Mittwoch 18 Oktober 2017, 09:02

Keeper Anderson wird Englands Elfmeterheld

  • Englands Curtis Anderson pariert und trifft im Elfmeterschießen

  • Nur zwei Gegentreffer in vier Spielen

  • Viertelfinale gegen USA: "Wir werden bereit sein"

Der englische Fussball und Elfmeterschießen - jeder Fussballfan weiß, dass man dies keineswegs als eine Liebesbeziehung bezeichnen kann. Die Bilanz spricht Bände. Seit 1990 musste die englische Nationalelf bei großen Turnieren insgesamt sechsmal zu einem Elfmeterschießen antreten. Fünfmal, so oft wie keine andere Mannschaft, ging es für die Engländer nicht gut aus aus. Bei der WM 1990 sowie der EM 1996 hieß der Gegner Deutschland, beim Turnier 1998 Argentinien, in den Jahren 2004 und 2006 unterlag die Mannschaft Portugal.

Wissenschaftler sollen sogar herausgefunden haben, dass sich englische Spieler weniger Zeit bis zum Schuss lassen als beispielsweise die Deutschen oder Franzosen. Zudem würden englische Spieler deutlich öfter den Blickkontakt zum Torwart meiden.

So ist es vielleicht auch kein Wunder, dass der erste Gedanke von Steve Cooper nach Abpfiff der 90 Minuten des Achtelfinalspieles gegen Japans bei der FIFA U-17-Weltmeisterschaft Indien 2017 folgender war: "Oh Mist". Dies verrät der englische U-17-Trainer mit einem Lachen auf der anschließenden Pressekonferenz. Um gleich aber wieder ernst zu werden. "Meine Spieler sind auf alles vorbereitet und wir haben immer einen Plan - auch für ein Elfmeterschießen. Dies ist internationaler Fussball auf hohem Niveau, da darf man sich nicht überraschen lassen."

Letztendlich war es vor allem seinem Torhüter Curtis Anderson zu verdanken, dass sich die Three Lions für die Runde der letzten Acht qualifizierten. Englands Nummer eins parierte den dritten Versuch Japans durch Hinata Kida mit einer klasse Parade, um anschließend selbst per Flachschuss für die Entscheidung zu sorgen.

"Ich übernehme gerne Verantwortung und habe das auch schon früher gemacht", freut sich Englands Nummer eins in den Katakomben des Vivekananda Yuba Bharati Krirangan Stadiums von Kolkata über seinen Coup. "Das ist für mich ganz normal. Ich würde allerdings keinen Strafstoß im Spiel schießen."

Gedanken darüber, dass die Engländer in der Historie eine eher schlechte Bilanz vom Punkt haben, habe er sich nicht gemacht. Auf die Linie stellen, Konzentration und sich dann "für eine Seite entscheiden. Ein bisschen Glück gehört auch immer dazu."

Nun geht es am Samstag gegen die USA, die ihr Achtelfinale souverän mit 5:0 gegen Paraguay gewannen. "Zweifelsohne ein starker Gegner, aber wir werden bereit sein."

Es spricht das pure Selbstbewusstsein aus dem 17-Jährigen und das vollkommen zu Recht. Denn mit lediglich zwei Gegentreffern in vier Spielen (beide beim 3:2-Sieg gegen Mexiko) stellen die Engländer eine der stärksten Defensiven des bisherigen Turniers. Nimmt man also das berüchtigte Sprichwort 'Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Titel' sowie die neu entflammte Liebe zum Elfmeterschießen zusammen, so dürfte von den Europäern in Indien wahrlich noch einiges zu erwarten sein.