Montag 24 August 2020, 06:30

Al Hammadi bricht den Weltrekord

  • Areej Al Hammadi hat einen Guinness-Weltrekord im "Hotstepping" aufgestellt

  • Die Nationalspielerin der Vereinigten Arabischen Emirate schaffte 86 Ballkontrolltricks

  • "Der Fussball hat mir geholfen, ich selbst zu sein"

In einer Gesellschaft, in der die Vorstellung von Mädchen, die Fussball spielen, noch immer auf Widerstand stößt, musste Areej Al Hammadi viele Hürden überwinden, bis sie schließlich den Sprung ins Frauen-Nationalteam der Vereinigten Arabischen Emirate schaffte. Als sie dann dieses Jahr vor einer neuen Herausforderung stand, nahm sie diese ohne zu zögern an. Während einige sich im Lockdown über Langeweile beklagten, steckte Al Hammadi sich nämlich ein ganz besonderes Ziel: Sie wollte einen Guinness-Weltrekord aufstellen ... und natürlich hat sie es geschafft!

"Je größer die Herausforderung, desto mehr ist der Erfolg wert", so die Spielerin der VAE, die mit beeindruckenden 86 Ballkontrolltricks in einer Minute einen neuen Weltrekord im "Hotstepping" aufstellte. Die vorherige Bestmarke von 56 war im März in Großbritannien aufgestellt worden und wurde von ihr weit übertroffen.

FIFA.com fragte die ehrgeizige junge Frau aus den Emiraten, mit welchen Herausforderungen sie auf dem Weg zur Nationalspielerin konfrontiert war und wie sie auf die Idee kam, einen Weltrekord zu brechen.

Erste Herausforderung: Lebe deine Leidenschaft

In der Gesellschaft, in der Al Hammadi lebt, sind Fussball spielende Mädchen nicht immer gern gesehen. Das war die erste Hürde, die sie überwinden musste. "Mädchen hatten nicht viele Möglichkeiten, diese Sportart auszuüben, also musste ich jede Chance nutzen. Ich habe mit meinen Brüdern und anderen Familienmitgliedern gespielt und bei jedem Wettbewerb mitgemacht, an dem Frauen teilnehmen durften", erklärt sie. "Als ich mich später an der American University in Dubai eingeschrieben habe, um Architektur, Kunst und Design zu studieren, habe ich mich dem Fussballteam der Universität angeschlossen."

Al Hammadi berichtet, dass ihre Liebe zum Fussball entstanden ist, als sie die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1994™ verfolgte. Sie begann, mit ihren Brüdern und Cousins Minifussball zu spielen und einige Tore nachzustellen, die sie bei der WM gesehen hatte. Ihrer Meinung nach schafft der Sport ein sicheres Umfeld, in dem Menschen sich natürlich verhalten und kreativ werden können, ohne mit Vorurteilen konfrontiert zu werden.

"Ich war als Kind sehr schüchtern", erklärt sie. "Ich glaube, der Fussball hat mir geholfen, ich selbst zu sein. Daher verdanke ich ihm viel. Ich habe viele Bücher gelesen, mir die Zusammenfassungen der Ligen angeschaut, mich über Spielerinnen und ihren Werdegang informiert und ihn mit meinem verglichen. All das hat mich motiviert, meinen Weg im Fussball fortzusetzen. Und ich habe Training bekommen, um meine Leistung zu verbessern. Ich habe einfach nur das gemacht, was mir Spaß macht."

Al Hammadi wurde 2015 ins Nationalteam der VAE berufen und spielt auf Vereinsebene derzeit für den Abu Dhabi Ladies Club. Allerdings betont sie, dass Frauen in ihrem Land in der Regel nicht die Möglichkeit haben, eine Fussballkarriere einzuschlagen. "Ich muss zwei Jobs machen: Tagsüber bin ich Kreativdirektorin, abends Fussballspielerin. Ich und viele meiner Mitspielerinnen müssen Beruf und Sportleben unter einen Hut bringen."

