Freitag 20 Oktober 2017, 06:09

Spanien macht auch abseits des Platzes die Hausaufgaben

  • Die Spieler müssen mindestens eine Stunde pro Tag lernen

  • Nacho Díaz, Marc Vidal und Diego Pompín berichten

  • Sie vergleichen ein Spiel mit einer Prüfung und haben einen Rat

  • Was ist schwieriger - eine Prüfung oder ein Spiel? "Eine Prüfung … Bei einem Spiel macht man das, was einem Spaß macht!"

Nacho Díaz lacht über seinen Witz, seine Teamkameraden Marc Vidal und Diego Pompín nicken zustimmend mit den Köpfen. Die drei – und alle anderen Spieler der spanischen Nationalmannschaft – müssen während der FIFA U-17-Weltmeisterschaft Indien 2017 mindestens eine Stunde pro Tag mit Lernen verbringen.

"Ziel ist es, dass die Spieler so wenige Unterrichtsstunden wie möglich versäumen, wenn sie bei einem Turnier sind", erklärt David Gordo, der Assistenztrainer, der bei den Gruppensitzungen die Rolle des Tutors übernimmt, im Gespräch mit FIFA.com.

"Dem Verband ist bewusst, dass die Spieler sich mitten in der Ausbildung befinden, und dass man sich nicht nur mit dem fussballerischen Teil befassen darf, sondern das Ganze ganzheitlich angehen muss. Alle müssen teilnehmen, unabhängig davon, ob sie mit ihren Aufgaben im Zeitplan sind oder nicht", fügt er hinzu.

"Das ist eine große Hilfe, denn sonst bist du bei der Rückkehr mit dem Lehrstoff wirklich im Rückstand. Alle wissen Dinge, von denen du keine Ahnung hast, und dann wird es schwer", meint Díaz, der genau wie Vidal und Pompín in der Oberstufe ist, deren Abschluss zu einem Universitätsstudium berechtigt.

"Manchmal ist es schwierig, sich auf die Bücher zu konzentrieren, weil man bei einem so wichtigen Turnier den ganzen Tag nur an Fussball denkt. Aber gleichzeitig hilft es auch beim Abschalten", erklärt der Stürmer von Villarreal, der in Valencia eine Abendschule besucht.

"Das Gute am Lernen in der Gruppe ist, dass wir uns gegenseitig helfen. Für mich ist das wichtig, weil ich in allen Fächern Probleme habe", meint Vidal lachend. Er und Díaz spielen für denselben Klub und sind in derselben Jahrgangsstufe.

"Was mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet? Sprachen. Das ist nichts, was man auswendig lernt und dann klappt es. Das ist ein Lernprozess, der Zeit braucht", meint der Torhüter.

"Für mich ist Chemie schwer, wenn ich in die Schule zurückkehre", erklärt Pompín, der auf Vereinsebene als Angreifer für Celta de Vigo spielt. "Da ich der einzige in meiner Liga bin, der in dieser Jahrgangsstufe ist, kann man keinen speziellen Stundenplan für mich zusammenstellen. Chemie ist das Fach, in dem ich am häufigsten fehle, weil ich beim Training bin. Daher ist das hier für mich eine große Hilfe."

Prüfung oder Spiel

  • "Die Nervosität vor einer Prüfung ist durchaus mit der vor einem wichtigen Spiel vergleichbar." (Díaz)

  • "Wenn man in der Startelf steht, braucht man ähnlich viel Konzentration wie bei einer Prüfung." (Vidal)

  • "Wenn ich mir für eine Prüfung Namen merken muss, hilft es mir, sie in einem Spielsystem anzuordnen." (Pompín)

Studienpläne

  • "Ich möchte gern etwas im Sportbereich studieren, denn das ist meine große Leidenschaft. Ich weiß aber noch nicht genau was." (Díaz)

  • "Auch etwas im Zusammenhang mit Sport, aber eher in Richtung Lehramt" (Vidal)

  • "Ich interessiere mich für Psychologie, und es kann gut sein, dass ich nächstes Jahr mit dem Studium beginne. Ich werde wohl auch studieren, wenn es mit dem Fussball weitergeht." (Pompín)

Ein Rat für Jugendliche, die zugunsten des Fussballs auf eine Ausbildung verzichten möchten

  • "Im Fussball ist es schwer, Karriere zu machen. Das schaffen nur einige wenige. Der Rest muss eine Alternative haben, und dann macht man besser etwas, an dem man Spaß hat." (Díaz)

  • "Selbst wenn man es schafft, ist die Karriere kurz. Auch danach muss man wissen, was man mit seinem Leben anfängt." (Vidal)

  • "Eine Routine, wie sie ein Studium erfordert, hilft auch im Fussball weiter. Du lernst, Zeitpläne einzuhalten und musst diszipliniert sein. Das ist wichtig, weil es deine Persönlichkeit formt." (Pompín)