Dienstag 21 Januar 2020, 14:10

Lima: Ich bin begeistert von der Veränderung, die Ecuador anstrebt

  • Emily Lima letzten Monat zum Ecuador-Trainer berufen

  • Ex-Trainerin von Brasilien und Santos freut sich auf die Aufgabe

  • Lima: "Wir wollen uns für die Frauen-WM 2023 qualifizieren"

Emily Lima konnte bei Ihrer Vorstellung als neue Trainerin der ecuadorianischen Frauen-Nationalmannschaft ihre Tränen nicht zurückhalten. Der Auslöser war die Nachricht, die ihr Bruder in einem der Presse zugespielten Video hinterlassen hatte, wie die Brasilianerin im Gespräch mit FIFA.com erklärte.

"Er und mein Vater hatten viel damit zu tun, dass ich den Fussball so sehr liebe. Seit meinem Debüt als Profi im Alter von 17 Jahren wusste ich, dass dies mein Leben sein würde. Deshalb und weil Ecuador auf mich gesetzt hat, um für Veränderung zu sorgen, reagierte ich so emotional."

In ihrer aktiven Zeit stand Lima als Mittelfeldspielerin bei Vereinen in Brasilien, Portugal, Spanien und Italien unter Vertrag. Sie nahm die portugiesische Staatsbürgerschaft an und trug diese Farben bis zum Ende ihrer Karriere im Jahr 2009.

Zwei Jahre später begann sie ihre Trainerlaufbahn in ihrem Heimatland und schrieb 2016 Geschichte, als sie als erste Frau die brasilianische Frauen-Nationalmannschaft betreute.

Obwohl sie nur elf Monate im Amt war, wurde ihre Arbeit von Stars wie Marta, Cristiane und Formiga in den höchsten Tönen gelobt. Nach ihrem Rücktritt verzeichnete sie große Erfolge mit Santos – sowohl in der starken brasilianischen Liga als auch in der Copa Libertadores.

Sie steht nun vor ihrer – nach eigenen Worten – "größten Herausforderung": Ecuador nach der erstmaligen Teilnahme bei der Endrunde 2015 in Kanada wieder zu einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ zu führen.

Was hat Sie motiviert, das Projekt in Ecuador anzunehmen?

Das gesamte Projekt, von dem ich nun ein Teil bin. Abgesehen von der Betreuung der A-Nationalmannschaft werde ich auch die Jugendmannschaften koordinieren und Teil der Frauenfussballkommission sein. Während der zwei Monate, die der Prozess meiner Verpflichtung dauerte, habe ich den ecuadorianischen Fussball studiert und ich bin begeistert von der Veränderung, die der Verband anstrebt.

Diesen Prozess haben Sie bei Ihrer Vorstellung in den höchsten Tönen gelobt. Warum?

Weil sie mich nicht angerufen und gesagt haben: "Emily, komm zu uns." Sie suchten jemanden für ihr Projekt und zunächst gab es 20 Bewerber, dann zehn, dann drei und schließlich war nur mehr ich übrig. Wir sprachen natürlich über Fussball, aber auch über Menschen und Ideen. Das ist nicht selbstverständlich.

In Brasilien hatten Sie eine breite Basis an technisch versierten Spielerinnen. Wie lautet Ihre erste Analyse der Spielerinnen, die Sie in Ecuador zur Verfügung haben?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ich arbeite mit der U-17-Mannschaft, die sich auf die Südamerikameisterschaft vorbereitet, und dort ist eine technische Qualität vorhanden, die mit jener in Brasilien vergleichbar ist. Das Problem ist, dass sie dort die Nase vorn haben. Die Mädchen fangen früher an und sind in diesem Alter schon weiter. Dies ist ein Aspekt, den wir ändern möchten. Doch diese Truppe kann sich durchaus für die WM in Indien qualifizieren. Die Mädchen müssen nur daran glauben.

Und was ist mit der A-Nationalmannschaft, die bei der Copa América 2019 den letzten Platz belegte?

Wir müssen hart arbeiten und auch unsere Mentalität ändern, denn angesichts der Ergebnisse könnte man glauben, dass dies nicht möglich ist, doch es ist immer möglich. Ich blicke immer nach vorne und wenn ich einmal zurückblicke, dann um etwas mitzunehmen, das mir bei meiner Arbeit hilft. Ich habe das Ziel immer vor Augen: Wir haben drei Jahre Zeit, um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft zu schaffen. Die Spielerinnen müssen die Vergangenheit hinter sich lassen, ihre neue Chance verstehen und sie ergreifen.

Wie werden Sie mit der Erwartungshaltung an Ihre Verpflichtung umgehen?

Die Erwartung bringt eine enorme Verantwortung mit sich, denn Ecuador hat Emily Lima verpflichtet, um erfolgreich zu sein. Wir werden sehr sorgfältig vorgehen – mit dem Frauenfussball im Allgemeinen, nicht nur mit der A-Nationalmannschaft. Wir werden nichts ausprobieren, wenn wir wissen, dass es nicht an der Zeit ist, es zu versuchen. Wir machen einen Schritt nach dem anderen und streben einen Erfolg in drei Jahren an.

Wie soll Ecuador Fussball spielen?

Mir gefällt das Spiel im Kollektiv, der Spielaufbau mit Ballbesitz, aber auch das Spiel gegen den Ball. Ich möchte, dass meine Spielerinnen offensiv und vertikal spielen, aber auch darauf achten, was sie im Umschaltspiel machen. Und in der Defensive müssen wir kämpfen bis zum letzten Atemzug.

Was glauben Sie, wie lange es dauert, um das zu erreichen, was Sie erreichen möchten?

Ich bin noch dabei, die Eigenschaften der Mädchen kennen zu lernen, und kann es daher noch nicht abschätzen. Aber ich möchte noch einmal betonen: Ich bevorzuge ein Kurzpassspiel – lange Pässe sollten nur gespielt werden, wenn es keine Alternative gibt – und die Mannschaft soll immer nach vorne spielen. Dazu braucht es eine Veränderung der Mentalität der Spielerinnen und das wird eine der größten Herausforderungen sein.

Sehen Sie Ecuador bei der Weltmeisterschaft 2023?

Ja. Wir müssen ehrgeizige Ziele haben – um zu arbeiten, zu gewinnen und uns für die Endrunde zu qualifizieren. Ich weiß, dass es schwierig ist, aber ich bin davon überzeugt, dass wir ein sehr starkes Team sein werden und dass unsere Gegner alles geben müssen, um uns zu schlagen. Das Ergebnis wird dann eine Folge jener Arbeit sein, die wir in diesen drei Jahren geleistet haben.