Mittwoch 10 Juni 2020, 16:54

Santiago: Mexikos Wegbereiterin in den Niederlanden

  • PSV Eindhoven hat eine besondere Verbindung zum mexikanischen Fussball

  • Cecilia Santiago tritt als erste Spielerin in die Fußstapfen Ihrer illustren Landsmänner

  • Die mexikanische Nationalspielerin berichtet über ihr erstes Jahr in den Niederlanden

Alles begann mit Carlos Salcido und seiner Verpflichtung durch PSV Eindhoven im Jahr 2006. Die Erfahrungen waren so gut, dass später Spieler vom Kaliber eines Francisco Maza Rodríguez, Andrés Guardado, Héctor Moreno, Hirving Chucky Lozano und Erick Gutiérrez folgten.

Der niederländische Klub ist in den letzten Jahren zur beliebtesten Anlaufstelle für mexikanische Spieler geworden, die den Sprung nach Europa schaffen wollen. "Hier sind wir sehr beliebt", erklärt der jüngste Neuzugang aus mexikanischen Landen. Es handelt sich um die Torhüterin Cecilia Santiago, die als erste Frau in die Fußstapfen Ihrer Landsmänner tritt. In diesen Tagen geht ihr erstes Jahr als Spielerin von PSV zu Ende.

"Die Mexikaner, die vorher hier waren, haben gute Arbeit geleistet und auch den Frauen diese Möglichkeit eröffnet. Das bringt auch Verantwortung mit sich. Jetzt ist es an mir, meine Sache gut zu machen, damit mir noch die eine oder andere Spielerin folgen kann", erklärt sie im Gespräch mit FIFA.com.

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Schon gewusst?

  • 2011, mit gerade einmal 16 Jahren, avancierte Ceci Santiago zur jüngsten Torhüterin, die je an einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ teilgenommen hat.

  • Sie stand auch 2015 in Kanada für El Tri zwischen den Pfosten und kam bei drei FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaften zum Einsatz.

  • Die 25-Jährige hat vor ihrem Engagement bei PSV bereits in den USA, Zypern und Mexiko gespielt.

Ein Land, das sich für Frauenfussball begeistert

Auch wenn PSV wegen des Saisonabbruchs aufgrund der COVID-19-Pandemie der Titel in der niederländischen Liga verwehrt bleibt, wurde das Team für die Teilnahme an der nächsten Auflage der UEFA Women's Champions League nominiert. Für Santiago fällt die Bilanz ihres ersten Jahres sehr positiv aus.

"Ich entwickle mich weiter und es ist eine schöne Erfahrung. Es war eine wichtige Entscheidung, in die Niederlande zu wechseln, und ich bin zufrieden. Letztes Jahre hat das niederländische Nationalteam bei der WM den zweiten Platz belegt, und die Liga ist viel stärker geworden. Nach dem Boom der Weltmeisterschaft ist das Medieninteresse gestiegen. Die Leute interessieren sich mehr für den Frauenfussball und wir spielen manchmal sogar in denselben Stadien wie die Männer."

Die Torfrau wechselte nach zwei Spielzeiten beim mexikanischen Spitzenklub América in die niederländische Liga. "Der größte Unterschied ist, dass die Liga hier schon länger professionell ist. Außerdem sind die Spielerinnen erfahrener und reifer. Ich lerne hier wirklich viel." Santiago hofft, durch ihre Erfahrung in den Niederlanden mehr Spielzeit im Nationalteam ihres Landes zu bekommen. "Ich hoffe schon, dass meine Leistungen hier sich auszahlen. Das ist eine gute Vorbereitung, um Mexiko bestmöglich zu repräsentieren."

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Die Niederlande als zweites Zuhause

Die Torfrau hat sich gut eingelebt in einem Land, dessen Klima und Gebräuche wenig mit ihrem Heimatland gemein haben. "Uff, Holland ist ganz anders! [lacht] Wenn ich meinen Teamkameradinnen sage, dass die Durchschnittstemperatur in Mexiko normalerweise so bei 24 bis 25 Grad liegt, bekommen sie vor Staunen den Mund nicht mehr zu." Sehr hilfreich waren die Unterstützung ihres Landsmanns Erick Gutiérrez und vor allem die ihrer Teamkameradinnen. "Diese Unterstützung war ganz wichtig. Ich hatte zwar vorher schon im Ausland gelebt, aber nicht allein. Heute fühle ich mich schon reifer. Es ist wirklich super, von Menschen umgeben zu sein, die dir helfen und das Gefühl geben, in der Ferne zu Hause zu sein."

Eine der Spielerinnen, die ihr die Eingewöhnung leichter gemacht hat, ist die Spanierin Eli Sarasola, die letzte Saison mit ihr um den Posten im Tor konkurriert hat. "Sie hat mir sehr geholfen. Sie ist schon seit längerer Zeit in den Niederlanden, spricht die Sprache und kennt sich gut aus. Es ist etwas ganz Besonderes, jemanden an der Seite zu haben, der deine Sprache spricht. Außerdem ist sie eine unglaublich gute Torhüterin. Ich glaube, wir haben viel voneinander gelernt. Leider hört sie auf."

Spielen um zu lernen

Ersetzt wird sie durch keine Geringere als Sari Van Veenendaal, Spielführerin des niederländischen Nationalteams und beste Torhüterin der WM, die darüber hinaus die The-Best-Auszeichnung verliehen bekommen hat. In der nächsten Saison wird sie es sein, mit der Santiago um die Position zwischen den Pfosten von PSV Eindhoven konkurriert. "Das mit Sari hat mich sehr gefreut", versichert sie mit einem breiten Lächeln.

"Das wird natürlich eine sehr starke Konkurrenz, aber ich kann mich an ihr messen und sehen, wo ich wirklich stehe. Und sicher werde ich viel lernen. Wenn ich jeden Tag auf dem Niveau der besten Torfrau der Welt trainieren kann, wird das sowohl für mich als auch für das Team positive Auswirkungen haben. Deshalb bin ich zufrieden und freue mich schon darauf! Ich hoffe, sie hat in der letzten Saison bei Atlético Madrid etwas Spanisch gelernt! Wenn nicht, bringe ich es ihr bei", meint sie lachend.

Zwangspause gut genutzt

Die Torhüterin genießt die letzten Tage in Mexiko, wo sie sich während der Zwangspause aufhält, bevor sie zur Wiederaufnahme des Trainings zu ihrem Klub zurückkehrt. "Ich habe mich während dieser Wochen nicht nur fit gehalten, um nicht aus dem Rhythmus zu kommen, sondern auch viel gelesen und mich etwas mehr auf mich selbst konzentriert, versucht, mich besser kennenzulernen. Außerdem habe ich Dinge getan, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich habe Nähen und Kochen gelernt und etwas getischlert."

Am 12. Juli soll Santiago das Training mit ihren Teamkameradinnen wieder aufnehmen. Dann gilt es, eine neue Saison vorzubereiten, die viel Leidenschaft verspricht. Sie wird sicherlich wieder versuchen, ihren Teil dazu beizutragen, dass PSV der mexikanischste der niederländischen Klubs wird.