Freitag 05 Juni 2020, 06:27

San Marino zu trainieren ist "Nervenkitzel"

  • Das Globale Spiel: San Marino

  • Fussball ist die Sportart Nummer 1

  • Futsal-Team träumt von erster EM-Teilnahme

"San Marino zu trainieren? Es ist eine Mischung aus Motivation und Anreizen, denn wir gehen von den großen Emotionen, die wir jedes Mal spüren, wenn wir die Gelegenheit haben, ein so kleines Land in einem globalen Kontext zu vertreten, zu einigen großen Problemen über, die sich aus dem Amateurzustand des Spielers ergeben. Zusammenfassend ist die Verwaltung von San Marino ein kontinuierlicher Nervenkitzel, der mir großes Adrenalin verleiht."

Mit diesen Worten beschreibt Franco Varrella, seines Zeichens Trainer des Nationalteams von San Marino, gegenüber FIFA.com die Gegebenheiten des Fussballs in einem der kleinsten Staaten der Welt. Das Land zählt zu den ältesten bestehenden Republik dieser Erde, deren Geschichte über 1700 Jahre zurückgeht und als Enklave vollständig von Italien umgeben ist.

Nichtsdestotrotz ist die Fussballbegeisterung in dem 61 Quadratkilometer großen Land im Herzen Europas riesig. Über 2.000 Menschen (von von rund 30.000 Einwohnern) arbeiten inzwischen professionell im Fussball im fünftkleinsten Staat der Welt.

Zahlen und Fakten

  • Ca. 300 Menschen sind im Futsal aktiv

  • Ca. 40 Schiedsrichter

  • Ca. 160 Frauenfussballer (87 in Jugendteams)

  • Ca. 550 Männer spielen Fussball

  • Ca. 750 Jugendliche (6 bis 18 Jahre alt) treten gegen das runde Leder

  • Ca. 200 arbeiten im Trainerbereich

  • Ca. 170 Menschen sind administrativ in Klubs tätig

joikful3i0yfotffzy5r.jpg

Die Entwicklung der Federazione Sammarinese Giuoco Calcio, die 1931 gegründet und 1988 der FIFA und der UEFA beitrat, in den letzten Jahren ist durchaus beachtenswert. Zwar liegt das Land in der FIFA-Weltrangliste nur auf dem vorletzten Rang vor Anguilla, allerdings sind die Spieler weitgehend Amateure. Lediglich drei des gesamten Kaders in der letzten EM-Qualifikation schnüren professionell die Fussballschuhe - allesamt in der Serie C, der dritten italienischen Liga. Alle anderen trainieren lediglich zwei bis dreimal die Woche am Abend.

Das Frauen-Team ist noch nicht einmal gelistet. ABER: Nach Jahren in den unteren Ligen steht die Frauen-Mannschaft der San Marino Academy kurz vor dem Aufstieg in die erste italienische Liga. Dazu überstand die Futsal-Auswahl erstmals die erste Runde der EM-Qualifikation und könnte in den Playoffs gegen Dänemark Historisches erreichen: Erstmals ein Ticket zu einem großen Turnier lösen!

"Wenn jemand gerne unterstreicht, dass San Marino am Ende der UEFA- und FIFA-Rangliste steht, habe ich keine schlechten Gedanken. Ich bin mir dessen bewusst und denke an die Ziele, die wir anstreben. Etwas, das für ein großes Team als Unsinn erscheinen könnte, könnte aus unserer Sicht eine besondere Leistung sein", so Varrella, der in den 1990er Jahren mit Klub-Weltmeister-Trainer Arrigo Sacchi arbeitet voller Stolz.

Bereits 2008/2009 trainierte er die san-marinesische Nationalmannschaft und kehrte vor zwei Jahren wieder an die Seitenlinie der La Serenissima zurück. "Aus diesem Grund bin ich nicht enttäuscht, der Außenseiter zu sein, sondern es ist eine Spritze von Stärke und Bereitschaft zu zeigen, wer wir sind und unseren Wert, abgesehen von der Tatsache, dass unsere Arbeit etwas Interessantes hervorbringen könnte."

bt6mt31trftzlkzsdnld.jpg

Gut zu wissen

  • Massimo Bonini ist einer der berühmtesten Spieler des Landes. Bei Juventus Turin spielte er früher an der Seite von Michel Platini

  • Andy Selva ist der Rekord-Spieler und -Torschütze San Marinos (74 Länderspiele; 8 Tore)

  • Neben Selva hat nur noch Manuel Marani (2) mindestens zwei Tore im Nationaltrikot erzielt

  • Davide Gualtieri traf 1993 gegen England nach 8,3 Sekunden - lange Zeit war es das schnellste Tor der WM-Qualifikation. Endstand: 1:7

Dies ist ein Artikel unserer neuen Serie 'Das globale Spiel' über Fussball weit abseits des Rampenlichts. In der kommenden Woche werfen wir einen Blick auf den Fussball auf den Galapagos-Inseln in Südamerika.