Dienstag 22 September 2020, 20:50

Marozsan im Klub der "Hunderter"

  • Dzsenifer Marozsán bestritt am Dienstag ihr 100. Länderspiel

  • Eingewechselt beim 3:0-Sieg gegen Montenegro

  • Nummer 27 im Klub der "Hunderter"

Das Urteil über Dzsenifer Marozsán ist einhellig: Sie gehört zu den erfolgreichsten Fussballerinnen der Geschichte und prägt den deutschen Frauenfussball seit einem knappen Jahrzehnt. Am Dienstag bestritt die vielleicht beste deutsche Fussballerin ihr 100. Länderspiel. In der EM-Qualifikation in Montengro kam sie in der 53. Minute für Melanie Leupolz in die Partie.

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Nummer 27 im Hunderter-Klub

Die für Olympique Lyon spielende Marozsan, in Budapest geboren, in Saarbrücken aufgewachsen, dann lange in Frankfurt wohnend, sprach einen Tag über "ein bisschen Gänsehaut" ob dieser Zahl, denn dahinter steht eine Karriere voller Höhen und Tiefen: "Es ist viel passiert. Zehn Jahre sind eine verdammt lange Zeit." Die 214 Einsätze im DFB-Trikot von Birgit Prinz, Rekordspielerin und Rekordtorschützin, werden aber wohl auf alle Ewigkeit unerreicht bleiben.

Seit Jahren ist Marozsan Dreh- und Angelpunkt im deutschen Offensivspiel, kreative Momente sind ihr Ding. Sie sorgt durch Tore - aber auch vor allem durch Vorlagen - für Gefahr in des Gegners Reihen. 2007 avancierte Marozsan, die auf einen prall gefüllten Trophäenschrank blicken kann, mit erst 15 Jahren zur bis jetzt jüngsten Bundesligaspielerin aller Zeiten.

2019 wurde sie zum dritten Mal in Folge zur besten Spielerin der französischen Liga gewählt geworden, vor wenigen Wochen gewann sie mit Olympique Lyon zum vierten Mal in Folge die UEFA Women's Champions League.

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Marozsan in Zahlen

Vereine: 1. FC Saarbrücken (2007-2009); 1. FFC Frankfurt; 2009–2016) Olympique Lyon (seit 2016) Nationalmannschaft: 100 Länderspiele (33 Tore)

Erfolge: Olympiasiegerin 2016 Europameisterin 2013 U-20-Weltmeisterin 2010 UEFA Women’s Champions League-Siegerin 2015, 2017, 2018, 2019, 2020 DFB-Pokal-Siegerin 2011, 2014 Französische Meisterin: 2017, 2018, 2019 Französische Pokalsiegerin: 2017, 2019 Französische Supercup-Siegerin: 2019

Sie selbst erinnert sich noch genau an den 28. Oktober 2010, als im Freundschaftsspiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen Australien (2:1) ihre Einwechslung bevorstand. "Ich weiß, wie Birgit Prinz mir entgegen kam, um mich abzuklatschen. Ich war aufgeregt, erstes Spiel für die Nationalelf – da geht einem die Pumpe."

Nun fast genau zehn Jahre später absolvierte ihr 100. Länderspiel.

Weggefährten über Marozsan

Célia Šašic: Dzsenifer ist eine außergewöhnliche Spielerin. Ich kenne sonst keine Frau – und auch kaum einen Mann – mit einer solchen Ballbehandlung. Ihre ist herausragend. Sie würde auch bei den Männern auf höchstem Niveau mithalten können, was Ballführung und Ballbehandlung angeht. Das ist einfach nur ... wow! Niemand kann ihr auch nur annähernd das Wasser reichen. Außerdem schießt sie, passt, liest das Spiel und lässt die Stürmerinnen gut aussehen, weil sie die Bälle immer genau da hin spielt, wo man sie haben will. Es ist ein tolles Gefühl, so jemanden in der eigenen Mannschaft zu haben.

Nadine Kessler: Ich habe sie ja quasi aufwachsen sehen. Sie war mein Ballmädchen und etwa zwölf Jahre alt. Manchmal mussten wir aufhören zu spielen, weil sie den Ball zu lange jongliert hat, als dieser ins Seitenaus ist und sie ihn einfach nicht wieder zurückgegeben hat. Schon damals konnten viele ihren Augen nicht trauen und fragten sich, wer dieses Mädchen ist? Sie ist wirklich unglaublich gut mit dem Ball. Der Ball klebt an ihrem Fuß - die perfekte Nummer 10! Es sind nämlich zwei unterschiedliche Dinge, auf der einen Seite technisch talentiert zu sein, es aber auf der anderen Seite auch effizient auf dem Feld umsetzen zu können - Dzseni tut dies hervorragend und ist daher wahrscheinlich der Inbegriff technischer Ausführung im Frauenfussball überhaupt.