Mittwoch 18 Mai 2016, 17:16

FIFA-Generalkoordinatoren bereiten sich in Zürich auf die Turniere 2016 vor

Um welche Uhrzeit sollten die Mannschaftstrainer das Hotel verlassen, damit die Teams rechtzeitig am Stadion ankommen und die Spieler genug Zeit zum Aufwärmen haben? Wie muss das Sicherheitspersonal postiert werden, um die verschiedenen Zugangsbereiche zu kontrollieren? Welche Route kann der Krankenwagen im Falle eines Notfalls nehmen? Sollen die Platzbetreuer den Rasen wässern, damit das Spielfeld für die Partie in perfektem Zustand ist?

Für den reibungslosen Ablauf eines Turniers muss irgendjemand die Antworten auf all diese Fragen und auf viele mehr haben - ganz zu schweigen von der Autorität, auf der Grundlage dieses Wissens die Entscheidungen zu treffen. Bei FIFA-Wettbewerben ist dies der Generalkoordinator. Er ist letztlich für alles, was vor, während und nach einem Fussballspiel geschieht, die verantwortliche Person.

Um sicherzustellen, dass die Generalkoordinatoren nach einheitlichen Prinzipien und Richtlinien handeln, versammelt die FIFA die den jeweiligen Turnieren zugewiesenen Fachleute zu einem Intensiv-Workshop. In diesem Jahr begrüßt Zürich die 17 FIFA-Generalkoordinatoren aus den sechs Konföderationen, die bei den Olympischen Fussballturnieren in Rio de Janeiro, der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft in Kolumbien, der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft in Jordanien, der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft in Papua-Neuguinea sowie der FIFA Klub-Weltmeisterschaft in Japan arbeiten werden.

Im Verlauf des dreitägigen Arbeitstreffens tauchen die Generalkoordinatoren in theoretischen und praktischen Einheiten in die Materie ein, um sicherzustellen, dass ihnen die Tätigkeiten und Prozesse, die in einem 96-seitigen Handbuch zusammengefasst sind, in Fleisch und Blut übergehen.

"Ein wichtiger Teil der Aufgabe als FIFA-Generalkoordinator besteht darin, sich an die Besonderheiten einer spezifischen Spielstätte oder Situation anzupassen. Dennoch gilt: Je mehr man nach festgelegten Richtlinien und Prozessen arbeitet, desto wahrscheinlicher ist es, dass man ein erfolgreiches Turnier abliefert. Darin liegt die Bedeutung dieses Seminars", sagt der FIFA-Direktor für Wettbewerbe, Colin Smith.

"Die FIFA bringt ihre Turniere laufend an neue Orte. In diesem Jahr beispielsweise nach Papua-Neuguinea und Jordanien. Die Arbeit eines Generalkoordinators bringt ein Element des Vermächtnisses mit sich. Durch die Zusammenarbeit mit diesen erfahrenen Menschen erwerben die Organisatoren vor Ort neue Kenntnisse und lernen bewährte Methoden bei der Durchführung von Spielen kennen. Dies können sie später in ihren heimischen Wettbewerben anwenden."

Über verschiedene Wege Anthony Baffoe war während seiner aktiven Karriere als Fussballer zwar ein Stammspieler des ghanaischen Nationalteams, hatte jedoch nie die Gelegenheit, eine Partie bei einer FIFA WM zu bestreiten. Stattdessen sorgte er dafür, dass nicht wenige Partien nach Plan verliefen - einschließlich des Finales von Brasilien 2014.

Der ehemalige Nationalspieler ist seit 2010 FIFA-Generalkoordinator und gehört zu den erfahrensten Teilnehmern des diesjährigen Seminars. Doch selbst für jemanden wie ihn gibt es in den Vorträgen im Home of FIFA und bei den Praxisveranstaltungen im Stadion Letzigrund eine Menge zu lernen.

"Man lernt nie aus bei diesem Job. Es gibt einfach zu viele Faktoren und Möglichkeiten", sagt Baffoe. Nur zwei Jahre nach der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™ wird er erneut das Maracana-Stadion besuchen, dieses Mal während der Olympischen Fussballturniere. "Du bist im Prinzip der Geschäftsführer einer Spielstätte und musst in dieser Funktion wichtige Entscheidungen treffen. Aber eine grundlegende Eigenschaft liegt darin, auf die Kleinigkeiten zu achten. Du musst für jede Situation und für jeden Punkt auf deiner Checkliste einen Plan A und einen Plan B parat haben. Dafür muss man sich so konzentrieren, dass man sich nach dem Spiel fühlt, als ob man es selbst bestritten hätte."

Am anderen Ende des Spektrums steht Erika Zaar. Die 32-Jährige arbeitet seit neun Jahren für den schwedischen Fussballverband (SvFF), seit fünf direkt bei Turnieren. In dieser Zeit war sie sowohl als Mitglied der schwedischen Delegationen sowie der Lokalen Organisationskomitees an vielen internationalen Veranstaltungen beteiligt. Nun wurde Zaar für die FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft in Jordanien erstmals zur FIFA-Generalkoordinatorin ernannt. Dort wird sie all die Kenntnisse aus den verschiedenen Bereichen in die Praxis umsetzen.

"Es ist eine faszinierende Sache, unabhängig davon, wo das Turnier stattfindet oder wie groß es ist, die gleichen hohen Standards anzustreben", so Zaar nach den ersten Kursen des Seminars. "Die Anzahl der Zuschauer vor den Fernsehgeräten oder im Stadion kann sich stark unterscheiden. Solche Faktoren verändern die Situation, vor der du stehst. Dennoch es ist unerlässlich, sich nach den gleichen Vorgaben richten zu können. Es ist ein gutes Gefühl, eine Methode zu haben, auf die man zurückgreifen kann."

Wenn Sie das nächste Mal vor einem Spiel direkt vor den Schiedsrichtern diesen Mann oder diese Frau in einer FIFA-Uniform sehen, täuschen Sie sich nicht: Jeder einzelne Schritt beim Betreten des Stadions ist sorgfältig geplant und nur ein winziger Teil der täglichen Pflichten.