Sonntag 06 Juni 2021, 07:03

Das Ende einer langen Serie

  • In der Saison 2020/21 der D1 Féminine beendete PSG Lyons Vorherrschaft

  • Wichtige Akteurinnen und die Lektionen aus dieser historischen Saison

  • Einige Starspielerinnen richten ihre Aufmerksamkeit nun auf Olympia

"Je länger eine Serie andauert, desto näher kommt sie dem Ende." In Frankreich fragte man sich allerdings langsam, ob diese Aussage wohl tatsächlich auch auf Olympique Lyon zutreffen mag, dessen Titelserie bereits seit 14 Jahren anhielt. Doch in der Saison 2020/21 der Division 1 Féminine wurde das Unmögliche möglich und der Titel ging zum ersten Mal an Paris Saint-Germain.

Einen Tag nachdem der Vorhang der französischen Meisterschaft gefallen ist, zieht FIFA.com Bilanz aus einer historischen Saison, in der die Vorherrschaft von Olympique Lyon gebrochen wurde, und richtet das Augenmerk auf die Spielerinnen, die während der gesamten Saison überzeugen konnten und nun beim kommenden Olympischen Fussballturnier der Frauen Tokio 2020 und bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ ebenfalls glänzen wollen.

PSGs Traum – Lyons Alptraum

Seit 2011 belegte PSG achtmal den zweiten Platz und rückte im Laufe der Jahre immer näher an das unschlagbare Team von Olympique Lyon heran. Allerdings schien OL immer noch einen Vorsprung zu haben, was durch fünf Titel in Folge bei der UEFA Women's Champions League eindrucksvoll untermauert wurde. Doch nun haben die Spielerinnen von Olivier Echouafni das Hinspiel zuhause in der Meisterschaft gewonnen (1:0), im Rückspiel in Lyon ein torloses Remis erreicht und die Rivalinnen damit vom nationalen Thron gestoßen. Gleichzeitig ist es ihnen auch auf europäischer Ebene gelungen, der Vorherrschaft Lyons ein Ende zu setzen, indem sie das Team im Viertelfinale der Champions League aus dem Rennen warfen.

Bordeaux schließt auf

Während der Abstand zu den anderen Vereinen nach wie vor beträchtlich ist, hat sich Bordeaux langsam aber sicher als drittstärkste Mannschaft in der höchsten Spielklasse etabliert, eine Position, die in den letzten Jahren nacheinander von Paris FC (früher Juvisy) und Montpellier eingenommen wurde. Girondins hat unter der Leitung des spanischen Trainerroutiniers Pedro Martínez Losa geduldig an seinem Kader voller erfahrener Nationalspielerinnen gebastelt, dem unter anderem die Französinnen Charlotte Bilbault, Estelle Cascarino, Eve Périsset und Claire Lavogez, die Niederländerin Katja Snoeijs und – vor allem – die Jamaikanerin Khadija Shaw angehören. Am Ende belegte Bordeaux den dritten Platz und qualifiziert sich damit zum ersten Mal für die Champions League.

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Routiniers in Hochform

In einem Pariser Team, in dem es auf jeder Position vor Talenten wimmelt, leistete die chilenische Torfrau Christiane Endler auf der Linie einen ganz entscheidenden Beitrag zu einer Defensivbilanz von nur vier Gegentoren in 22 Spielen. Irene Paredes, Spielführerin von PSG und Innenverteidigerin des spanischen Nationalteams, war ebenfalls maßgeblich an diesem Erfolg beteiligt und hat nebenbei selbst noch einige Tore erzielt. Unter den französischen Spielerinnen wussten Grace Geyoro und Kadidiatou Diani im Mittelfeld bzw. auf der rechten Flanke besonders zu glänzen. Diani schaffte es sowohl in der Tabelle der besten Vorlagengeberinnen (mit 9 Vorlagen dritter Platz) als auch bei den besten Torschützinnen (13 Treffer, ebenfalls Platz drei) aufs Treppchen.

Bei den Vorlagengeberinnen schließt wenig überraschend die deutsche Starspielerin Dzsenifer Marozsán die Saison als Spitzenreiterin ab, Torschützenkönigin wird Khadija Shaw (Jamaika) von Girondins Bordeaux mit 22 Treffern, gefolgt von Marie-Antoinette Katoto (Frankreich) von PSG mit 21 Toren. Die Pariser Stürmerin hatte für Schlagzeilen gesorgt, als sie aus dem Kader für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019 gestrichen wurde, und hofft nun, ihr Talent 2023 auf der Weltbühne zeigen zu können. Shaw war bei der historischen ersten WM-Teilnahme der Reggae Girlz in Frankreich dabei, konnte jedoch keinen Treffer erzielen und will es bei der nächsten Auflage in Australien und Neuseeland unbedingt besser machen.

Den verletzungsbedingten Ausfall von Ada Hegerberg und Griedge Mbock Bathy konnte OL mit anderen Schlüsselspielerinnen wie Saki Kumagai, Nikita Parris oder Kadeisha Buchanan kompensieren, die sich jetzt mit Japan, Großbritannien bzw. Kanada auf die Olympischen Spiele vorbereiten.

Die Nachwuchsstars

Die zur besten Nachwuchsspielerin der Saison gewählte Sandy Baltimore hat zehn Assists und acht Tore auf dem Konto und dürfte zu den Spielerinnen gehören, die bei der Frauen-WM 2023 im Fokus stehen. Auch Kessya Bussy (19 Jahre), Stürmerin von Stade Reims, sollte man im Auge behalten. Sie wurde von Nationaltrainerin Corinne Diacre in den Kader für das am 10. Juni stattfindende Spiel gegen Deutschland berufen.

Kaum zu glauben, aber Ellie Carpenter hat im Alter von 21 Jahren bereits fünf Jahre Erfahrung im Nationalteam vorzuweisen. Die Australierin in den Reihen von Olympique Lyon hat es in die Elf der Saison geschafft und will in Tokio mit den Matildas an ihre hervorragenden Auftritte anknüpfen. Dort könnte sie auf die ein Jahr jüngere Kanadierin Jordyn Huitema treffen, die ebenfalls eine gute Figur gemacht hat und einen Anteil am historischen Titelgewinn von PSG hatte.

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