Dienstag 13 April 2021, 00:56

Portugal holt auf – langsam aber sicher

  • Exponentielles Wachstum des Frauenfussballs in Portugal

  • Duell gegen Russland um einen Startplatz bei der UEFA Women's EURO 2022

  • Die Portugiesinnen haben gerade ihre beste Platzierung in der FIFA-Weltrangliste erreicht (30.)

"Hier haben wir Kontakt zu den besten Spielerinnen der Welt. Das ist gewissermaßen 'unsere' Weltmeisterschaft." Diese Aussage stammt von der ehemaligen portugiesischen Nationaltrainerin Mónica Jorge und sie hat sie 2011 anlässlich des Algarve Cups getätigt. Dieses Turnier, organisiert im sonnigen Portugal, bot den Portugiesinnen seinerzeit als Gastgeberinnen eine der seltenen Gelegenheiten, sich mit den besten Teams der Welt zu messen. Damals rangierten sie auf Platz 43 der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste.

Ein Jahrzehnt später hat sich einiges verändert. Portugal befindet sich unter den Top 30 des Welt-Klassements. Vier Jahre nach der ersten Teilnahme an einer UEFA Women's EURO (in den Niederlanden) will das Team das Tor zur europäischen Bühne nun ein zweites Mal in Folge aufstoßen. Die Selecção das Quinas bestreitet am 13. April das Playoff-Rückspiel in Russland, nachdem sie sich im Hinspiel mit 0:1 geschlagen geben musste.

"Portugal zieht zum zweiten Mal in Folge in die Playoff-Runde ein, diesmal haben wir allerdings in der Gruppenphase bessere Ergebnisse erzielt. Wir haben unsere Gruppe nach sechs Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage gegen Finnland mit insgesamt 19 Punkten als Tabellenzweiter abgeschlossen", betont Mónica Jorge, inzwischen verantwortlich für die Entwicklung des Frauenfussballs in ihrem Land, im Gespräch mit FIFA.com. "Das Team hat diese zweite Chance auf eine Qualifikation verdient, und ich hoffe wirklich, dass wir sie nutzen können."

Eine zweite Teilnahme an der EURO wäre zweifellos ein großer Erfolg für Portugal, aber das Land darf unabhängig vom Ausgang des Rückspiels stolz auf sich sein. Schließlich ist es gelungen, den dortigen Frauenfussball innerhalb von kurzer Zeit weit nach oben zu bringen. Das ist ganz offensichtlich das Ergebnis intensiver Arbeit des portugiesischen Fussballverbands.

"Die Wettbewerbe waren unsere größte Antriebskraft. Sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene wurden neue Wettbewerbe geschaffen, beispielsweise 2015 eine Juniorinnen-Meisterschaft für die U-19-Teams, im August 2016 ein Superpokal, sowie der Ligapokal im Jahr 2020", erklärt Jorge.

"Unser zweites Schlachtross ist die Schaffung neuer Teams. Renommierte Klubs wie Sporting Lissabon, Benfica Lissabon oder der SC Braga haben Frauenabteilungen gegründet. Das hat zur Entwicklung unserer Sportart beigetragen, die damit für Medien, Fans und folglich auch für Sponsoren attraktiver wurde. Und schließlich haben wir noch viel in den Bereichen Coaching und Frauen in Führungspositionen investiert", so Jorge weiter.

Hätten Sie's gewusst?

Der portugiesische Fussballverband ist der erste, der über einen eigenen Fernsehsender verfügt. "Dieses Instrument unterstützt die Förderung des Frauenfussballs, da dort regelmäßig viele Liga- und Champions-League-Spiele übertragen werden."

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Cristiano und Co. als Vorbilder

All dies hat natürlich auch positive Auswirkung auf die Nationalteams aller Altersklassen. So ist Portugal 2012 ins Halbfinale der UEFA U-19-Europameisterschaft eingezogen und hat sich für die Endrunden der U-17-Europameisterschaften 2014 und 2019 qualifiziert. Das A-Nationalteam konnte derweil das Ticket für die EURO 2017 lösen. "Wenn du gegen Teams antrittst, die unter den 'Top 10' rangieren, machst du natürlich schneller Fortschritte", so Jorge.

Auch wenn Portugal den Abstand zu den Schwergewichten des Frauenfussballs verdientermaßen erheblich verringert hat, ist das Team laut Jorge "noch weit vom Niveau der besten Teams entfernt". "Unser Team wird immer wettkampfstärker, aber es ist noch nicht stark genug, um in Titelkämpfe einzugreifen. Dafür sind weitere Fortschritte nötig, und die können wir über eine Qualifikation für die EURO 2022 erreichen. Wir sind auf einem guten Weg. Ich bin überzeugt, dass wir uns eines Tages mit den Besten messen können, genau wie unser Männerteam", meint sie abschließend.