Montag 28 Dezember 2020, 09:02

2020: Seltsames Jahr - starke Meinungen

  • Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende entgegen...

  • ... und zahlreiche Persönlichkeiten stellten sich den Fragen von FIFA.com

  • "2020 war für den Sport ein sehr außergewöhnliches Jahr, aber auch für alle anderen Bereiche weltweit"

Das Jahr 2020 stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Ein Jahr, dass uns alle vor völlig neue Herausforderungen gestellt hat, in dem nichts mehr war, wie zuvor und alle zu großen Veränderungen zwang. Zahlreiche Persönlichkeiten aus der Welt des Fussballs standen uns Rede und Antwort und sprachen mit uns über die Pandemie, Dinge die sie bewegten und besondere Ereignisse.

Wir haben eine kleine Auswahl aus dem großen Fundus unserer Interviews herausgesucht. Zweifelsohne wird der Frauenfussball auch 2021 einen besonderen Platz auf FIFA.com einnehmen.

Naeher: "Ich bin jetzt ein besserer Mensch als Anfang 2020"

"2020 war für den Sport ein sehr außergewöhnliches Jahr, aber auch für alle anderen Bereiche weltweit. Alle arbeiten hart und investieren viel Zeit, und in diesem Jahr musste ich kreativer sein als je zuvor, um mich vorzubereiten, fit zu halten und fokussiert zu bleiben. In diesem Jahr war alles sehr unvorhersehbar und ist es noch immer. Ich habe das ganze Jahr über versucht, so gut vorbereitet wie möglich zu sein und mich bereit zu halten, ohne genau zu wissen, was passieren würde. Darauf habe ich mich konzentriert. Die Olympischen Spiele wurden abgesagt, die Saison wurde unterbrochen, Spiele wurden immer wieder verschoben. Also habe ich versucht, meinen mentalen Fokus beizubehalten und so gut wie möglich auf den Fall vorbereitet zu sein, dass sich neue Möglichkeiten ergeben."

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Lucy Rushton, Schlüsselfigur im Hintergrund bei Atlanta United

"Ich weiß, dass es viele negative Stereotypen über Frauen im Fussball gibt, aber meine eigenen Erfahrungen waren überaus positiv", so Rushton. "Ich werde bei allen Klubs sehr willkommen geheißen und alle Leute bringen mir den gleichen Respekt entgegen wie Männern. Viele Frauen, die über einen ähnlichen Weg nachdenken, meinen vielleicht, es wäre es nicht wert und es gäbe zu viele Schranken zu überwinden. Das ist aber gar nicht der Fall, jedenfalls nicht bei mir.

Hussein: "Was für den Fussballplatz gilt, gilt auch in der Apotheke"

"Ich versuche mit sachlichen Argumenten und mit meiner Persönlichkeit die Kunden zu überzeugen und erreiche so in den meisten Fällen auch ein sehr gutes Miteinander. Als Schiedsrichterin im Berufsleben hilft es dabei, den richtigen Ton anzuschlagen und zu erkennen, welcher Ton in bestimmten Situationen angebracht und erforderlich ist. Glücklicherweise habe ich meine Gelbe und Rote Karte in der Apotheke bisher noch nicht gebraucht. Aber was für den Fussballplatz gilt, gilt für mich auch in der Apotheke: Viele Dinge entscheide und tue ich intuitiv."

Chenard: Von Eisschnellläuferin zur Schiedsrichterin

"Und mir machte es ja immer mehr Spaß, Schiedsrichterin zu sein. Meine Laufbahn als Eisschnellläuferin neigte sich dem Ende entgegen und ich suchte nach einer Möglichkeit, weiter im Spitzensport aktiv zu sein und zu reisen. Fussballschiedsrichterin zu sein, bot mir genau diese Möglichkeit. Hätte mich jemand vor 20 Jahren gefragt, ob ich FIFA-Schiedsrichterin werden will ... Ich meine, wer will denn das? Das ist doch verrückt, da wird man doch nur angeschrieen. Aber 2006 wurde ich FIFA-Schiedsrichterin."

McCall Zerboni: Eine inspirierende und hartnäckige Führungsfigur

"Ich glaube nicht, dass die Fans mich als brillante Fussballerin sehen. Ich denke, sie glauben ich wäre im Geiste eher einspurig, aber ich bin eigentlich sogar eine ziemlich große Denkerin. Die Zahnräder in meinem Kopf drehen sich unaufhörlich, auf und abseits des Spielfelds. Ich analysiere und denke unaufhörlich. Ich hatte in meiner Jugend wirklich viel Trubel und ein ziemlich ruppiges Familienleben. Dabei lernt man zwangsläufig, sich durchzusetzen, zu kämpfen und begreift, dass einem niemand die Hand reicht. Das hat mich ganz sicher geprägt. Meine Aufgaben und mein Spiel sehe ich so: Ich gehe da raus aufs Feld und kämpfe für dich. Ich habe keine Angst, in Zweikämpfe zu gehen, weil das Team das braucht. Diese Mentalität sitzt tief in mir drin. Ich bin ein sehr kämpferischer Mensch. Ich habe niemals Angst. Angst schränkt deine Leistungen auf dem Feld ein. Ich liebe es, etwas für andere zu geben. Ich liebe es, die Erfolge anderer zu sehen."

Pionierin Janoud durchbricht alle Barrieren

Die Anzahl der Spielerinnen und der Klubs steigt deutlich. Und es gibt auch immer mehr Trainerinnen und Schiedsrichterinnen. Auch das zeigt die veränderte Mentalität in der Gesellschaft. Ich bin außerdem sicher, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen und sogar noch verstärken wird. Die Entwicklung ist bereits in vollem Gange und sehr dynamisch. Jetzt braucht es bessere Organisation und Führung sowie Sponsoring für die aufstrebenden Talente, eben weil die Entwicklung so schnell verläuft. Die westasiatischen Länder und die arabischen Länder im Allgemeinen benötigen eine vollständige, integrierte Planung, die sich mit den verfügbaren Ressourcen umsetzen lässt. In wenigen Jahren wird sich die positive Einstellung gegenüber dem Frauenfussball weiter deutlich verstärkt und verfestigt haben und niemanden mehr überraschen."

Janelly Farías und die bedingungslose Liebe

"Er hat mir das Leben gerettet. Ich war wirklich auf dem absoluten Tiefpunkt und wollte mir das Leben nehmen. Er war ein Jahr alt oder vielleicht anderthalb. Nach seiner Geburt habe ich nach und nach eine Beziehung zu ihm aufgebaut. Dann kam der Tag, an dem ich mir das Leben nehmen wollte. Ich habe den Jungen besucht, und er hat mich in den Arm genommen. In diesem Augenblick hat er meinen Schmerz gespürt, und gleichzeitig habe ich seine Liebe gespürt. Und in diesem Moment hat sich meine Sicht auf das Leben geändert. Ich wusste plötzlich, dass ich meine Eltern irgendwie dazu bringen musste, mich zu akzeptieren."

Harder & Eriksson: Stolz und Power

"Es ist viel schwieriger, die Ansichten zur Homosexualität bei Menschen jenseits der 20 zu ändern, als bei Kindern, denen man vermitteln kann, dass das ganz normal ist."