Freitag 27 Oktober 2017, 19:14

Latibeaudiere blickt unbeirrt nach vorne

  • Latibeaudiere vergab im Finale der U-17-EM gegen Spanien seinen Elfmeter

  • Als Kapitän strebt er im Finale von Indien 2017 nach Wiedergutmachung

  • "Ein Moment, der mich vielleicht stärker gemacht hat"

Steve Cooper wird nicht müde, es in jeder Pressekonferenz zu wiederholen: "Ich glaube an meine Spieler." Der englische Nationaltrainer hat guten Grund dazu, denn seine Schützlinge stehen im Finale der FIFA U-17-Weltmeisterschaft Indien 2017.

"Ich glaube an alle meine Spieler, und meine Beziehung zu jedem einzelnen ist in guten wie schlechten Momenten gleich stark. Nicht nur, weil sie gute Spieler sind, sondern auch, weil sie einfach gute Jungs sind", versichert er am Vortag des Finalduells gegen Spanien. "Joel ist das perfekte Beispiel für ein Verhalten, das man sich von einem englischen Nationalspieler wünscht - in Höhen wie in Tiefen."

Mit "Joel" meint der Coach Joel Latibeaudiere, seinen Kapitän. Dieser sitzt an seiner Seite und senkt vor den etwa 50 Medienvertretern schüchtern den Kopf, als er das Kompliment hört. "Die Höhen", das sind die sechs Spiele, in denen der defensive Mittelfeldspieler brillierte, um das Finale zu erreichen. Mit den "Tiefen" spielt Cooper auf das Endspiel der UEFA U-17-EM 2017 an, das England vor wenigen Monaten ausgerechnet gegen Spanien verlor.

Die Three Lions waren zwei Mal in Führung gegangen und kassierten in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich. Im Elfmeterschießen hatten sie gegen die Spanier das Nachsehen. Zwei Engländer vergaben ihre jeweiligen Versuche: Rhian Brewster und Latibeaudiere... "Einen Elfmeter zu verschießen ist natürlich ein schwerer Moment, aber die Mannschaft hat mich sehr unterstützt", sagt der Spieler von Manchester City im Rückblick. "Aber es war ein Moment, der aus mir heute vielleicht einen besseren Spieler gemacht hat. Ich fühle mich mental stärker."

"Das hat ihn stärker gemacht", bekräftigt sein Nationalcoach, der trotz des unglücklichen Ausgangs im kontinentalen Entscheidungsspiel keinerlei Angst davor hat, dass es erneut zu einem Elfmeterschießen kommen könnte.

England und die Elfmeter in Indien

  • Sieg nach Elfmeterschießen im Achtelfinale gegen Japan

  • Ein zugesprochener Elfmeter, verwandelt durch Rhian Brewster

  • Eine Philosophie: "Die Elfmeter gehören zum internationalen Fussball dazu. Das ist eine Erfahrung, die sowohl die Spieler als auch der Trainerstab machen müssen. Es ist ein Puzzlestück und ein Teil der Gesamtleistung. Wie für jeden anderen Aspekt des Spiels ist das einzige, was man tun kann, sich darauf vorzubereiten und zu wissen, wie man diese Hürde nimmt. Sollte es morgen erneut eintreffen, sind wir bereit. Wenn es uns später passiert, im nächsten Turnier, werden wir es auch sein." - Steve Cooper

Doch im englischen Lager kommt es ohnehin nicht in Frage, sich zu sehr auf das schmerzhafte Ende des in Kroatien gegen La Rojita verlorenen Finales zu fixieren. "Wir haben viel gelernt in dieser Partie. Und wenn wir zurückblicken, sind wir stolz auf die Art und Weise, wie wir gespielt haben, und auf das, was wir erreicht haben. Wir waren ihnen ebenbürtig. Aber das ist jetzt Vergangenheit", versichert der englische Kapitän. "Wir schauen nie zurück. Wir schauen nur auf das, was vor uns liegt", ergänzt Cooper.

Und sollte Latibeaudiere gegen Spanien plötzlich wieder am Elfmeterpunkt stehen, wird auch er unbeirrt nur auf das blicken, was vor ihm liegt. Und vielleicht erkennt er, wie sich hinter dem Tor das Schattenbild einer Revanche und eines WM-Siegs abzeichnet...