Samstag 31 Oktober 2020, 21:39

Jaimes: Ich bin die glücklichste Frau, wenn ich für meine geliebte Familie spiele

  • Sole Jaimes traf in 14 Spielen in der chinesischen Super League der Frauen 14 Mal

  • Die argentinische Nationalstürmerin nahm an der FIFA Frauen-WM Frankreich 2019 teil

  • Jaimes will 2023 in Australien/Neuseeland für die ein oder andere Überraschung sorgen

Sole Jaimes hat 2020 in der chinesischen Super League der Frauen eines ihrer besten Jahre erlebt. Die argentinische Stürmerin erzielte in 14 Spielen 14 Tore und konnte mit ihrem Klub Changchun Zhuoyue die Klasse halten. Dank ihrer herausragenden (allein sechs Tore beim 8:0-Kantersieg gegen Huaxia Fortune landete sie in der Torjägerinnenwertung auf Platz zwei und sonnt sich nun verdient in ihrem Erfolg.

Nur wer ihre Laufbahn genau verfolgt, weiß allerdings, was sie hinter sich hat. In diesem Jahr, das durch COVID-19 eine enorme Herausforderung war, gelang es Jaimes dennoch, ihr Leistungsniveau zu halten.

"Was für eine Tragödie, diese Pandemie zu Beginn des Jahres, die die ganze Welt getroffen hat", so die 31-jährige Stürmerin, die früher für den FC Santos und Olympique Lyon spielte, gegenüber FIFA.com. "Doch diese Situation hat uns nicht davon abgehalten, weiter unsere Arbeit zu tun. Unser Team begann schon im März wieder mit dem Training.

"In China gab es kaum Panik. Man brachte die Lage so schnell wie möglich unter Kontrolle. Die Ligasaison wurde in einem neuen Format fortgesetzt. Alle Teams trainierten und spielten in der gleichen Stadt, so dass die Spielerinnen geschützt waren und ihre besten Leistungen zeigen konnten."

Weit von der Heimat entfernt zu leben, ist nichts Neues für eine Globetrotterin wie Jaimes, die bereitwillig zugibt, für ihre Familie zu spielen. "Ich habe für meine Familie so hart trainiert. Glücklicherweise sind sie alle sicher und wohlauf. Obwohl wir viele tausend Kilometer voneinander getrennt sind, bin ich die glücklichste Frau, wenn ich daran denke, dass ich für meine geliebte Familie spiele."

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Verbesserungen dank legendärer Teamkameradinnen

Die in Nogoya geborene Jaimes begann als Siebenjährige mit dem Fussball, barfuß auf den Straßen, zusammen mit den Nachbarskindern, die meisten von ihnen Jungen. "Es gab keine Fussballteams in meinem Heimatort und meine Familie konnte es sich auch nicht leisten, für meine weitere Entwicklung zu zahlen. Aber als ich 15 war, wurde ich nach einem Probetraining von den Boca Juniors angenommen."

Nach einigen Jahren bei dem Hauptstadtklub setzte sie ihre Karriere bei River Plate und Foz Cataratas fort. Dann kam der Wendepunkt ihrer Karriere, als sie vom brasilianischen Spitzenklub FC Santos unter Vertrag genommen wurde. "Das war ein wichtiger Meilenstein für mich – mein erster Profivertrag. Nun konnte ich endlich meinen Traum erfüllen und meine Familie unterstützen", erzählt sie.

Jaimes machte in den folgenden Jahren bei Sereias da Vila enorme Fortschritte. In drei Saisons brachte sie es auf insgesamt 21 Tore und gewann 2017 das Campeonato Brasileiro de Futebol Feminino. Besonders dankbar ist sie dem Topstar des Teams Cristiane, die sie auf und abseits des Spielfelds enorm beeinflusst hat.

"Cristiane ist mein größtes Idol", so die Argentinierin über die zweiterfolgreichste internationale Torjägerin Brasiliens. "Ihr Talent und ihr Können sind rund um die Welt bekannt. Und sie ist auch eine großartige Persönlichkeit. Ich habe beim Training mit ihr eine Menge gelernt."

Jaimes setzte ihren fussballerischen Weg im vergangenen Jahr mit einem Wechsel nach Europa zu Olympique Lyon fort. Mit dem Klub gewann sie gleich in der ersten Saison die UEFA Champions League der Frauen. In Lyon traf sie auch ein weiteres Vorbild, nämlich die norwegische Nationalspielerin Ada Hegerberg. "Sie gehört zu den Spielerinnen, die ich sehr bewundere. Sie hat mich mit ihrer tollen Technik begeistert, als wir zusammen gespielt haben. Und abseits des Spielfelds ist sie ein wirklich netter Mensch."

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Debüt bei der FIFA Frauen-WM

Bei der FIFA U-20-Frauen-WM 2008 spielte Jaimes für ihr Land und erzielte bei der 1:3-Niederlage gegen Frankreich den Ehrentreffer. Ein Jahrzehnt später steuerte sie fünf Tore zu Platz drei bei der Copa América Femenina 2018 bei und schaffte im Play-off-Duell mit Panama die Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™.

Bei der dritten WM-Teilnahme des Landes holten Jaimes und Co. im Eröffnungsspiel ein achtbares Unentschieden gegen Ex-Weltmeister Japan heraus. Es folgte eine 0:1-Niederlage gegen England. Im packenden letzten Gruppenspiel gegen Schottland gelang nach einem Rückstand schließlich noch ein 3:3-Remis. Die Resultate reichten zwar nicht für den erstmaligen Einzug Argentiniens in die nächste Runde, doch die zwei Unentschieden bedeuteten die ersten zwei WM-Punkte, die dem Team viel Auftrieb bescherten.

"Das war meine erste Weltmeisterschaft. Ich war überglücklich, dass ich mein Land auf der Weltbühne repräsentieren konnte. Wir hatten starke Gegnerinnen und hart umkämpfte Spiele. Aber das war gar nicht das Entscheidende. Wir haben uns durch unsere Leistungen bewiesen", sagt sie. "Nach unserer WM-Teilnahme in Frankreich zog der Frauenfussball in Argentinien deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich. Mittlerweile gibt es auch eine Profiliga."

Jaimes nimmt unterdessen bereits die nächste Auflage der FIFA Frauen-WM™ ins Visier, die 2023 in Australien und Neuseeland stattfindet. Dort will sie mit den Argentinierinnen deutlich stärker auftreten.

"Wir haben jetzt viel mehr finanzielle Unterstützung in Argentinien, und auch mehr Möglichkeiten, zu trainieren und zu spielen. Ich bin sicher, dass wir beider nächsten WM noch besser spielen können. Wenn man hart trainiert und gut spielt, wird Gott sich um den Rest kümmern."

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