Freitag 23 September 2016, 16:21

FIFA-Seminar für WM-Schiedsrichter-Kandidaten

Vom 19. bis 23. September trafen sich 72 Schiedsrichter und Schiedsrichterassistenten aus ganz Europa am Sitz der FIFA in Zürich, um an einem fünftägigen Seminar der UEFA-Kandidaten für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ und die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Frankreich 2019™ teilzunehmen.

Das Seminar war bereits die dritte Veranstaltung dieser Art im Jahr 2016 und diente dem Erfahrungsaustausch zwischen Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen sowie als physische und psychische Vorbereitung auf die Möglichkeit, Spiele auf höchstem Niveau zu leiten.

"In den vorherigen Seminaren hatten wir uns Homogenität und Konsistenz als Ziel gesetzt," so der Leiter der Abteilung Schiedsrichterwesen der FIFA, Massimo Busacca, der selbst zwei FIFA Fussball-Weltmeisterschaften gepfiffen hat. "Wir wollten alle Informationen zusammentragen, die ein Schiedsrichter benötigt, um sich auf die zwei wichtigsten Turniere vorzubereiten: die Fussball-Weltmeisterschaft und die Frauen-Weltmeisterschaft."

Genauso wie die Seminare in Doha (für Schiedsrichter der Verbände AFC, CAF und OFC) sowie in Miami (für Unparteiische der Verbände CONCACAF und CONMEBOL) richtet sich das UEFA-Seminar sowohl an männliche als auch an weibliche Schiedsrichter. "Männer und Frauen müssen zusammenarbeiten. Wir sind davon überzeugt, dass das unsere Philosophie sein sollte", urteilte Busacca. "Diese Zusammenarbeit hat zu hervorragenden Ergebnisse geführt, insbesondere in Bezug auf die taktische Vorbereitung. Meines Erachtens sollten wir diesen Weg weiter gehen. Für mich ist es die beste Vorgehensweise, um Schiedsrichter auf die FIFA-Turniere vorzubereiten."

Das Seminar, das in einzelne Einheiten unterteilt war, umfasste körperliche Fitnesstests, theoretische Veranstaltungen, Video-Hilfsmittel für Schiedsrichter sowie praktische Übungen mit lokalen Akteuren. Die Intensität und Vielfalt der Veranstaltungen war Ausdruck der zunehmenden Anforderungen, denen sich die Schiedsrichterelite in physischer und psychischer Hinsicht gegenübersieht.

"Je mehr man vom Spiel weiß, desto besser sind die Ergebnisse", so der Leiter der Schiedsrichterabteilung der FIFA. "Neben der mentalen muss es aber auch eine physische Komponente geben. Im modernen Spiel werden Gegenangriffe extrem schnell vorgetragen. Folglich müssen wir beweglicher und schneller werden."

"Wir wollen die technischen Hilfsmittel einsetzen, um eindeutige Situationen zu bestätigen und nicht, um Zweifelsfälle zu beurteilen", betont Busacca nach der Vorführung des Videoassistenten. "Wir wollen, dass der Schiedsrichter seine Persönlichkeit wahrt und die Macht besitzt, als erster eine Entscheidung zu treffen."

Der englische Schiedsrichter Mark Clattenburg kennt den Druck, der auf den Unparteiischen lastet, nur allzu gut, schließlich pfiff er innerhalb weniger Monate das Endspiel der UEFA Champions League 2016, das Finale der UEFA EURO 2016 und das Finale des FA Cups. "Es war eine große Ehre und ich habe viel dazugelernt", so der erfahrene Engländer. "Jetzt versuche ich aber, hart zu arbeiten, die Fehler zu vermeiden, die ich in der vergangenen Saison gemacht habe, und meine Fähigkeiten als Schiedsrichter zu verbessern. Deshalb ist es so wichtig, dass die FIFA diese Seminare veranstaltet. Diese Seminare geben uns Gelegenheit, uns zu verbessern, von den jüngsten Turnier-Erfahrungen der anderen zu lernen und eine einheitliche Grundlage für alle Kontinente zu schaffen."

Clattenburg hat genauso wie die anderen 71 Teilnehmer das Ziel, als Schiedsrichter auf höchstem Niveau pfeifen zu dürfen – also bei der WM der Männer 2018 in Russland sowie bei der WM der Frauen 2019 in Frankreich. "Die Vorbereitung beginnt bereits jetzt", sagt Clattenburg. "Dieser Kurs gibt uns Gelegenheit, unsere Arbeit aufzunehmen, alles für die Nominierung zu tun und hoffentlich unsere Nationen bei der Männer- und Frauen-WM würdig zu vertreten. Es ist ein tolles Erlebnis, als Schiedsrichter bei einer WM dabei zu sein und neben Akteuren mit unterschiedlichen Spielweisen und Taktiken aus der ganzen Welt zu stehen."

Efthalia Mitsi aus Griechenland, die seit 2005 Profi-Schiedsrichterin ist und unter anderem bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ auf dem Platz stand, teilt die Meinung Clattenburgs. "Es war gut, unsere Erfahrungen zu teilen und voneinander zu lernen", bestätigt Mitsi. "Jeder von uns kann sich in bestimmten Bereichen verbessern, sowohl in taktischer, technischer oder physischer Hinsicht. Man muss sich als Schiedsrichter auf diesem Niveau neue Ziele setzen und diese dann erreichen."

"Wir sind mit einer Nationalmannschaft vergleichbar", so Busacca gegenüber den Anwesenden in seinen Schlussfolgerungen. "Bei solch wichtigen Turnieren muss jeder einzelne von uns auf höchstem Niveau agieren. Wir müssen uns als Team beziehungsweise als Familie präsentieren, um auf höchster Ebene erfolgreich zu sein. Wir gewinnen und verlieren gemeinsam."