Montag 21 Oktober 2019, 10:18

Wie ein Frankfurter per Email Nationalspieler wurde und gegen Deutschland spielte

  • Frankfurter Teenager bewirbt sich per Email mit Traumtor bei Andorras Verband

  • Wird zur U-17-Nationalmannschaft eingeladen

  • Darf dann in der U-19-EM-Qualifikation gegen Deutschland spielen

Pau Babot ist ein ganz normaler Teenager aus Frankfurt – 16 Jahre alt, höflich und ziemlich bodenständig. So beschreiben ihn alle, die ihn kennen. Doch dieser Frankfurter lief vor zwei Wochen in den hessischen Herbstferien in der Qualifikation zur U-19-Europameisterschaft gegen die deutsche Nationalmannschaft auf.

Der Blondschopf ist einer von zwei Kapitänen der U-17 des Frankfurter Vorortvereins Karbener SV, die in der Hessenliga spielt. In dieser Altersstufe ist das in Deutschland die zweithöchste Spielklasse, direkt unter der U-17-Bundesliga. Für Babot und Co. geht es dort gegen den Nachwuchs von Eintracht Frankfurt, Darmstadt 98, Kickers Offenbach und den FSV Frankfurt.

Babot wurde zwar in Deutschland geboren, seine Mutter kommt jedoch aus Andorra, so dass er dieses Land und seine dort lebenden Verwandten auch immer wieder besucht. Irgendwann reifte in ihm der Gedanke, dass er doch vielleicht für Andorra spielen könnte. Was vielleicht zuerst eine alberne Idee unter ein paar Teenagern war, erhielt auch dadurch Auftrieb, dass einer seiner Mannschaftskameraden in Karben, Daniel Vidrascu, in der moldawischen U-17-Nationalmannschaft spielt.

"Pau ist ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler, der auf dem Boden geblieben ist, technisch versiert und kopfballstark", sagt Thorsten Don, der U-17-Trainer in Karben.

Babots Tante stellte über eine Freundin den Kontakt zum andorranischen Verband her, bei dem der Nachwuchsspieler sozusagen eine Initiativbewerbung ablieferte. Die konnte er mit einem tollen Argument garnieren – denn wenige Wochen zuvor war ihm im Punktspiel gegen Kickers Offenbach ein absolutes Traumtor gelungen.

"Der Verband in Andorra hat mich dann direkt zum U-17-Lehrgang eingeladen und ich habe mit dem Trainer über WhatsApp geschrieben. Montags habe ich mit der U-17 trainiert, dann hat man mir nach dem Training mitgeteilt, dass ich ab Dienstag bei der U-19-Nationalmannschaft mitmachen soll, die in der EM-Qualifikation nach Schottland reist", sagt Babot gegenüber FIFA.com.

Personalknappheit führte dazu, dass Andorras U-19-Auswahl einige U-17-Spieler mit nach Schottland nahm, und Babot überzeugte auch im Training so sehr, dass er zu den Auserwählten gehörte. Der Zufall wollte es, dass Andorra im ersten Spiel ausgerechnet auf Deutschland traf; komplettiert wurde die Gruppe durch Schottland und Belarus.

"Das war ein absolutes Highlight, das hätte ich nie erwartet", sagt Babot, der wenige Minuten vor Abpfiff bei der 0:3-Niederlage eingewechselt wurde und so gegen das Land, in dem er geboren wurde, sein Länderspieldebüt gab. "Bei der U-19 ist es körperlich halt noch einmal viel anstrengender, da ist ein sehr hohes Tempo."

Ein U-17-Spieler aus der Hessenliga gegen die deutsche U-19-Auswahl - natürlich gibt es da Unterschiede: "Ich habe mich vorher über die deutschen Spieler informiert – viele von ihnen haben bereits ihr Erst- oder Zweitligadebüt hinter sich. Das kann man mit uns natürlich nicht vergleichen. Daher waren alle mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden", sagt Babot und schiebt hinterher: "Vor der Einwechslung war ich sehr nervös, ich wollte keinen Fehler machen. Aber ich habe sogar ein Kopfballduell gewonnen." Dabei leuchten seine Augen kurz auf und ein verschmitztes Lächeln huscht über seine Lippen.

Gegen Schottland (0:2) kam er nicht zum Einsatz, in der abschließenden Partie gegen Belarus (0:2) durfte er eine Viertelstunde ran ("Das hat sich angefühlt wie eine ganze Halbzeit").

"Wir haben Pau ins Training eingeladen und schnell festgestellt, dass er zu unserer Spielidee passt", sagt Andorras U-19-Trainer David Rodrigo. "Wir hoffen, dass er noch viele Jahre für uns aufläuft."

Wenn man das positive Feedback, das der Frankfurter nach seinem Debüt von Andorras Trainerteam erhielt, als Maßstab nimmt, dann dürfte er Mitte November wohl zum Aufgebot der U-17-Nationalmannschaft des Fürstentums zählen, die in der EM-Qualifikation auf die Republik Irland, Israel und Montenegro treffen wird.