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Zweite Herausforderung: In die Geschichte eingehen

Al Hammadi war schon von klein auf fasziniert von der Vorstellung, Rekorde aufzustellen. Sie las viel darüber und schaute sich begeistert Fernsehsendungen an, in denen Rekorde gebrochen wurden.

"Die Vorstellung, in irgendeiner Aktivität die Beste der Welt zu sein, ist einfach wunderbar", so die Guiness-Weltrekordhalterin. "Die Inspiration dafür kam während des Lockdowns, als in den sozialen Medien viele Challenges veröffentlicht wurden. Ich habe in der Guinness-Datenbank nach einem Rekord gesucht, den ich brechen könnte, und hatte das Glück, einen in meinem Lieblingssport zu finden. Das war eine Chance für mich, in die Geschichte einzugehen und den Frauenfussball der Emirate weltweit bekannt zu machen."

Al Hammadi kannte sich mit der Hotstepper Challenge vor diesem Jahr noch nicht wirklich aus. Also recherchierte sie etwas und machte sich selbstständig mit der Technik vertraut. Dann trainierte sie während des Lockdowns intensiv. "In Dubai gab es eine Ausgangssperre, also habe ich in meinem Wohnzimmer getan, was ich konnte. Ich habe täglich trainiert, die Zeiten der Tricks gemessen und Videoaufzeichnungen meiner Arbeit gemacht, um meine Leistung zu analysieren. Ich habe bald herausgefunden, dass es darauf ankam, immer im selben Rhythmus zu bleiben und einen Rhythmus zu finden, den ich durchhalten konnte, ohne zu ermüden. Ich habe so lange trainiert, bis ich das Gefühl hatte, den bestehenden Rekord mühelos brechen zu können."

Wir wollten wissen, wie sie sich gefühlt hat, nachdem das Ziel erreicht war. "Das war ein fantastisches Gefühl", meint sie stolz. "Die harte Arbeit hatte sich am Ende ausgezahlt. Der ganze Stress und die Nervosität fielen von mir ab. Vielleicht war mir am Anfang gar nicht wirklich bewusst, was ich erreicht hatte, aber als ich dann langsam die Konsequenzen dieses Erfolgs spürte und zum Stadtgespräch wurde, war mir klar, dass ich Geschichte geschrieben hatte. So sehe ich das jetzt."

Zukunftsträume

Der Elfmeter, den die Fussballikone Mia Hamm bei der FIFA Frauen- Weltmeisterschaft 1999™ verwandelte, bleibt für Al Hammadi auch weiterhin ein legendärer Augenblick. Letztes Jahr reiste sie nach Frankreich, um zum ersten Mal eine Frauen-WM vor Ort mitzuerleben. "Damit ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen", meint sie in Bezug auf die Reise, bei der sie auch "die Möglichkeit hatte, sich von den Fortschritten des Frauenfussballs auf technischer Ebene zu überzeugen". Sie hofft, Carli Lloyd eines Tages persönlich zu treffen, doch das ist nicht ihr größtes Ziel: "Mein ultimativer Traum ist die Qualifikation für die Frauen-WM mit dem Nationalteam der Emirate. Wir werden alles daran setzen, dieses Ziel eines Tages zu erreichen."

Al Hammadi hofft, im Frauenfussball der VAE eine bekannte Größte zu werden und eine Rolle bei der zukünftigen Entwicklung der Sportart zu spielen. Außerdem möchte sie die Wahrnehmung von Frauen im Sport in der arabischen Gesellschaft ändern. "Wir sind im Frauensport oft mit kulturellen Barrieren und festgelegten Geschlechterrollen konfrontiert. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, diese Auffassungen zu ändern und die Gesellschaft über die gesundheitlichen und psychischen Vorteile aufzuklären, die Teamsportarten für Frauen mit sich bringen. Meiner Meinung nach sollte es uns möglich sein, die Sportkarriere einzuschlagen, die uns am Herzen liegt – ohne kulturelle Vorbehalte und mit voller Unterstützung der Gesellschaft. Das ist mein Traum für jedes Mädchen und jede Frau in den Vereinigten Arabischen Emiraten."

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