Mittwoch 24 Juni 2020, 07:28

Coll hat noch eine Rechnung offen

  • Die Torhüterin Catalina Coll hat in Spanien rosige Zukunftsaussichten

  • Mit 19 Jahren hat sie beim FC Sevilla bereits ihr Debüt in der ersten Liga gegeben

  • Die U-17-Weltmeisterin des Jahres 2018 möchte bei der U-20-WM an ihren Erfolg anknüpfen

Catalina Coll hat einen geradezu schwindelerregenden Höhenflug hinter sich und mit 19 Jahren bereits ihr Debüt in der ersten spanischen Liga gegeben. Doch die Nervosität hält sich in Grenzen, wenn du weißt, dass du schon wichtigere Spiele bestritten hast. "Das hilft wirklich. Es gibt dir das Vertrauen, dass du es schaffen kannst und deine Sache gut machen wirst." Mit wichtigen Spielen kennt Cata Coll sich gut aus.

Sie saß nämlich schon im Alter von 15 Jahren auf der Ersatzbank, als Spanien bei der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2016 den dritten Platz belegte. Mit 17 wurde sie, bereits als Stammtorhüterin, mit der U-20-Auswahl Vizeweltmeisterin und wenige Monate später gewann sie die FIFA U-17-Weltmeisterschaft in Uruguay und damit den ersten Weltmeistertitel für den spanischen Frauenfussball. Dazwischen holte sie noch einige Medaillen bei europäischen Juniorinnenwettbewerben.

"Diese Generation war ein echter Boooooom", meint sie lachend. "Aber wir stehen mit beiden Beinen fest auf dem Boden und sind uns gar nicht wirklich bewusst, was wir da alles erreicht haben. Wir sind noch jung und möchten mit dem A-Nationalteam so viele Titel wie möglich gewinnen. Ihre Teamkameradin Eva Navarro hat bereits für das A-Nationalteam gespielt, und Coll ist auf einem guten Weg dorthin.

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Schon gewusst?

  • Coll begann als Mittelfeldspielerin und bat im Alter von 10 Jahren darum, einen Versuch im Tor machen zu dürfen.

  • Sie spielt mit der Rückennummer 13 zu Ehren von David Dudu Aouate, dem Torhüter, der in ihrer Kindheit bei RCD Mallorca zwischen den Pfosten stand. Ein weiteres Vorbild ist Sandra Paños, Stammtorhüterin bei Barça und im spanischen Nationalteam.

  • Aus der Nachwuchsabteilung von UD Collerense: aus den Reihen des unterklassigen Klubs von den Balearen sind weitere Nationalspielerinnen hervorgegangen, unter anderem Virginia Torrecilla, Mariona Caldentey und Patri Guijarro.

  • Lehrerin: Wenn sie sich auf Mallorca aufhält, trainiert sie die Mädchen und Jungen in der Torwartschule von Pablo Roca, der sie seinerzeit ausgebildet hat.

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Ziel: erste Liga

Coll wurde erst vor einem Jahr vom FC Barcelona unter Vertrag genommen und an den FC Sevilla ausgeliehen, um Spielpraxis in der ersten Liga zu bekommen. Auch dort war die Konkurrenz allerdings stark, denn mit Sara Serrat und Noelia Ramos waren zwei weitere Nationaltorhüterinnen bei Sevilla. Doch am Ende stand fast immer Coll zwischen den Pfosten.

"Ich mag Herausforderungen und Konkurrenzkampf, denn wenn du weißt, dass du spielst, wirst du automatisch bequem. Es nicht zu wissen und mir jeden Tag 100 Prozent abzuverlangen, hat mich kopfmäßig weitergebracht. Du lernst, auf deine Chance zu warten und wenn sie dann kommt, musst du sie nutzen."

Als COVID-19 für eine Zwangspause der Liga sorgte, hatte Coll einige gute Paraden abgeliefert und den Eindruck hinterlassen, dass das Beste noch kommen würde.

"Was mich in diesem ersten Jahr am stärksten beeindruckt hat, sind die alltäglichen Anforderungen. Vorher war ich daran gewöhnt, drei Tage pro Woche zu trainieren, weil die Leute im Team noch anderswo gearbeitet haben. Wenn du in einem Profiteam spielst, ist das deine Arbeit und du musst dir nicht noch eine andere Beschäftigung suchen, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist ein großer Unterschied. Auch die Anlagen sind besser, und wenn du morgens trainierst, hast du nachmittags frei. Dafür bin ich sehr dankbar."

Coll ist zufrieden mit ihren Erfahrungen in Sevilla und muss nun mit Blick auf die nächste Saison entscheiden, wo es hingehen soll. "Das ist eine Zwickmühle, weil ich vom Bauchgefühl her gerne bei Barça bleiben würde, der Kopf sagt aber, dass ich mehr Einsatzzeit brauche, um Spielerfahrung zu sammeln. Bei Barça spielt Paños, die zu den Besten gehört. Am Ende werde ich die Entscheidung treffen, die für mich am Besten ist."

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Countdown zur WM

Auf jeden Fall hat Coll die neuen Daten der U-20-WM im Hinterkopf, die eigentlich im August stattfinden sollte, nun aber aufgrund der Pandemie verschoben wurde. Das Turnier wird nächstes Jahr vom 20. Januar bis 6. Februar in Costa Rica und Panama ausgetragen. "Wir haben uns die Daten im Kalender schon rot angestrichen. Das Turnier ist bei mir und meinen Teamkameradinnen schon Gesprächsthema. Wir freuen uns wirklich auf die WM. Schließlich waren wir vor zwei Jahren schon dabei und haben im Finale verloren. Wir haben also noch eine Rechnung offen."

Von diesem Turnier blieb ein bitterer Nachgeschmack. Damals unterlagen die Spanierinnen im Endspiel 1:3 gegen Japan, nachdem sie zuvor im Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich geglänzt hatten, in dem Coll sogar einen Elfmeter gehalten hatte. "Wir haben dieses wirklich schwere Halbfinale gewonnen, und dann gehst du total begeistert ins Finale und kassierst drei Gegentore ... das ist nicht schön. Wir wollen uns diesen Stachel aus dem Fleisch ziehen."

Außerdem wäre da noch die Europameisterschaft, bei der das Team sich für die WM qualifiziert hat. Spanien war als klarer Titelfavorit ins Rennen gegangen, doch dann machte ausgerechnet Frankreich den Titeltraum im Halbfinale zunichte. "Wir konnten es nicht glauben. Wir hatten ein super starkes Team, und Frankreich hat uns hart getroffen, aber dieser Rückschlag zeigt uns, dass wir uns nicht zurücklehnen dürfen und dass es im Leben immer eine zweite Chance gibt. Jetzt kommt eben die U-20-WM."

Der Traum vom doppelten Titelgewinn

Innerhalb weniger Monate könnten Coll und einige ihrer Teamkameradinnen zu Doppelweltmeisterinnen avancieren. "Das muss man sich einmal vorstellen! Wir können es wirklich kaum erwarten, im Januar anzutreten und zu sagen: 'Hier kommt Spanien!'."

Von der letzten Reise über den großen Teich kam das Team mit dem Weltmeistertitel im Gepäck nach Hause.