Pelés große Leistungen stehen bei den neuen Generationen von Fussballliebhabern angesichts von sozialen Medien und Videospielen oft im Schatten. Doch überraschenderweise ist der beste brasilianische Spieler aller Zeiten noch immer eine Inspiration für den Nachwuchs des Landes. O Rei beendete seine Karriere 25 Jahre vor Kaio Jorges Geburt im Jahr 2002 und ist trotzdem das größte Vorbild des Angreifers der brasilianischen Auswahl, die gerade die FIFA U-17-Weltmeisterschaft auf heimischem Boden bestreitet.

Am Mittwoch erzielte der Stürmer und Pelé-Verehrer im hart umkämpften Achtelfinalduell mit Chile in Brasília zwei entscheidende Treffer für sein Land, das am Ende mit 3:2 gewann. Sein erstes Tor war ein präzise ausgeführter Freistoß, das zweite ein verwandelter Elfmeter. Darüber hinaus erzielte der Mittelstürmer einen weiteren Treffer, der jedoch vom Videoassistenten aberkannt wurde.

In einem Interview überraschte Kaio Jorge kürzlich mit der Aussage, Pelé sei sein Lieblingsspieler. Im Anschluss an die Partie gegen Chile bestätigte der Angreifer im Gespräch mit FIFA.com, dass er dem Idol der Vergangenheit den Vorzug vor aktuellen Stars gibt. "Ich höre viel von ihm und in Brasilien weiß jeder, der sich mit Fussball auskennt, dass er unser König ist. Ich verehre ihn wirklich, denn er ist einfach brillant", erklärt er.

Der 17-Jährige berichtet, dass er dem illustren Weltmeister von 1958, 1962 und 1970 bereits zweimal persönlich begegnet ist. Da er der Nachwuchsabteilung des FC Santos angehört, Pelés ehemaligem Klub, ist er automatisch immer wieder mit dem Erbe des großen Stars konfrontiert. Zu einer der Begegnungen kam es bei einer Veranstaltung im Pelé-Museum der Stadt Santos.

Die Partie gegen Chile war die bislang schwierigste der Seleção bei der U-17-WM, und Kaio Jorge drückte ihr seinen Stempel auf. "Wir spielen hier ein sehr schweres Turnier, da gibt es keine leichten Spiele. Wir sind gut ins Spiel gekommen, aber am Ende der ersten Halbzeit haben wir einen Moment nicht aufgepasst", erklärt er mit Blick auf den chilenischen Führungstreffer zum 2:1.

Besonders das erste Tor des Stürmers erregte Aufmerksamkeit. Kaio verwandelte einen Freistoß und schoß dabei in die Ecke, in der Torwart Julio Fierro postiert war. "Ich führe schon seit der U-11 Freistöße aus. Zwischendurch habe ich aufgehört, aber dann habe ich vor Kurzem wieder angefangen zu trainieren", berichtet er. "Bei der Zusammenkunft vor dem Spiel wurde gesagt, dass der chilenische Torwart sich ziemlich viel bewegt. [Als ich den Freistoß ausführte,] habe ich dann gesehen, dass er sich bewegt hat, und habe abgezogen", beschreibt er die Situation.

In die große Freude über den Viertelfinaleinzug mischte sich bei Kaio Jorge nach dem Abpfiff die Trauer über den Ausfall von Talles Magno. Der Teamkamerad musste im Estádio Bezerrão mit einer Oberschenkelverletzung vom Platz und wurde von den Kollegen in die Kabine getragen.

Unabhängig davon, wer im Viertelfinale an der Seite von Jorge spielen wird, kann der Mittelstürmer jedoch mit viel Unterstützung von den Rängen rechnen. Er gehört zu den brasilianischen Spielern, deren Familienangehörige die WM-Spiele im Stadion verfolgen. Die Cousins und Großeltern sind aus Recife angereist, der Heimatstadt des Spielers.