Unüberwindbare Chavas

Es ist das erste Mal in den bisher 28 Partien dieser FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft, dass die Technische Studiengruppe (TSG) eine Torhüterin als Live-Your-Goals-Spielerin der Partie auszeichnet. Dies sagt bereits viel über die Leistung aus, die Mylène Chavas am 25. November im Viertelfinale gegen Deutschland gelungen ist.

"Das ist ganz neu für mich. Ich hätte das nicht erwartet. Aber ich bin stolz darauf", sagt sie in der Pressekonferenz schüchtern. Dennoch ist es alles andere als eine Überraschung. Und der Grund war auch nicht etwa das Fehlen einer brillanten Stürmerin. Der sehenswerte Treffer von Delphine Cascarino nach einer knappen Viertelstunde hätte eine dritte individuelle Auszeichnung in vier Partien durchaus gerechtfertigt. Doch die Art und Weise, wie die französische Defensive dank der perfekten Leistung von Chavas gegen die Titelverteidigerinnen standgehalten hat, macht diese Entscheidung nachvollziehbar.

Anna Gerhardt (9., 43.), Saskia Matheis (45.+2), Dina Orschmann (67.) oder Rebecca Knaak (86.) haben sich allesamt die Zähne an den sagenhaften Reflexen der Torhüterin aus Saint-Etienne ausgebissen. Und ihre Vorderleute konnten sich selbst in den schwierigsten Momenten der intensiv geführten Partie auf die unerschütterliche Ruhe verlassen, die von der Schlussfrau ausging.

Gegen Ältere durchsetzen "Gelassenheit gehörte schon immer zu meinen Qualitäten. Ich war immer ein ruhiger Mensch. Ich bin auch im normalen Leben so, und deshalb bin ich Torhüterin geworden", sagt sie im Gespräch mit FIFA.com mit ruhiger Stimme und sanftem, aber festem Blick. Wenn man sie im Gespräch oder auf dem Platz erlebt, wie sie lautstark Anweisungen gibt, möchte man kaum glauben, dass sie zu den Jüngsten dieser französischen Auswahl gehört.

Ihr Nationalcoach Gilles Eyquem hat sie dazu ermuntert, sich zu behaupten und lauter zu werden. "Das ist nicht leicht, denn man muss erst seinen Platz finden", räumt sie ein. "Es sind Mädchen dabei, die zwei oder drei Jahre älter sind als ich, das ist schwierig. Aber dann sind wir ein Team und halten zusammen. Die Mädchen wissen, dass dies meine Aufgabe ist", fährt die jüngste von drei Geschwistern durch, die es gewohnt ist, sich unter solchen Bedingungen durchzusetzen.

So spart auch ihr Coach nicht mit Lob für die Keeperin, die Frankreich in diesem Jahr sogar zum Titel bei der U-19-Europameisterschaft der Frauen geführt hat. "Sie ist eine sehr gute Torhüterin, sehr komplett", sagt er. "Diese Position ist sehr anspruchsvoll. Dass sie dies so meisterhaft beherrscht, ist sehr wichtig. Sie hat sehr viele Qualitäten, sowohl bei hohen Bällen als auch auf der Linie. Das konnte man gegen Ghana sehen, als sie Elfmeter abgewehrt hat. Und außerdem ist sie auch mit den Füßen ganz gut. Sie ist noch jung, aber ich glaube, dass sie eine große Zukunft vor sich hat."

Gelingt ihr im Halbfinale gegen Japan eine vergleichbare Leistung, würde das seine Prognose nur bestätigen.