf die er sich besonders freut. Dabei geht es dem 46-Jährigen in der Gruppe 6 gegen England, die Ukraine, Belarus, Wales und die Türkei aber weniger ums Gewinnen.

"Das wir in den nächsten eineinhalb Jahren diese Spiele absolvieren können ist unheimlich wichtig für die Entwicklung des Frauenfussballs in Montenegro. Darüber hinaus hat jedes Mädchen die Möglichkeit, einen Fortschritt in ihrer individuellen Entwicklung zu machen. Wir werden in diesen Begegnungen sehr viel lernen und von Spiel zu Spiel besser werden“, beschreibt der engagierte Trainer die Bedeutung der Qualifikation für sein Team.

"Unsere Chancen?", fragt er lachend. "Wir müssen gegen große Länder antreten, aber wir werden unsere Qualität zeigen. Ich bin mir sicher, dass wir ein paar Punkte einfahren werden. Wenn wir die Ukraine im letzten Oktober bei der Qualifikation für die U-17-Europameisterschaft schlagen konnten, warum dann nicht auch jetzt vor heimischem Publikum? In unserem letzten Spiel treffen wir am 17. September 2014 Zuhause auf England. Ich hoffe, das wird nach der ganzen Qualifikation eine Art Festival in Montenegro. Und man darf nicht vergessen: Fussball ist eine der wenigen Sportarten, bei denen David Goliath schlagen kann.“