Dienstag 19 Dezember 2017, 01:31

Ein deutscher Trainer schreibt mit der DVR Korea Geschichte

  • Thomas Gerstner ist der erste ausländische Trainer eines nordkoreanischen Nationalteams

  • Er führte den amtierenden FIFA U-20-Frauen-Weltmeister zum Turnier 2018 in Frankreich

  • Unter Gerstner will das Team den Weltmeistertitel verteidigen

Das Team eines amtierenden Weltmeisters zu trainieren, stellt für jeden Trainer eine besondere Herausforderung dar. Das gilt auch und gerade für den Deutschen Thomas Gerstner, der beim zweimaligen und amtierenden FIFA U-20-Frauenweltmeister DVR Korea am Ruder steht.

Die Ernennung des 51-jährigen Ex-Trainers von Arminia Bielefeld zum neuen Nationaltrainer der DVR Korea im Mai kam durchaus überraschend. Schließlich ist er damit der erste ausländische Trainer in der mit Erfolgen gespickten Geschichte des Teams. Nachdem einem halben Jahr mit seinem neuen Team, das er erfolgreich durch die asiatische Qualifikation für die FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Frankreich führte, nahm sich Gerstner Zeit für ein Gespräch mit FIFA.com und berichtete über seine Erfahrungen als Cheftrainer.

"Es ist nie eine leichte Aufgabe, der Trainer des stärksten Teams der Welt zu sein", meint Gerstner, dessen erste echte Bewährungsprobe die AFC U-19-Frauen-Meisterschaft im Oktober 2017 war, die gleichzeitig als Qualifikationsturnier für Frankreich 2018 diente. "Wir sind in Nanjing in China angetreten, nicht nur um uns für die WM zu qualifizieren, sondern um das Turnier zu gewinnen. Das ist typisch für das Team der DVR Korea. Man will immer der Champion sein."

Fortschritte in Asien Für Gerstners Team verlief das Qualifikationsturnier in Nanjing reibungslos. Mit vier Siegen in Folge stürmte das Team ins Finale der Kontinentalmeisterschaft und qualifizierte sich direkt für Frankreich 2018. In den vier Partien beeindruckten die Nordkoreanerinnen stets rundum. In der Gruppenphase gab es drei klare Siege, gefolgt von einem 5:0 gegen Australien im Halbfinale, mit dem die WM-Qualifikation gesichert wurde. Im Finale allerdings gab es eine 0:1-Niederlage gegen Japan, womit der Traum vom zweiten kontinentalen Titel ausgeträumt war.

Trotz der Finalniederlage sah Gerstner vor allem die Fortschritte, die das Team in seiner Amtszeit gemacht hat. "Als ich das Team übernahm, war die körperliche Kondition der Spielerinnen nicht optimal", erinnert er sich. "Und was die Taktik angeht, wurden zu viele lange, hohe Bälle gespielt.

Fünf Monate später haben wir für unsere Leistungen in Nanjing von allen Seiten viel Lob bekommen. Die Spielerinnen sind jetzt viel schneller und gehen nach vorn, wann immer es möglich ist."

#AFCU19W Final: DPR Korea v Japan highlights pic.twitter.com/gHESD3RgZI

(#AFCU19W Finale: DVR Korea – Japan, Höhepunkte)

— AFC (@theafcdotcom) October 29, 2017

Aus den Leistungen des Teams schöpft Gerstner seine Zuversicht für die Zukunft. Das Resultat gegen Japan spielt für ihn keine so große Rolle. "Die DVR Korea ist im vergangenen Jahr im Finale der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft ebenfalls auf Japan getroffen. Damals haben die Koreanerinnen gewonnen. Aber dort war Japan trotz der Niederlage die bessere Mannschaft mit viel mehr Chancen.

In Nanjing war das eine ganz andere Sache. Dieses Mal haben die Japanerinnen gewonnen, obwohl meine Mannschaft mehr Torschüsse hatte. Es war deutlich zu sehen, wie sehr sich das Team weiter entwickelt hat."

Schlüsselspielerin Sung Das erfahrene Rückgrat der Mannschaft bilden mehrere Spielerinnen, die bei der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr den Titel geholt hatten. Ganz oben auf der Liste steht Sung Hyang Sim, die beim asiatischen Qualifikationsturnier als beste Torjägerin und auch als wertvollste Spielerin ausgezeichnet wurde.

"Hyang Sim ist eine sehr gute Spielerin mit exzellenter Technik", so Gerstner über die Angreiferin, die beim WM-Titelgewinn 2016 in Jordanien zudem den Silbernen Ball von adidas gewonnen hatte. "Sie ist sehr schnell und hat den so wichtigen Killerinstinkt. Sie weiß, wie sie den Ball im Tor unterbringen kann und gibt niemals auf. Wenn sie ihre torgefährliche Form halten kann, könnte sie eine der besten Torjägerinnen bei der WM werden.

Das gesamte Team hat seine Aufgaben in der Qualifikation brillant erledigt. Jede Spielerin hat etwas zum Erfolg beigetragen. Im kommenden Jahr ist die wichtigste Aufgabe nicht, individuelle Auszeichnungen zu holen, sondern den Weltmeistertitel zu verteidigen."