Freitag 01 November 2019, 12:41

Reyna: Familienbande in Brasilien

  • Giovanni Reyna auf den Spuren seiner Eltern

  • Gesamte Familie ist vor Ort bei der U-17-WM in Brasilien

  • USA brauchen Sieg gegen Niederlande

Giovanni Reyna ist DER Starspieler und Kapitän des U.S.-amerikanischen U-17-Teams, das sich aktuell bei der FIFA U-17-Weltmeisterschaft 2019 in Brasilien befindet.

Nachname "Reyna"? Kommt einem dieser Name nicht irgendwie bekannt vor? Auf jeden Fall! Vater Claudio spielte zwischen 1995 und 2007 in Europa, unter anderem in Deutschland (Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg), England (Manchester City) und Schottland (Glasgow Rangers). In der U.S.-amerikanischen Nationalmannschaft bestritt er 114 Länderspiele und nahm an vier FIFA-Weltmeisterschaften teil. Und es kommt noch mehr: Sein Mutter ist Danielle, ebenfalls Ex-Nationalspielerin der USA.

"Es ist natürlich etwas Besonderes, in die Fußstapfen der Eltern zu treten", erklärt Sohn Giovanni im FIFA.com-Interview voller Stolz. "Unsere ganze Familie ist fussballbegeistert“ - und ist extra nach Brasilien angereist, um ihn beim weltweiten Gipfeltreffen zu unterstützen. Neben den Eltern sind auch seine beiden Geschwister (Bruder Joah-Mikel, 12 Jahre; Schwester Carolina, 10) vor Ort. An den ersten beiden Spieltagen erschallten im Estádio Kléber Andrade von Vitoria immer wieder "USA, USA"-Sprechchöre von der Tribüne. Nicht auszuschließen, dass dies von seiner Familie kam.

Damit die Reise an den Zuckerhut nicht nur von kurzer Dauer ist, müssen die Stars and Stripes in der Gruppe D ihr drittes Spiel gegen die Niederlande unbedingt gewinnen, um möglicherweise als einer der besten Gruppendritten noch den Sprung ins Achtelfinale zu schaffen. Die Niederlagen gegen Senegal (1:4) und das torlose Remis gegen Japan schmerzen dabei immens und das nicht nur wegen der mageren Punkteausbeute.

"Ich habe mich am Ende des ersten Spiels leicht verletzt und hatte danach einige Tage Schmerzen. Daher haben die Trainer und ich entschieden, dass ich gegen Japan erstmal draußen bleibe." Wenn der Kapitän und Star-Spieler erstmal nur auf der Bank Platz nimmt, hat das zweifelsohne Auswirkungen auf das gesamte Spiel. Wie gut, dass Amerikas Nummer 10 kurz nach der Pause doch noch eingewechselt werden konnte und das Offensivspiel merklich belebte.

Die Qualitäten des 17-jährigen Mittelfeldspielers sind längst unbestritten und über die Grenzen hinaus bekannt. Seit letztem Sommer wandelt er auf den Spuren seines Vaters und ist beim deutschen Klub Borussia Dortmund unter Vertrag. "Gio ist ein fantastisches Talent und verfügt über großes Potenzial und hat schon viel Selbstvertrauen“, lobt Ex-BVB-Star Jörg Heinrich. Der ehemalige BVB-Assistenztrainer und heutige Vereinsbotschafter ergänzt: "Reynas Talent ist ähnlich wie das von Pulisic, vielleicht sogar etwas größer."

Zur Erinnerung: Eben jener Pulisic war als Jugendspieler zu den Schwarz-Gelben gekommen, wo er zum Star reifte. Im vergangenen Sommer wechselte der U.S.-Amerikaner für über 60 Millionen Euro zum Premier League-Klub FC Chelsea.

Auch Reyna darf inzwischen bei den "Großen" mitmachen und erntet regelmäßig große Anerkennung. "Er ist körperlich schon sehr weit", staunte Torhüter Roman Bürki nach den ersten gemeinsamen Tagen während der USA-Tour des BVB vor wenigen Monaten, wo Reyna auch seine erste Profiminuten bekam. "Man merkt nicht, dass er erst 16 Jahre alt ist. Er spielt sehr robust. Und er weiß, worum es geht."

Andere über Giovanni Reyna

"Gio ist bereits sehr gut, er hat einen starken ersten Eindruck hinterlassen. Er hat auch keine Schwierigkeiten mit der Art, wie wir Fussball spielen wollen." Lucien Favre (BVB-Trainer)

"Für ein Kind im Alter von 15 Jahren hat er eine bemerkenswerte Präsenz auf dem Platz und sein Spielverständnis ist wirklich gut. Er kann Tore schießen und er versteht die taktischen Anforderungen des Spiels." Patrick Vieira (einstiger Trainer von Reyna vor einem Jahr)

"Er ist viel athletischer als ich, viel torgefährlicher. Er ist sehr technisch und hat ein gutes Gespür für offene Räume. Danielle war eine großartige Läuferin - und er ist ein Läufer." "Papa" Claudio

Nicht nur was seine fussballerischen Qualitäten angeht, scheint Gio weiter zu sein, als die meisten seiner Altersgenossen und das mag einen traurigen Hintergrund haben. Als er neun Jahre alt war, starb sein vier Jahre älterer Bruder Jack an den Folgen einer Krebserkrankung. "Es war die schlimmste Zeit, die ich bislang erlebt habe. Und das wird sie wahrscheinlich für den Rest meines Lebens bleiben. Ich denke, diese Zeit hat mir dabei geholfen, erwachsener zu werden."

"Am Tag nach Jacks Tod sagte Gio zu mir: 'Ich werde jetzt nie ein guter Fussballspieler sein, denn mein großer Bruder hat mir alles beigebracht'", erinnerte sich seine Mutter einst gegenüber Sports Illustrated and die schlimme Zeit.

Heute nimmt Giovanni den Verlust als Motivation. "Er ist der Grund dafür, warum ich heute hier bin. Deshalb möchte ich auch ihn stolz machen." Die nächste Chance hat Giovanni bereits am Samstag, wenn der Rekord-WM-Teilnehmer auf den Europameister trifft. "Sollte ich einen Tor erzielen, würde ich es meinem Bruder widmen."