Donnerstag 06 August 2020, 06:11

Fussball nahe des Polarkreises

  • Globales Spiel: Fussball am Polarkreis

  • Grönland ist kein FIFA- und UEFA-Mitglied

  • Saison nur von Mai bis September

Denkt man an Grönland, so dürften die ersten Assoziationen Richtung "Schnee", "Nordpol" oder "eisige Temperaturen" gehen. Hat der Fussball denn dort überhaupt eine Chance? Ja!

Bekanntermaßen erfreut sich die schönste aller Sportarten größter Beliebtheit - so auch ganz im Norden Europas in Grönland, wo über zehn Prozent der rund 56.000 Einwohner dem runden Leder nachjagen. Die Grönländer haben jedoch bei der Ausübung ihrer Leidenschaft mit diversen Widrigkeiten zu kämpfen.

Die gigantischen Ausmaße der größten Insel der Erde, die rund 2.650 Kilometer lang und bis zu 1.000 Kilometer breit ist, machen einen geregelten Ligabetrieb schier unmöglich. Die Anreisen zu Auswärtsspielen wären für die meisten Mannschaften schlichtweg zu zeit- und kostenintensiv, weshalb die nationale Meisterschaft innerhalb weniger Wochen und in einem modifizierten Format ausgespielt wird. In fünf Regionalturnieren werden acht Teams ermittelt, die anschließend in einem Finalturnier mit zwei Vierergruppen um den Titel kämpfen.

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Eine noch größere Herausforderung als die weiten Entfernungen stellen allerdings die klimatischen Bedingungen dar. In Grönland herrscht polares und subpolares Klima, das lediglich an der Westküste durch den Grönlandstrom gemildert wird. Gigantische Eisvorkommen sorgen dafür, dass lediglich 410.000 Quadratkilometer, und damit knapp 19 Prozent der Gesamtfläche des Landes, eisfrei sind. Hinzu kommen immer wieder starke Winde und Schneefälle.

Aufgrund dieser strengen klimatischen Bedingungen kann Fussball im Freien in Grönland nur von Ende Mai bis Mitte September gespielt werden – und dies lediglich auf Sand- und Ascheplätzen, da ein Wachstum von Rasen nicht möglich ist. Moosbefall und große Mengen Schmelzwasser lassen die Fussballspieler auf Rasenplätzen im knöcheltiefen Matsch versinken. Es gleicht schon einer Mammutaufgabe, Kunstrasenplätze den internationalen Ansprüchen entsprechen zu lassen.

Viele Herausforderungen also, für die vor rund zehn Jahren eine erste Lösung gefunden wurde: Initiiert vom Dänischen Fussballverband (DBU) und finanziert durch das Goal-Projekt der FIFA, entstand im September 2009 im südgrönländischen Qaqortoq der erste Kunstrasenplatz des Landes.

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Goal-Projekt schreibt Geschichte

Der Bau des hochmodernen Spielfeldes kostete rund USD 500.000, wovon USD 400.000 durch das Goal-Projekt abgedeckt wurden. "Wir haben mit diesem neuen Platz Geschichte geschrieben", betonte Nuka Kleemann, Präsident des Grönländischen Sportbundes (GIF) bei der Eröffnung im September 2010. "Wir sind der FIFA und der DBU unendlich dankbar für ihre großzügige Unterstützung."

Seit 1971 verfügt Grönland mit dem Kalaallit Arsaattartut Kattuffiat über einen eigenen Fussballverband. 1977 fanden unter dem Dänen Niels Møller die ersten Spiele statt. Von vier Partien gegen unterklassige dänische Vereine wurden zwei gewonnen und zwei verloren. Das erste Mal gegen eine Landesauswahl spielte Grönland 1980. Unter Uvdlo Jakobsen gingen zwei Spiele gegen die Färöer und Island verloren.

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Maximal zehn Grad Celsius im Sommer

Weder beim europäischen Fußballverband UEFA noch bei der FIFA ist die grönländische Nationalmannschaft anerkannt bzw. Mitglied. An internationalen Wettbewerben wie der EM- oder WM-Qualifikation kann das Team daher nicht teilnehmen - anders als Kleinstaaten wie Andorra oder San Marino. Grund: Grönland ist ein autonomer Bestandteil Dänemarks und kein unabhängiger Staat, was laut FIFA-Statuten Maßgabe ist, um an Turnieren teilnehmen zu dürfen.

Die Nationalmannschaft erreicht folglich auch nur Amateurniveau. Der Wunsch aber bleibt: Grönland möchte UEFA-Mitglied werden, um an der Qualifikation für die UEFA EURO teilzunehmen.

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