Donnerstag 08 April 2010, 08:40

U.S.-Girls setzen auf Solo

Im Frauenfussball sind die USA seit langem eine feste Größe. Ein Fixpunkt im Kollektiv der Vereinigten Staaten ist dabei Torhüterin Hope Solo - temperamentvoll, auffällig und doch immer auch nachdenklich.

FIFA.com hat sich mit der geradlinigen Washingtonerin getroffen und mit ihr über die Vergangenheit und die Zukunft, den Frauen-Profifussball in den USA und die persönlichen Hoffnungen für die kommende FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011™ in Deutschland gesprochen.

Vom Sturm ins TorDie inzwischen 28-Jährige begann ihre fussballerische Laufbahn einst als Stürmerin und erzielte als solche Tore am laufenden Band. Heute ist sie die unumstrittene Nummer eins im Team der U.S.-Frauen und produziert Glanzparaden am laufenden Band. Dabei geschah die Umschulung zur Torhüterin erst an der Universität im heimischen Washington.

Damit war Solo zwar eine Spätberufene, aber dank ihrer Größe, herausragenden Athletik und der Fähigkeit, das Spiel zu lesen, fiel ihr die Umstellung nicht schwer. "Heutzutage musst du als Torhüterin auch gut mitspielen können. Dass ich früher mal im Sturm gespielt habe, kommt mir da sehr entgegen", erklärt sie. "Zudem kenne ich dadurch meinen eigenen Körper in- und auswendig und weiß, wie Spielzüge auf dem Feld ablaufen. All das kommt mir heute zugute."

Nach einer atemberaubenden Karriere auf Universitätsebene, während der sie drei Mal ins Team der American All Stars gewählt wurde und einen Rekord an Spielen ohne Gegentor aufstellte, wurde Solo schließlich in die inzwischen aufgelöste U.S.-Profiliga WUSA geholt. Dort spielte sie eine Saison für Philadelphia Charge, ehe die Liga unter dem Missmanagement und dem mangelnden öffentlichen Interesse zusammenbrach.

Top-Niveau in der Liga"Es waren sechs sehr lange Jahre, bis wir in den Staaten endlich wieder eine Frauen-Profiliga hatten", weiß Solo nur zu gut. Seit vergangenem Jahr hütet sie das Tor von St. Louis Athletica in der WPS, der neuen Eliteliga des Frauenfussballs in den USA. "Seitdem hat sich vieles verändert. Das gesamte Geschäftsmodell ist besser durchdacht, hat bessere Grundlagen. Wir haben eine Menge gelernt aus den Fehlern der Vergangenheit."

Die WPS-Torhüterin des Jahres 2009 sieht zudem Veränderungen auf dem Platz, wo Talente aus Brasilien, Deutschland und anderen Ländern für zusätzliche Qualität und Attraktivität in der neuen Liga sorgen. "Das Spielniveau ist viel höher", hat die 89-malige Nationalspielerin erkannt. "Es ist schneller und körperbetonter geworden. Zudem bringen Spielerinnen aus der ganzen Welt ihren individuellen Stil mit ein."

Ihr erstes Länderspiel für die U.S.-Nationalmannschaft der Frauen bestritt Hope Solo im Jahr 2000. Im Vorfeld der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2007 in China wurde sie dann zur Nummer eins. Doch nach nur zwei Gegentoren in drei Spielen entschied sich der damalige Trainer Greg Ryan vor dem Halbfinale gegen Brasilien plötzlich für die routiniertere Briana Scurry im Tor. Das Spiel ging mit 0:4 verloren und Solo danach in die Offensive. Sie kritisierte die Entscheidung ihres Trainers öffentlich und setzte damit ihre Nationalmannschaftskarriere aufs Spiel. Ende 2007 endete jedoch Ryans Zeit als U.S.-Nationaltrainer und Solo hatte wieder bessere Karten.

"Mutig unseren Weg gehen"Denn mit der ehemaligen schwedischen Weltklassespielerin und WUSA-Trainerin Pia Sundhage bekam die Mannschaft genau das, was sie laut Solo nach der Enttäuschung von 2007 brauchte. Wie sehr Sundhage dem Team neues Leben einhauchte, belegt allein die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, bei denen Solo alle fünf Partien bestritt und dabei nur drei Mal hinter sich greifen musste.

"Mit Pia kam die Abkehr vom reinen Defensivfussball mit langen Bällen nach vorn", erklärt Solo, die auch schon in der ersten Liga Schwedens und Frankreichs gespielt hat. "Unter Ryan hatten wir zwar eine lange Serie ungeschlagener Spiele und als Pia kam, haben wir uns zunächst etwas schwer getan, weil sie unsere Spielweise umgestellt hat. Das war ein gewagtes Unterfangen, aber inzwischen haben wir es verinnerlicht. Wir lassen den Ball laufen, haben viel Ballbesitz und glauben an uns."

Doch trotz der Veränderungen und Fortschritte weiß Solo, die von vielen als beste Torhüterin der Welt angesehen wird, dass vor der Endrunde in Deutschland durchaus noch Arbeit auf die Mannschaft wartet. "Es ist eine Sache, gegen Mexiko und Kanada viel Ballbesitz zu haben, aber das kann schon ganz anders aussehen, wenn es gegen die besten Teams der Welt geht. Da müssen wir mutig weiter unseren Weg gehen und dürfen nicht in alte Gewohnheiten verfallen."