Dunn: Nachwuchsturniere sorgen für Selbstvertrauen

Crystal Dunn lässt dank ihrer Ballsicherheit und ihrer enormen Schnelligkeit die gegnerischen Verteidigerinnen gleich reihenweise stehen und erzielt Tore wie am Fließband. 2016 traf sie bereits acht Mal für die U.S.-Nationalmannschaft und ließ damit zahlreiche etablierte Stürmerinnen hinter sich. Diese Bilanz ist umso beeindruckender wenn man bedenkt, dass Dunn den größten Teil ihrer Karriere in den Nachwuchsmannschaften als Verteidigerin absolvierte.

In den Jahren vor der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer gehörte sie nicht regelmäßig zum Kader und wurde kurz vor Beginn des Turniers als eine der letzten Spielerinnen noch von Trainerin Jill Ellis gestrichen. Doch dass sie den Titelgewinn in Kanada verpasst hat, scheint die 23-Jährige kaum bremsen zu können.

Da sie in der NWSL mit zahlreichen Toren für Furore sorgte, holte Ellis sie schnell in den Kader für die Qualifikation für das Olympische Fussballturnier der Frauen in Rio 2016 zurück. Trotz des verpassten Turniers in Kanada verfügt Dunn über viel wertvolle Erfahrung, die sie bei ihren Turnieren im Nachwuchsbereich sammelte. Diese dürfte ihr sehr zugute kommen, falls sie es in den Kader für Rio schafft.

"Dank der Teilnahme an diesen Nachwuchsturnieren fühle ich mich heute auf dem Platz wohl und habe ein gesundes Selbstvertrauen", sagte sie mit Blick auf die FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft Neuseeland 2008 und die FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft Japan 2012 gegenüber FIFA.com. "Wenn man schon so jung dieser Art von Druck ausgesetzt wird, dann ist man später ganz einfach besser darauf vorbereitet.

Ich habe diese Erinnerungen stets im Hinterkopf. Als ich 17 war, stand ich im Finale gegen die DVR Korea. Ich blickte mich um und dachte 'Wow, das ist wirklich überwältigend!' Natürlich war es enttäuschend, dass wir nicht den Titel holten, aber wertvolle Erfahrung habe ich trotzdem gesammelt. 2012 haben wir dann in Japan die Weltmeisterschaft gewonnen. Den Finalsieg gegen Deutschland werde ich wohl nie vergessen."

Einigen der größten Stars im Frauenfussball entging nicht, wie sehr Dunn davon profitierte, dass sie bereits so jung auf einem so hohen Niveau an großen Turnieren teilnahm. "Ich erinnere mich noch, wie Abby (Wambach) mit mir darüber sprach und sich beschwerte, dass sie selbst nie die Erfahrung gemacht hat, ein Nachwuchsturnier zu gewinnen", so Dunn. "Sie war darüber sogar ein bisschen ungehalten.

Sie sagte: 'Oh Mann, ich habe nie die Gelegenheit gehabt, in diesem jungen Alter schon solche Erfahrungen zu machen.' Aber das hat sie ja nun nicht davon abgehalten, sehr viel mehr zu erreichen!"

Dunn als DJDer zweite Platz bei der ersten FIFA U-17-Frauen-WM, der Titelgewinn mit der U-20-Auswahl 2012 in Japan und all die gesammelten Erfahrungen tragen natürlich mit dazu bei, dass die in New York geborene Akteurin auch in der A-Nationalmannschaft aufblüht. Nachdem sie mittlerweile fest in der Mannschaft etabliert ist, hat Dunn noch eine weitere Aufgabe übernommen, die nicht zu den leichtesten gehört und die angesichts der bei einem Scheitern drohenden Konsequenzen nur von einer couragierten, erfahrenen Spielerin übernommen werden kann:

"Ich kümmere mich normalerweise um die Musik", sagt sie mit leichter Beklommenheit in der Stimme. "Diesen Job will eigentlich niemand haben, denn man steht enorm unter Druck! Wenn du einen schlechten Song auflegst, heißt es gleich 'Nieder mit dem DJ!'

Aber damit kann man auch alles prima in Bewegung bringen. Ich bin sogar stolz darauf, dass ich so etwas wie der Klassenclown bin und herumtanze... Die anderen nehmen das manchmal auf Video auf – leider! Insgesamt gibt es oft genug viel Druck im Umfeld all dieser Spitzenspielerinnen. Daher versuche ich, so viel Spaß wie möglich mit reinzubringen."

Dunn setzt also alles daran, in der Umkleide für gute Stimmung zu sorgen. Und ihr ist klar, dass sie immer stärker zu einem Teil des Teamkerns der U.S.-Amerikanerinnen auf dem Weg nach Frankreich 2019 und darüber hinaus wird. Zu den Spielerinnen, mit denen sie schon im Nachwuchsbereich zusammen spielte und die nun auch in der A-Mannschaft wieder ihre Teamkameradinnen sind, wie Morgan Brian, Julie Johnston und Sam Mewis, hat Dunn großes Vertrauen:

"Ich habe volles Vertrauen in die Spielerinnen im Team, mit denen ich schon im Nachwuchsbereich gespielt habe", so Dunn zum Abschluss. Ich denke, dass wir alle einiges auf dem Kasten haben. Und wir sind alle gute Teamspielerinnen und haben daher eine große Zukunft vor uns."